Nur wenigen ist bekannt, dass in Meßkirch einmal Rennwagen hergestellt wurden. Zwar produzierte die Firma Veritas ihre Fahrzeuge nur kurze Zeit in Meßkirch – von 1948 bis Anfang 1950 – aber hier erlebte sie wohl die erfolgreichste Periode ihrer Unternehmensgeschichte. Die Veritas-Autos fuhren zahlreiche Siege ein.

Seit dem vergangenen Wochenende kann das Oldtimer-Museum in Meßkirch wieder ein Fahrzeug der Marke Veritas in seinen Ausstellungsräumen präsentieren. Für die Betreiber des Museums, die Oldtimerfreunde Meßkirch und Umgebung, Anlass genug, die Ankunft des neuen Ausstellungsstücks mit einem Empfang gebührend zu feiern.

Leihgabe eines Unternehmers

Zu den Gästen gehörte auch der Stuttgarter Unternehmer Gert Gauder, der das Fahrzeug als Leihgabe zur Verfügung stellt. Die erste Vorständin der Oldtimerfreude, Claudia Dreher, berichtete den zahlreich erschienenen Oldtimerfreuden, die vielfach in ihren historischen Fahrzeugen nach Meßkirch gekommen waren, wie sie im Juli vergangenen Jahres erfuhr, dass möglicherweise wieder ein Veritas im Museum gezeigt werden könnte. „Für mich war Weihnachten mitten im Sommer“, erinnerte sich Dreher. Mit ihr freute sich auch der anwesende Bürgermeister der Stadt Meßkich, Arne Zwick: „Alle Autos in der Ausstellung sind schön, aber dieses ist besonders schön, weil es einen Bezug hat“, sagte er zum Neuzugang des Museums.

Nicht wenige der zahlreich erschienenen Oldtimerfreude waren in ihren historischen Fahrzeugen zum Empfang gekommen. | Bild: Heinrich Sturm
Nicht wenige der zahlreich erschienenen Oldtimerfreude waren in ihren historischen Fahrzeugen zum Empfang gekommen. | Bild: Heinrich Sturm

Mit dem Veritas Scorpion, der um 1950 gebaut wurde, besitzt das Museum ein seltenes Ausstellungsstück. Nur sieben Fahrzeuge wurden laut Oldtimer-Experte Wolfgang Niefanger gebaut, dessen Engagement mit dafür verantwortlich ist, dass das Auto nun in Meßkirch steht.

Die Vorstände der Oldtimerfreunde Meßkirch und Umgebung, Claudia Dreher und Karl Bauer, sind stolz auf ihren Veritas Scorpion. | Bild: ...
Die Vorstände der Oldtimerfreunde Meßkirch und Umgebung, Claudia Dreher und Karl Bauer, sind stolz auf ihren Veritas Scorpion. | Bild: Heinrich Sturm

Viele Informationen über die Firma Veritas hatte Martin Walter, Kreisarchivar in Rastatt, für seinen Vortrag zusammengetragen. Die Geschichte des Unternehmens ist eng verknüpft mit der Wiedergeburt des Rennsports in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.

Erster Firmensitz bei Krauchenwies

Am 1. März 1947 gründen die ehemaligen BMW-Mitarbeiter Ernst Loof, Lorenz Dietrich, Werner Miehte und der Motorrad-Fahrer Georg „Schorsch“ Meier die Renn- und Sportwagen-Marke Veritas. Sitz ihrer Unternehmung ist zuerst Hausen am Andelsbach, das heute ein Ortsteil der Gemeinde Krauchenwies ist. In einer ehemaligen Maschinenfabrik entstehen dort unter denkbar einfachen und auch schwierigen Umständen die ersten Veritas RS Fahrzeuge, wie Walters Vortrag zu entnehmen war. Schnell stellen sich erste Erfolge ein.

Umzug nach Meßkirch

Im März 1948 zieht die Veritas nach Meßkirch. Im Hotel Löwen bringt während der Eröffnungsfeier Bürgermeister Wilhelm Häuptle seiner Freude darüber Ausdruck, dass gerade dieses Unternehmen sich in Meßkirch niedergelassen hat. Die Veritas produziert ihre Rennwagen in den Baracken des ehemaligen Reichsarbeitsdienstlagers. Nicht selten betragen die Wochenarbeitszeiten der Mitarbeiter bis zu 100 Stunden.

Zahlreiche Rennen gewonnen

Zum Erfolg der Rennwagen trägt insbesondere Konstrukteur Ernst Loof bei, der es versteht, die letzten Leistungsreserven aus den modifizierten BMW-Motoren herauszuholen. Der Verita RS erreichte bei ersten Versuchen 1947 eine Spitzengeschwindigkeit von damals unvorstellbaren 230 Stundenkilometern.

Uneinholbar unterwegs

Im Jahr 1948 fährt die Veritas ihre Konkurrenz in Grund und Boden, so Walter. Ende der 1940er, Anfang der 1950er Jahre werden 29 Rennsiege und insgesamt 13 Meistertitel von namhaften Fahrern eingefahren. Die Veritas strotzt damals vor Selbstbewusstsein. Lorenz Dietrich, Mitbegründer des Unternehmens, sagt damals: „Wir können praktisch keine Rennen mehr verlieren.“

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Doch der kometenhafte Aufstieg der Veritas dauert nur kurz. Zwar sind die Rennwagen des Unternehmens erfolgreich, aber die Veritas ist insgesamt nicht profitabel. Mit dem Bau von Sportwagen in größeren Stückzahlen will das Unternehmen auch wirtschaftlich erfolgreich werden. Geplant ist eine Großserienproduktion in Zusammenarbeit mit einem französischen Automobilhersteller. Der Firmensitz wird dafür nach Mittelbaden in die Nähe von Rastatt verlegt.

Die Pläne scheitern

Die Veritas hat Schwierigkeiten, das benötigte Geld aufzutreiben und sitzt am Ende sogar einem Betrüger auf. Zwar startet Konstrukteur Ernst Loof nach dem Konkurs nochmals einen Versuch unter dem Namen Veritas Fahrzeuge zu produzieren, doch 1953 kommt endgültig das Aus für die Marke. „Meßkirch war Standort der Veritas, die damals die teuersten, die schnellsten aber auch die schönsten Autos gebaut hat“, schloss Walter seinen Vortrag. Die Oldtimerfreunde feierten anschließend ihren Neuzugang noch bei Sekt und belegten Brötchen. Der Veritas Scorpion kann an jedem Samstag und Sonntag im Oldtimer Museum beim Schloss Meßkirch besichtigt werden.