Bei einer Exkursion der Bund-Ortsgruppe Sigmaringen an den Mettenbach in Meßkirch führte Naturpark-Ranger und Biberbeauftragter Markus Ellinger in die faszinierende Lebensweise von Bibern ein, stellte aber auch Problembereiche dar, informiert Bund-Vertreter Gerhard Stumpp in einer Pressemitteilung. Bekanntlich befindet sich oberhalb des Sassenagegartens ein vom Biber gestalteter Teich. Wichtig bei innerörtlichen Biberteichen sei, dass gewährleistet werde, dass Dämme nicht bei Starkregenereignissen brechen und talseitig eine Überschwemmung auslösten. „Zu den Besonderheiten von Bibern gehört, dass sie ihren eigenen Blinddarmkot fressen würden, um sicherzustellen, dass sie möglichst viele Nährstoffe aus ihren Mahlzeiten verdauen“, erzählte Ellinger seinen Gästen. Zellulose, also Holz, passiert so das Verdauungssystem zweimal.

Konflikte mit der Landwirtschaft

„Nachdem der Biber in unseren Breiten lange Zeit ausgerottet war, da er als Fastenspeise galt, hat sich die Population in den vergangenen Jahren in der Region massiv ausgeweitet.

Unser Bild zeigt Landwirt Clemens Spieß vor vier Jahren, der die Auswirkungen der Biberaktivitäten am Mühlkanal in Dietershofen zeigte.
Unser Bild zeigt Landwirt Clemens Spieß vor vier Jahren, der die Auswirkungen der Biberaktivitäten am Mühlkanal in Dietershofen zeigte. | Bild: Christine Braun

Wahrscheinlich habe es hier noch nie so viele Biber wie heute gegeben“, so der Ranger.

Immer wieder entstünden Konflikte zwischen Tier und Mensch, besonders in der Landwirtschaft, da sich Biberbauten häufig zehn bis 20 Meter neben den Gewässern befinden. Hier müssten Einzelfalllösungen gefunden werden.

Bäume werden durch die Dammbauten unter Wasser gesetzt und sterben ab.
Bäume werden durch die Dammbauten unter Wasser gesetzt und sterben ab. | Bild: Volk, Siegfried

Auch bei Infrastruktur wie der Ablachtalbahn oder bei Trinkwasserfassungen muss die grabende und Gewässer stauende Arbeit des Bibers gelenkt werden.

In begründeten Einzelfällen ist Tötung einzelner Biber nötig

„In sehr gut begründeten Fällen ist auch die letale Entnahme, also die Tötung, einzelner Biber angezeigt“, bezeichnet der Ranger dies im SÜDKURIER-Gespräch als absolute „Notlösung“, wenn sonstige Vergrämungsmaßnahmen nichts nutzen. Auf Anfrage des SÜDKURIER weist der Sigmaringer Bund-Ortsvorsitzende Stumpp darauf hin, dass für den BUND-Landesverband die Tötung keine nachhaltige Lösung bei Konflikten mit Bibern im Land ist.

Landratsamt zahlt Material für Schutzmaßmen

Bei Konflikten beziehungsweise Schäden kommt das Bibermanagement zum Tragen, das sich aus ehrenamtlichen Biberberatern und Mitarbeitenden der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises zusammensetzt, informiert das Landratsamt auf Anfrage des SÜDKURIER über das Prozedere.

Bäume werden durch die Dammbauten unter Wasser gesetzt und sterben ab.
Bäume werden durch die Dammbauten unter Wasser gesetzt und sterben ab. | Bild: Volk, Siegfried

Ergänzend komme regelmäßig der amtliche Biberbeauftragte hinzu, der beim Regierungspräsidium Tübingen angesiedelt ist. Vor Ort werde gemeinsam geprüft und entschieden, wie ein Konflikt entschärft werden kann – etwa durch das Anbringen von Drahthosen, durch Zäune oder den Einbau von Drainagen. „Das Material für Schutzmaßnahmen stellt das Landratsamt kostenlos zur Verfügung. Eine Schadensregulierung ist in Baden-Württemberg nicht vorgesehen“, informiert Pressesprecher Sebastian Korinth.

Erdrosselte Ringelnatter entdeckt

Bei der Besichtigung der neuen stationären Querungshilfen für Amphibien an der B313 machte die Bund-Gruppe aus Sigmaringen noch eine unliebsame Entdeckung, informiert Gerhard Stumpp. Eine Ringelnatter hatte sich an einem aufgebrachten Netz an der neu angelegten Böschung zur Straße hin erdrosselt. Der Bund möchte der Angelegenheit nachgehen. Hans-Ulrich Andres von der Bund-Ortsgruppe Meßkirch erläuterte die in den letzten Jahrzehnten erfolgten Renaturierungsmaßnahmen am Mettenbach. Eine Kombination aus händischer Arbeit von Naturschützern und den Baukünsten des Bibers habe für ein ökologisches Kleinod gesorgt. Bei Starkregenereignissen werde das Wasser lange Zeit zurückgehalten und in regenarmen Zeiten trocknet der Bach nicht aus. Der Anblick tausender Kaulquappen im Gewann „Schwarzer Graben“ zum Schluss der Exkursion sorgte bei der Besuchergruppe dann für viel Begeisterung.