Pfullendorf hat seine Räuberbahn, nun sollen Meßkirch und Sauldorf ihre Biberbahn bekommen. Unter diesem Namen soll die im Grunde stillgelegte Strecke der Ablachtalbahn von Stockach über Meßkirch nach Mengen zu neuem Leben erweckt werden. Dies erfuhren die rund 80 Männer und Frauen, die an einer Online-Konferenz teilnahmen, zu der die grüne Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden eingeladen hatte.

„Deutliches Signal aus dem Kreis Sigmaringen„

Georg Geiger, Fraktionschef der FDP im Konstanzer Kreistag, stellte im Rahmen dieser Konferenz in Aussicht, dass sich der Kreis Konstanz finanziell an einer Machbarkeitsstudie beteiligen werde. Dafür erwarte er aber ein deutliches Signal aus dem Sigmaringer Landratsamt. Ob dieses kommen werde, ist aus Sicht von Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick allerdings sehr fraglich. Aber aus Meßkirch wie aus Sauldorf werde es sicher ein solches Signal geben, sobald die Kosten für eine solche Studie klar seien. Beide Kommunen hatten für einen Euro die komplette Strecke der Ablachtalbahn von Stockach nach Mengen gekauft. Ziel ist es, auf dieser Strecke wieder Personenzüge in einem Stundentakt verkehren zu lassen.

Land finanziert Machbarkeitsstudie mit

Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, fordert das Land über eine Machbarkeitsstudie einen Wirtschaftlichkeitsnachweis. Sprich die Finanzierung sollte einigermaßen im Lot sein. FDP-Kreisrat Geiger ist sich sicher, dass bei einer Beteiligung des Landkreises Konstanz eine solche Studie bezahlt sei. Finanziell beteiligen sich bis jetzt neben Meßkirch und Sauldorf die Gemeinde Mühlingen und die Stadt Stockach. Den Löwenanteil trägt mit 75 Prozent das Stuttgarter Landesverkehrsministerium. Georg Geiger geht davon aus, dass bei entsprechenden Signalen aus dem Kreis Sigmaringen bereits in der nächsten Sitzung des Konstanzer Kreistags ein positiver Beschluss in Sachen Machbarkeitsstudie fallen könnte.

Verbindung von Krauchenwies nach Sigmaringen noch sehr fraglich

Ob die Ablachtalbahn auch über eine Strecke von Krauchenwies nach Sigmaringen an das Bahnnetz in Richtung Ulm und Stuttgart angeschlossen werden könnte, ist eine Frage mit ganz vielen Fragezeichen. Denn während der andere Abschnitt von Stockach über Meßkirch nach Mengen weitgehend intakt ist, gibt es zwar in Richtung Sigmaringen noch die einstige Bahntrasse, aber ein kleiner Teil der Trasse wurde verkauft und es fehle eine Brücke, wie es während der Online-Konferenz hieß. Eine Arbeitsgruppe des Meßkircher Fördervereins Ablachtalbahn will Konzepte entwickeln, ob und wie die Strecke nach Sigmaringen genutzt werden kann. Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick versprach, sich dafür einzusetzen, dass eine Trasse der Ablachtalbahn von Krauchenwies nach Sigmaringen in den neuen Regionalplan aufgenommen wird. Der Meßkircher Gemeinderat wird sich während seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 2. März, mit der Fortschreibung des Regionalplans auseinandersetzen.

Touristiker planen schon Angebote um Bahnverkehr

Sollte es einen Stundentakt auf der Biberbahn geben, dann wird eine gute Akzeptanz und Nutzung dieser Strecke erwartet. Als gelungenes Beispiel wurde während der Online-Konferenz das Seehäsle genannt, das Stockach mit Radolfzell verbindet. Dieses nutzen heute im Schnitt 3500 Menschen jeden Tag, in der Startphase waren es 1500 gewesen, wie Frank von Meißner sagte. Er ist der für die Biberbahn zuständige Betriebsleiter. Frank von Meißner geht davon aus, dass zahlreiche Schweizer die touristischen Fahrten nutzen würden, um beispielsweise zur Mittelalterbaustelle Campus Galli zu gelangen. Meßkirchs Tourismusexpertinnen entwickeln bereits entsprechende Konzepte, die die Bahnfahrten mit interessanten Zielen in der Heideggerstadt verknüpfen. Von Juli bis Oktober plant das Landesverkehrsministerium an Sonn- und Feiertagen touristische Fahrten auf der Biberbahn, wie ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage des SÜDKURIER mitteilte. „Züge haben eine bessere Akzeptanz als Busse“, schilderte von Meißner während der Online-Konferenz seine Erfahrungen.

Um Fahrten mit der Biberbahn zu ermöglichen, hatte der Förderverein Ablachtalbahn am Wochenende nochmals Freiwillige zu einem Arbeitseinsatz aufgerufen. Entlang der Strecke wurden Gebüsch und Bäume abgeholzt. Diese Maßnahmen stünden im Einklang mit dem Naturschutz, so Severin Rommeler vom Förderverein.

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