Frank von Meißner, technischer Betriebsleiter der Ablachtalbahn, blickt auf eine erfolgreiche Ausflugszug-Saison der Biberbahn. „2024 zählten wir 6381 Fahrgäste, das ergibt bei 30 Fahrtagen eine stolze Auslastung von 212,7 Fahrgästen je Fahrtag. Jeder der Züge ist damit mit durchschnittlich 70 Fahrgästen zu rund 50 Prozent ausgelastet, für den Schienenpersonennahverkehr ein sehr guter Wert“, sagt er auf Anfrage des SÜDKURIER. Die Zugbegleiter zählten 1248 Fahrräder, also mehr als 41 Fahrräder je Fahrtag. Die Zahlen seien etwas geringer als im Vorjahr, da es in diesem Jahr keine Fahrten an Samstagen gab, wie Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick vor dem Gemeinderat sagte.
Beim Güterverkehr hätten annähernd die Vorjahreswerte erreicht werden können, so von Meißner. 2023 betrug das Volumen rund 80.000 Tonnen, in diesem Jahr sind es voraussichtlich gut 10 Prozent weniger. Dieser Rückgang liege unter anderem an einer längeren Streckensperrung der DB-Zulaufstrecken. Sehr gut seien insbesondere die Transportleistungs-Zahlen der Zementzüge der Firma Holcim zwischen Dotternhausen bei Schömberg und der Schweiz, aber auch die Rundholzverkehre. „Stark zurückgegangen sind – vermutlich konjunkturbedingt – die Stahlcoilverkehre nach Krauchenwies und vor allem zum Standort Sauldorf“, so der Betriebsleiter. Und auch die Aussichten für 2025 seien erfreulich. „Wir haben eine interessante Anfrage eines großen Holz verarbeitenden Unternehmens aus Österreich, das aus ganz Deutschland Holz importiert, für den Bereich Schwackenreute.“ Hier gehe es nun darum, die Ladegleise und Teile der alten Ladeflächen zu reaktivieren.
Aufträge für 400.000 Euro
Wie sieht die finanzielle Bilanz für die Ablachtalbahn für 2024 aus? Von Anfang an habe der Businessplan vorgesehen, das kommunale Betriebskostendefizit auf maximal 100.000 Euro im Jahr zu begrenzen. Mit den Zuschüssen des Landes, die 75 Prozent der Instandhaltungskosten abdecken würden, gelinge es, diese Defizitgrenze einzuhalten. Der noch abzuarbeitende Nachholbedarf an Sanierungs- und Vegetationsarbeiten stelle aber eine Herausforderung dar. Die Ablachtalbahn sei mit Aufträgen von rund 400.000 Euro pro Jahr für die mittelständische Wirtschaft auch ein Wirtschaftsfaktor, so von Meißner.
Größtes Investitionsprojekt 2024/2025 ist der Bau der Schrankenanlagen an den Bahnübergängen Tuttlinger Straße und Berlingerstraße in Stockach. „Ursprünglich wollten wir dort bis Jahresende fertig sein, allerdings hat sich sehr spät erst gezeigt, dass an der Berlingerstraße mehrere große Wasserleitungen der Bodensee-Wasserversorgung liegen. Die Aktenlage der alten Ablachtalbahn GmbH, die wir als Gleisbetreiber übernommen haben, war dahingehend unvollständig“, so von Meißner. Diese Wasserleitung sei eine böse Überraschung gewesen. „Nach entsprechender Umplanung kann es dort jetzt aber bald losgehen und bis Frühjahr wollen wir dort die Bahnübergänge fertig gebaut haben.“ Von Meißner sieht diese Investition als einen großen Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit, aber auch zur Erhöhung der Akzeptanz, da die bisher notwendigen Pfeifsignale im Wohngebiet entfallen.
Übergänge werden umgerüstet
Als Nächstes würden dann die Bahnübergänge Igelswieser Straße 1 und 2 in Meßkirch angegangen, deren Blinklichtanlage nicht mehr zeitgemäß sei. Es werde auf eine moderne Schrankenanlage mit Ampeln umgerüstet. Hier sei die Planung weitestgehend fertig und die Abstimmung mit der Straßenbauverwaltung erfolgt. „Ich hoffe, dass wir Mitte 2025 so weit sind, um dann die Bauarbeiten beginnen zu können.“ Unmittelbar danach stehe der Neubau des Bahnübergangs an der Bahnhofstraße in Meßkirch als Direktverbindung zu den Einkaufsmärkten an.
Im Laufe des Winters sollen in Zusammenarbeit mit Forstfachleuten problematische Bäume gefällt werden, damit nicht mehr nach Starkregen und Stürmen Bäume im Gleis liegen.
Bisher keine Verständigung gab es mit der Gemeinde Krauchenwies über einen Haltepunkt am dortigen Bahnhof. Für das Gögginger Bierfest soll es einen provisorischen Sonderhalt am 1. und 4. Mai 2025 in Göggingen geben. Hier beteiligten sich die Organisatoren des Bierfestes am Bau des provisorischen Bahnsteigs. „Ich bedauere es sehr, dass wir in diesen beiden Ortschaften immer noch ohne Halt durchfahren und damit der Bevölkerung den Zugang zur Bahn verunmöglichen.“ Zumal dort kein großes Investment nötig sei. „Der erfolgreich realisierte Halt Mühlingen-Zoznegg mit guten Frequenzen sollte hier Mut machen, aktiv zu werden“, so von Meißner.

Die Sonderfahrten im Jahr 2024, mit Einsatz des historischen, roten Schienenbusses im Oktober und vor allem mit den Adventszügen seien ein „voller Erfolg“ gewesen. Einige Kollegen des Fördervereins Ablachtalbahn planten bereits entsprechende Fahrten für 2025 sowohl zu besonderen Anlässen als auch mit besonderen Fahrzeugen.
Bis wann wird die Kosten-Nutzen-Analyse für die Ablachtalbahn vorliegen? Der erste Schritt sei, „dass wir die detaillierte Vorplanung für die Strecke bis Herbst 2025 machen lassen, um damit eine ziemlich verlässliche Kostenhochrechnung zu erarbeiten. Diese Kosten fließen dann in die Wirtschaftlichkeitsanalyse ein. Die entsprechenden Planungsleistungen haben wir vor einigen Wochen ausgeschrieben und wollen wir bis Februar nächsten Jahres vergeben haben.“ Die Nutzen-Kosten-Analyse soll bis 2026 fertig sein.
Am 1. Mai 2025 startet die nächste Biberbahn-Saison. DB Regio werde mit den bis dahin komplett modernisierten gelb-weißen Triebwagen die Züge stellen, das lokale Eisenbahnverkehrsunternehmen bleibe die Regionenbahn GmbH als Subunternehmer der DB.