Christl Eberlein

Von 100 auf Null, so geht es im Jahr 2020 vielen Menschen – vor allem denjenigen, die im kulturellen Bereich und in der Veranstaltungsbranche arbeiten. Nach dem Corona-Lockdown in der ersten Jahreshälfte und einer stark eingeschränkten Sommersaison, ist der Kulturbetrieb zur Zeit ein weiteres Mal zum Erliegen gekommen. Eine Katastrophe für alle, die in diesem Bereich tätig sind. Einer davon ist Christian Biehler aus Meßkirch. Der 39-jährige Eventveranstalter und DJ würde in einem normalen Jahr um diese Jahreszeit noch bis über beide Ohren in Arbeit stecken. Aber jetzt ist alles anders.

Keine Aufträge mehr im laufenden Jahr aufgrund der Corona-Krise

Seine Auftragslage und damit auch seine Einnahmen sind völlig eingebrochen. Und dabei war er sich vor dem Ausbruch der Pandemie noch sicher, dass 2020 „sein Jahr“ werden würde. Club-Nächte, Streetfood-Festivals, Poetry Slams und jede Menge gute Musik stehen sonst auf seinem Jahresplan. Stillstand kennt Christian Biehler nur als Fremdwort. Die erzwungene Ruhe durch das Corona-Virus konnte er nicht lange ertragen, auch wenn die gewonnene Zeit unter anderem seiner kleinen Tochter und der Ordnung im Privaten und Geschäftlichen zugute kam.

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„Ich habe alles sortiert, was ich sortieren konnte. Einfach Corona-Hilfe beantragen, das wollte ich nicht, denn ich wusste, ich muss wieder was machen“, sagt er. Von Kollegen aus der Veranstaltungsbranche hatte er gehört, dass sie sich mit irgendwelchen Jobs durchschlugen. So sollte es ihm nicht ergehen. Kurzerhand ließ er eine Idee reifen, die schon länger in seinem Kopf umhergeisterte. Hintergrund war nicht nur ein kleiner Ausgleich des finanziellen Verlustes, sondern das Muss, wieder etwas zu tun. Seit Sommer steht das Ergebnis von Biehlers vorübergehendem beruflichem Umschwung: die „Burgeria“.

Imbiss sollte nicht vor Zusatzstoffen triefen

Und das kam so: Bio-Döner war der Gedanke, der hinter dem Ganzen stand. Er wollte einen Imbiss kreieren, der nicht vor Zusatzstoffen und Geschmacksverstärkern trieft. Vom Döner kam er schließlich auf den Burger, obwohl er von sich selbst sagt: „Eigentlich mochte ich Burger bisher nicht so richtig.“ Bei jedem Test hatte er die gleichen Mängel auszusetzen – zu wenig Fleisch und zu wenig Sauce. Das sollte bei seinen eigenen Burgern anders werden. Und so klemmte sich der neue Foodtruckbesitzer anstatt hinter Mischpult und Computer einfach hinter den Grill.

Burger-Grillen ist derzeit seine neue Leidenschaft

Doch weil Christian Biehler, wie er sagt, alles perfekt machen will, hat er auch das Burger-Grillen nicht nur erlernt, sondern bereits weiterentwickelt und zu seiner neuen Leidenschaft gemacht, zumindest so lange, bis der Kultur- und Veranstaltungsbetrieb wieder richtig in Gang kommt. „Wenn ich was mache, dann mache ich es richtig“, betont er. Das gelte für die von ihm geplanten Events ebenso, wie für die Burger. Den Truck eines Bekannten hat er so umgebaut, dass er für seine „Burgeria„ passend wurde, der Stellplatz war auf dem Grundstück der Eltern in Göggingen schnell gefunden und die Zutaten für seine Burger kommen zu einem Großteil aus der Region.

Die „Burgeria„ hat jetzt schon viele Stammkunden

Das Angebot der „Burgeria„ hat sich im und um den Ort schnell herumgesprochen und scheint sich wachsender Beliebtheit zu erfreuen. Einen Tag, an dem er keine Burger verkauft hat, habe es bisher nicht gegeben. Rund 90 Prozent der Kunde seien bereits Stammkunden, berichtet Biehler. Und trotzdem steht für ihn fest, wenn alles wieder so ist, wie vor der Pandemie und er wieder eine Veranstaltung nach der anderen organisieren kann, dann wird es die „Burgeria„ nicht mehr geben.

Christian Biehler: „So ein Burger ist echte Kunst“

Doch zuvor hat er noch Pläne, die seine Berufszweige vereinen. Sollte es im Sommer möglich sein, wird es ein Festival rund um die „Burgeria„ geben, mit Musik, Tanz, viel guter Laune und seinen Burgern. Ob und wann es aber soweit sein wird, das kann heute noch niemand sagen. Die Entscheidung, für die Zeit während der Pandemie umzusatteln, die bereut Christian Biehler auf jeden Fall nicht, denn für ihn steht fest: „So ein Burger ist eine echte Kunst“.