Im Jahr 1982 geht eine erfolgreiche Firmengeschichte in Meßkirch zu Ende: Die renommierte, weltweit bekannte Firma Dual schließt ihre Pforten, nachdem ihr Name 29 Jahre lang eng mit der Zimmernstadt verknüpft war. Ihr Aufstieg beginnt außergewöhnlich erfolgreich, bis sie ab dem Ende der 70er Jahre dem Konkurrenzdruck nicht mehr standhält. „Das Meßkircher Werk war aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht mehr zu halten, aber das Meßkircher Werk war von seiner Funktion her eines der besten Werke“, so lautet die Einschätzung des damaligen Konkursverwalters.

Das erste Dual-Zweigwerk in Meßkirch wird im Jahr 1956 in Betrieb genommen. Damals befindet es sich noch in der von der Stadt angemieteten Haberhalle am Adlerplatz. „Wir waren uns klar, dass das kein Staatsstück ist, diese Halle. Aber wir wussten, dass sie sich sehr wohl als Keimzelle eignet“, blickt Bürgermeister Siegfried Schühle in seiner Rede zum zehnjährigen Jubiläum des Zweigwerks im Jahr 1966 auf die Gründung in Meßkirch zurück.
20 Mitarbeiter sind dort unter der Leitung von Helmut Jäckle mit der Fertigung von Trockenrasierern beschäftigt. Ein Jahr später beginnt die Fertigung von Abtastnadeln und Tonabnahmeköpfen. Im Jahr 1959 zieht die Firma in den Neubau in der Graf-Mangold-Straße um. Bei der offiziellen Einweihung im Jahr 1960 beschäftigt Dual bereits 180 Personen im Meßkircher Werk, davon 90 Prozent Frauen.

Das von Helmut Jäckle aufgebaute Werk produziert in der Folgezeit Tonabnehmersysteme, Verstärker für Koffergeräte und Mikrofone für Tonbandgeräte. Im Jahr 1961 beginnt die Vergrößerung des Gebäudes mit seinem markanten Sägezahndach. 220 Plattenspieler laufen täglich vom Band. Der Mitarbeiterstamm ist im Jahr 1963 bereits auf 250 Personen angewachsen, darunter 80 Prozent Frauen.
420 Personen aus sieben Nationen sind im Jahr 1970 beschäftigt. Um den Arbeitsstandort Meßkirch attraktiv zu machen, lässt Firmeninhaber Siegfried Steidinger zusammen mit einer Wohnbaugesellschaft 22 neue Wohnung sowie auf firmeneigenem Gelände ein Wohnheim für ausländische Gastarbeiter erstellen.

Nicht nur das Firmenareal erinnert heute noch an die Erfolgsgeschichte von Dual, sondern auch das Wandmosaik im Hallenbad des Konstanzer Künstlers Hans Sauerbruch, das Firmenchef Siegfried Steidinger der Stadt Meßkirch stiftete. Als er anlässlich seines siebzigsten Geburtstags die Meßkircher Ehrenbürgerwürde verliehen bekommt, stiftet Steidinger als Dank den Springbrunnen im Hofgarten. Siegfried Schühle lobt in seiner Jubiläumsrede die Verhandlungen „im Geiste gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauens“ und erinnert sich an die humorvollen Worte von Oskar Steidinger nach Abschluss des Vertrags: „Wir haben gemeint, dass nur die Schwarzwälder Dickschädel sind und harte Verhandlungspartner, aber ich muss doch feststellen, die Heuberger sind es genauso.“
Den Betriebsleiter Helmut Jäckle beschreibt Schühle als geeignete Führungskraft, die Schwierigkeiten durch persönliche Verhandlungen beseitigt. Dass der Betrieb in der Haberhalle so gut angelaufen sei, führt Walter Karrer, Mitglied der Dual-Geschäftsleitung, anlässlich des Jubiläums im Jahr 1966 auf den immensen Willen, mit dem dort gearbeitet worden sei, auf den Fleiß, die Anpassungsfähigkeit der Mitarbeiter und auf die gute Unterstützung durch die gesamte Öffentlichkeit zurück. „Es war in den meisten Fällen der Betrieb Meßkirch, der zunächst als Prüfstein für eine neue Entwicklungsstufe herhalten musste“, wertschätzt er das Meßkircher Werk.

Im Jahr 1975 umfasst die Firma elf Werke mit insgesamt 3500 Mitarbeitern und produziert täglich 6000 Plattenspieler für den weltweiten Markt. Doch drei Jahre später schreibt Dual erstmals rote Zahlen. Durch zunehmenden Konkurrenzdruck und das Aufkommen der digitalen CD-Technologie kommt es 1982 zum Konkurs. In Meßkirch zieht die Firma Develop aus Esslingen in die Werkshallen ein, übernimmt jedoch nur 50 der 350 Dual-Beschäftigten. Bis Mitte der 90er Jahre produziert Develop Kopierer am Meßkircher Standort.
Heute ist in einem Teil der ehemaligen Dual-Werkshallen ein Baumarkt untergebracht, der andere Teil steht noch leer. Die Stadt Meßkirch, der das Gebäude gehört, ließ es instand setzen, da bereits eine Nachfolgenutzung gefunden ist.