Ein ziviles Schiff zur privaten Seenotrettung – für diese Idee wirbt der Meßkircher Thomas Nuding seit dem Frühsommer um Spenden. Mit dem Geld wollten er und die anderen Mitglieder der SAR aH Seenotrettung (Search And Rescue for All Humans) ein gebrauchtes Rettungsboot kaufen, um Flüchtlinge auf dem Mittelmeer vor dem Ertrinken zu retten. Stand diese Woche sind bis jetzt rund 21 000 Euro zusammengekommen.
Corona-Pandemie lässt Spendenaufkommen sinken
„Hätte die Corona-Pandemie nicht in voller Wucht zugeschlagen, wäre das Spendenaufkommen sicher besser gewesen“, sagt Nuding, der Geschäftsführer der SAR aH ist. Großspenden hätte es unter anderem deshalb nicht gegeben, weil viele Betriebe ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken mussten. Inzwischen haben die Gesellschafter ihren Plan geändert. „Wir wollen ein neues Rettungsschiff im Stil einer Yacht kaufen, um Flüchtlinge zu retten“, erläutert Nuding. Allerdings soll das Schiff keinen Luxuscharakter besitzen, sondern nach eigenem Entwurf an die Bedürfnisse der Seenotretter angepasst werden.

Neue Sicherheitsverordnung durchkreuzt Pläne
Ganz freiwillig ist dieser Umschwung nicht. Das Bundesverkehrsamt hat die Sicherheitsverordnung für Sportboote geändert. Deshalb sei das ursprünglich gewünschte Boot nicht mehr dazu zugelassen, Flüchtlinge auf dem Mittelmeer zu retten. Ein gebrauchtes Schiff hätte inklusive aller Umbaukosten rund 450 000 Euro gekostet.
Das kostet das neue Rettungsboot
Für 550 000 Euro soll es jetzt ein ganz neues Boot sein, das Thomas Nuding in Kairo in Ägypten für rund 390 000 Euro bei einer Werft bestellen will. Zuzüglich Zoll, Steuern und Sicherheitszeugnis lägen die Gesamtkosten dann über dem ursprünglich gewünschten Spendenziel. Der Preis würde sich aber schnell relativieren, den das Boot sei genau nach den Bedürfnissen gebaut. 130 Flüchtlingen können sicher und überdacht auf dem Boot mitfahren.
Keine Luxusyacht, sondern ein Schiff mit Sanitärräumen
Insgesamt könnte das Boot knapp 160 Passagiere und die Crew mitnehmen. Auf dem Hauptdeck soll es einen separaten Schutzraum für Frauen und Kinder geben sowie einen Sanitärraum mit Waschmöglichkeiten und Toiletten. Auch auf dem Sonnendeck, das nicht wie bei Yachten gewöhnlich mit einem Pool und einer Bar, sondern mit Bänken ausgestattet ist, gibt es zusätzliche Hygieneräume und eine Küche. Sollte das Schiff vor einem Hafen festsitzen oder festgehalten werden, könnten die Menschen an Board sich versorgen. Auch die gesamte Rettungsausrüstung, dazu gehören sechs Rettungsinseln für jeweils 25 Personen, Schwimmwesten, Wassertanks und Verpflegung, findet genügend Platz. Außerdem sei das Boot schneller als vergleichbare Rettungsschiffe und habe eine größere Reichweite.
Thomas Nuding: Brände in Moria sind menschenverachtend
Für Thomas Nuding ist es keine Frage mehr, ob er mit einem Boot wieder auf dem Mittelmeer Menschen rettet, sondern nur noch wann. „Es ist menschenverachtend, was gerade auf Moria passiert ist“, sagt er. Das Schicksal der Menschen auf der Insel Lesbos treibe ihn noch mehr dazu an, den Menschen zu helfen. Jeder Mensch habe das Recht, einen Asylantrag in Europa zu stellen. Dass dieser im Zweifel auch abgelehnt werden kann, sei für ihn richtig: „Nicht jeder hat einen Grund für einen Asylantrag„. Aber kein Mensch dürfe auf dem Mittelmeer ertrinken.
Warum die Seenotretter schnell Spenden benötigen
„In sechs Wochen müssen wir an die 21 000 Euro noch eine Null gehängt haben“, sagt Nuding. Denn in sechs Wochen will er das neue Boot bestellen, dessen Bauzeit rund acht Monate beträgt. In dieser Zeit soll das restliche Geld durch Spenden zusammenkommen. Dazu hofft das Team auf spendefreudige Unternehmen.
Wie die Organisation ihr Ziel erreichen will
Um Werbung für die SAR aH zu machen, besuchen die Mitglieder die Interboot in Friedrichshafen als Aussteller. Außerdem sollen Briefe an Unternehmer geschrieben werden und in den sozialen Netzwerken die Werbetrommel kräftig gerührt werden.
Warum Thomas Nuding auf Corona-Leugner wütend ist
Am Tag der Deutschen Einheit, 3. Oktober, wird der Meßkircher nach Konstanz fahren, um gegen die Anti-Corona-Demonstration zu protestieren. „Ich halte mich an die Corona-Regeln und halte sie für vernünftig. Ich trage eine Maske, um meine Mitmenschen zu schützen“, sagt Nuding. Er könne überhaupt nicht nachvollziehen, warum die Leute gegen die Corona-Bestimmungen demonstrieren, aber nicht gegen den Umgang mit Flüchtlingen.