Nachdem die größte Wohnungsnot wegen der großen Zahl an Flüchtlingen aus Ostpreußen und Schlesien nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Bau von kleinen Zweifamilienhäusern im Neubaugebiet unterhalb des Stadions gelindert war, standen in den 70er Jahren in Meßkirch wichtige Projekte an: Die Verbesserung der Verkehrssituation etwa, die Schaffung von Parkplätzen in der Innenstadt oder der Neubau des Gymnasiums mit Turnhalle und Hallenbad.

Der Adlerplatz heute.
Der Adlerplatz heute. | Bild: Günther Brender

Neue Geschäfte und Gewerbebetriebe wie die Discounter, die Möbelwerkstätten Betz oder das Möbelhaus Hauber entstanden. Auch Neu- und Erweiterungsbauten von Volksbank, Bezirkssparkasse und Raiffeisenbank fallen unter anderem in diese Zeit.

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Meßkirch lag seit dem Mittelalter am Schnittpunkt zweier europäischer Straßen: von Wien nach Paris und von Zürich nach Würzburg (und umgekehrt). Der „Adler“ und das „Deutsche Haus“ in Meßkirch waren abwechselnd Post- und Pferdewechselstationen des Thurn und Taxis‘schen Postkutschennetzes. Bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts gab es nur eine Ortsdurchfahrt, die zugleich ein Teilstück der Bundesstraße 311 von Ulm bis Geisingen war.

Immer mehr Autos verstopfen die Straßen

Die früheren beiden Stadttore, das Angertor am Adlerplatz und das Liebfrauen- oder Ledergerbertor am heutigen Stachus, waren zwar schon vor langer Zeit abgebrochen worden, weil sie den Verkehr behinderten. Als aber nach dem Zweiten Weltkrieg, auch wegen des einsetzenden Wirtschaftswunders, immer mehr Autos und vor allem Lastwagen die Hauptstraße verstopften, reichte auch diese Lösung nicht mehr aus.

Für Mütter mit Kinderwagen bestand Lebensgefahr

Man stelle sich vor: Der Verkehr presste sich in beiden Richtungen durch die enge Straße und die beiden Engstellen bei Café Brecht und „Komm-in“, für Mütter mit Kinderwagen bestand Lebensgefahr, Fußgänger mussten sich manchmal in Hauseingänge drücken, wenn zwei Lastwagen einander begegneten.

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Um die wöchentlichen Beschädigungen an Häuserwänden durch streifende Lastwagen zu verhindern, wussten sich die Hausbesitzer nicht anders zu helfen, als Stahlplatten anzubringen, die bis heute bei Stadtführungen die Ver- und Bewunderung der Besucher auslösen. Von da an wurden die Lastwagen beschädigt, die Hauswände blieben heil. Nun dachten Stadtverwaltung und Straßenbaubehörde über eine Lösung des Verkehrsinfarkts nach.

Im Mai 1970 begannen die Straßenbauarbeiten

Das Jahr 1969 füllten die Planungen für eine zweite Meßkircher Ortsdurchfahrt aus. Im Mai 1970 begannen die Straßenbauarbeiten am Adlerplatz und beim „Grünen Baum“, die Hauptstraße wurde gesperrt. Geplant war, den Durchgangsverkehr stadteinwärts als Einbahnstraße mit Parkspuren und Gehweg von der Mengener Straße über die Grabenbachstraße, den Verkehr stadtauswärts vom Adlerplatz durch die Hauptstraße ebenfalls als Einbahnstraße zur Mengener Straße zu führen.

Omnibushaltebucht mit einem Wartehäuschen

Dazu sollte der Adlerplatz verkehrsgerecht umgebaut und durch Parkplätze entlang des Forsthausgartens, Gehwege, eine Omnibushaltebucht mit einem Wartehäuschen, einem Kiosk aufgewertet und die Einmündung der Ziegelbühlstraße über eine Verkehrsinsel beim „Adler“ sicherer werden. Entlang der Häuserzeile entstand eine Omnibusparkbucht, die Haberhalle wurde verkürzt, um eine bequemere Ausfahrt aus der Grabenbachstraße auf den Adlerplatz zu schaffen.

Stadt erwirbt Fanal-Tankstelleanlage

Als die Firma Stinnes noch ihre Fanal-Tankstelleanlage anbot, erwarb sie die Stadt für 2000 DM. Das erleichterte Planungen und Arbeiten sehr. Wenige Jahre später wurden noch einmal mehrere Gebäude abgebrochen, das „Deutsche Haus“, die Haberhalle und die Autowerkstätte Kramer verschwanden, der Adlerplatz nahm das heutige Aussehen an. Mit dem Bau der Umgehungsstraße wurde die Hauptstraße zur Ortsstraße umgewidmet und zur Fußgängerstraße.

Wer sich wohl noch an die alte Löwenscheuer erinnert? Nach dem Abbruch wurde an dieser Stelle im Jahr 1974 mit den Planungen für einen ...
Wer sich wohl noch an die alte Löwenscheuer erinnert? Nach dem Abbruch wurde an dieser Stelle im Jahr 1974 mit den Planungen für einen Neubau der Volksbank begonnen und diese dann auch gebaut. | Bild: Stadtarchiv

2014 konnte die Volksbank-Raiffeisenbank Meßkirch ihren 150. Geburtstag feiern. Am 1. April 1864 gründeten 23 Meßkircher Bürger in schwierigen Zeiten einen Vorschussverein mit dem Ziel: Hilfe durch Selbsthilfe. Schulze-Delitzsch mit seiner Genossenschaftsbank, die er ab 1862 „Volksbank“ nannte, und Raiffeisen mit seiner „Raiffeisenbank“, die bis in die Gegenwart noch mit landwirtschaftlichen Produkten handelte, waren die Vorbilder.

Der Neubau der Volksbank heute.
Der Neubau der Volksbank heute. | Bild: Günther Brender

Nachdem die Meßkircher Volksbank und die aus der alten Bauernbank hervorgegangene Spar- und Kreditbank Raiffeisenbank getrennte Wege gegangen waren, schlossen sie sich zur heutigen Volksbank Meßkirch eG Raiffeisenbank zusammen.

1974 beginnt die Planung für einen Neubau

Das alte Gebäude der Volksbank wurde beim Bombenangriff 1945 zerstört. Nach dem Krieg war sie in der Bahnhofstraße zu Hause. Aber wie alle Betriebe und Institutionen nach dem Zweiten Weltkrieg brauchte man immer mehr Platz. Und so ging man 1974 an die Planung für einen Neubau. Der für den damaligen Betonstil typische Bau stieß nicht überall auf Zustimmung.

Josef Joos (89), Rentner: „Der Umzug in die neue Volksbank war ein großer Einschnitt.“
Josef Joos (89), Rentner: „Der Umzug in die neue Volksbank war ein großer Einschnitt.“ | Bild: Werner Fischer

„Der Umzug in die neue Volksbank war für mich ein großer Einschnitt. Von der Enge des alten Gebäudes in die räumliche Weite des neuen, von den bekannten zehn Mitarbeitern zu immer mehr, die man schließlich nicht alle kannte. Dann die neuen Geräte, erst Lochkarten, dann elektrische, elektronische und digitale“, erinnert sich der heute 89-jährige ehemalige Mitarbeiter Josef Joos.

Der erste Discounter in Meßkirch eröffnet

Im Bankneubau eröffnete mit Aldi der erste Discounter. Als Aldi umzog, baute die Volksbank das Gebäude noch einmal um und nutzte es selbst.