Soll die Ablachtalbahn für den regelmäßigen Personenverkehr reaktiviert werden oder nicht? Schon lange wird darüber diskutiert. Inzwischen liegen sechs Gutachten vor, die die Rentabilität eines solchen Vorhabens untersucht haben. Das Ergebnis: Bisher gibt es noch keinen Personenverkehr auf der Strecke. Nur als Freizeitbetrieb soll die Ablachtalbahn in diesem Jahr starten. Dennoch gibt es Hoffnung, denn weil das Land sich bei der Ablachtalbahn ein Potential für den Personenverkehr verspricht, soll nun erneut eine Machbarkeitsstudie erstellt werden – und die Stadt Stockach will diese mitfinanzieren. Das entschied der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung.
„Ich will, dass wir uns an der Analyse beteiligen“
Zuvor hatte es Kritik an der Sitzungsvorlage zu diesem Thema gegeben. Ein Bahnexperte, der Mitglied des Fördervereins Ablachtalbahn ist, hatte sich zu Wort gemeldet, weil das Dokument in seinen Augen keinen neutralen Eindruck vermittelte. Er sorgte sich, dass die Räte darum nicht vorbehaltlos über die Machbarkeitsstudie entscheiden könnten.
Für Bürgermeister Rainer Stolz nicht nachvollziehbar. Er betonte in der Sitzung mehrmals, nicht gegen die Ablachtalbahn zu sein. „Ich will, dass wir uns an der Analyse der Möglichkeiten beteiligen“, sagte er. Am Ergebnis sei er sehr interessiert – egal, wie dieses ausfalle. Zwar habe es in der Sitzungsvorlage einen Fehler gegeben – darin waren die Begriffe Fahrgastaufkommen und Personenkilometer durcheinander gebracht worden – doch in der Bewertung dessen, was in der Vorlage stehe, spiele das eigentlich keine Rolle.
Klimafreundlichkeit und Effizienz
Auch Wolf-Dieter Karle (FWV) betonte: „Wir sind nicht gegen die Bahn, aber es muss machbar sein.“ Er gab jedoch zu bedenken, dass die Ablachtalbahn nicht elektrifiziert wäre und von mit Diesel betriebenen Zügen gezogen werden müsste. „Ist das klimafreundlich?“, fragte er in die Runde und verwies auch auf die Bodenseegürtelbahn. Diese zu elektrifizieren, bereite große Probleme und koste viel Geld.
Zudem sei es nicht damit getan, eine Bahnlinie zu fordern. Man müsse klären, wie die Zufahrt zu den Bahnhöfen möglich sei. Bevor aber überhaupt über eine Bahn mit sinnvoller Taktung gesprochen werden solle, müsse seiner Meinung nach erst einmal der Verkehr in Stockach geregelt werden: „Wir brauchen die Westumfahrung, auch wenn die Ostumfahrung noch auf sich warten lässt“, forderte er.
ÖPNV soll schnell verbessert werden
Widerspruch kam von Alice Engelhardt (Grüne). Sie verwies auf die Dringlichkeit beim öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), auch in Bezug auf den Klimawandel. „Wir müssen reagieren, und zwar nicht in zehn Jahren, sondern jetzt.“ Nicht nur bei der Bahn, sondern generell bei einer Verbesserung des ÖPNV, über die in der Sitzung auch entschieden wurde, müsse jetzt mit der Planung begonnen werden, da die Durchführung noch lange dauern werde.

Sie wies außerdem darauf hin, dass in Zukunft mehr Leute Bahn fahren würden. Auch beim Seehäsle sei zunächst ein kleineres Fahrgastaufkommen prognostiziert worden, als es schlussendlich wurden. Zudem sei der Vorteil der Ablachtalbahn, dass sie an Fernstrecken angeschlossen werden könne. „Das ist für Stockach ein Plus, das man nicht wegdiskutieren kann.“
Bus und Bahn als Möglichkeiten
Bürgermeister Rainer Stolz hielt eine Erhöhung der Taktung der Busse für die schnellste Lösung, um den ÖPNV zu verbessern. Genau das – sowohl an den Haupt-, als auch an den Nebenstrecken und auch die Bedienung des ländlichen Raumes – halte die Stadtverwaltung Stockach für nötig, damit der ÖPNV intensiver genutzt wird, wie Stolz schon zu Beginn der Diskussion betonte. „Natürlich müssen die Busunternehmen Fahrzeuge kaufen, aber das ist ja im Rahmen eines Nahverkehrsplans auch das, was ausgeschrieben wird und Ziel ist.“
Er selbst wolle sehen, welche Möglichkeiten der Bus habe, wenn stärker und besser getaktet werde. „Und dann stellt sich die Frage, ist dann noch die Verbindung mit dem Zug notwendig oder schön zu haben?“ Denn auch das koste Geld und sei eine Klimafrage, falls die Bahn überwiegend mit wenig Passagieren fahren sollte.
Aber: „Ob das passiert oder nicht, weiß ich jetzt nicht.“ Deshalb wolle er die Machbarkeitsstudie. Und er betonte: „Wir müssen auch realistisch sein – was können wir umsetzen?“ Möglicherweise werde zur Verbesserung des ÖPNV schlussendlich ja eine Lösung gefunden, die Bus und Bahn berücksichtige. „Ich weiß heute noch nicht, was der richtige Weg ist.“ Verärgert zeigte er sich darüber, dass die Kommunen die Bahnstrecke betreiben sollen und das Land die Verantwortung abgebe. „Das ist nicht unsere Aufgabe“, befand er.
Einstimmige Zustimmung
Der Gemeinderat beschloss einstimmig, die Machbarkeitsstudie zur Ablachtalbahn mit maximal 5000 Euro mitzufinanzieren und gab der Stadt die Aufgabe, zu beantragen, dass die bestehenden ÖPNV-Angebote in der Region Stockach/Meßkirch/Sigmaringen sowie Tuttlingen und im Bodenseekreis, um die der Beschlussantrag in der Sitzung noch ergänzt wurde, verbessert werden. Verbunden ist das mit dem Auftrag an die Stadt, sich diesbezüglich mit den Landratsämtern Konstanz und Sigmaringen in Kontakt zu setzen.