Das Thermometer zeigte knapp zehn Grad, es war feuchtkalt und windig. Für die rund 20 Teilnehmer, die sich Mitte Mai zum abendlichen Waldspaziergang am Grillplatz am Ehnried eingefunden hatten, hätte es gerne wärmer sein dürfen. Doch für den Wald sei das Wetter gerade richtig, erklärte Revierförsterin Lena Wibbelt. Die zunehmende Trockenheit belaste die Wälder, somit verschaffe die regenreiche Witterung dem Wald einen Puffer für den Sommer. Im Landkreis Sigmaringen sei man aber vergleichsweise noch gut dran, hier falle mehr Regen und es sei rund ein Grad kühler als am Bodensee.
Spaziergang durch den städtischen Nutzwald
Die Gruppe, darunter zwei Förster im Ruhestand, spazierte über eine Stunde durch den städtischen Nutzwald. Vorbei ging es an Ebereschen, Pappeln, Linden und Erlen. Denn mit Blick auf nachhaltige Waldwirtschaft und als Reaktion auf den Klimawandel wird beim Waldumbau zunehmend auf Laubbäume gesetzt. Auch zwei Hunde waren mit von der Partie und verhielten sich vorbildlich an der Leine. „Das ist unsere tägliche Gassistrecke und wir waren neugierig, was die Försterin zu erzählen hat“, sagten Marion und Michael Enke aus Meßkirch. Claus Ketels aus Igelswies nutzte das Angebot zum geführten Spaziergang, weil er ein großer Wald-Fan ist. „Für mich ist der Wald eine Sauerstoff-Dusche.“
Freiflächen werden durch den Wind verursacht
An jedem Stopp berichtete die Revierförsterin Wissenswertes. Die kahle Fläche ein Werk von Forstarbeitern? Keineswegs. Nicht die Motorsäge, sondern der Wind hat die Freifläche verursacht. Nun wird aufgeforstet. Mit Douglasien, Lärchen, Kirschbäumen vor allem Eichen. Was an Fichten heranwächst, entsteht allein durch Naturverjüngung und hat sich selber angesamt. Doch die Flachwurzler sind alles andere als sturmstabil. Und umgestürzte oder geschwächte Bäume werden rasch von Borkenkäfern heimgesucht.
Eichen werden nicht mehr im großen Stil gepflanzt
„Eichen haben den Ursprungswald dominiert“, führte Wibbelt aus. „Fichten pflanzen wir nur noch auf sinnvollen Flächen im großen Stil an.“ Die Eichen, die im Stadtwald heranwachsen, stammen aus regionalem Saatgut. Zwei Jahre alt sind die 20 bis 40 Zentimeter hohen Setzlinge. Bis eine Eiche hiebreif ist und geschlagen werden kann, vergehen mindestens 80 Jahre. Ein Problem für die jungen Bäume sind Rehe. Eichen gehören zu deren Leibspeise. Auch über Tannen macht sich das Wild mit Heißhunger her.
Maisstärke statt Plastik
Schutzhüllen sollen die Jungbäume vor Verbiss schützen. Bislang verwendete man Wuchshüllen aus Plastik. „Sie wirken wie ein Mini-Gewächshaus, es bildet sich Kondenswasser und das Mikroklima begünstigt das Pflanzenwachstum“, so Wibbelt. Der Nachteil: Sie verursachen Müll und im Wald bleibt Mikroplastik zurück. Nun werden verstärkt Hüllen aus Holz und seit neuestem aus umweltfreundlicher Maisstärke montiert. Es gebe mit Maisstärke-Hüllen kaum Erfahrungswerte, doch irgendwann müsse man ja mit dem Umdenken anfangen, wenn man Plastik aus dem Wald verbannen wolle.

Der Biber bleibt ein Ärgernis, hat aber eine wichtige Rolle inne
Dass die Böden im Distrikt Ehnried sehr wasserhaltig sind und kleine Bäche durch das Ried fließen, kommt dem Biber gerade recht. Und während Rehe für junge Eichen ein Problem darstellen, macht der Biber auch alte Bäume platt. „Das ist sehr ärgerlich, wenn der Biber eine 15 Jahre alte Eiche fällt“, so Wibbelt. Wesentlich besser ist sie auf Ameisen zu sprechen. Die Försterin erklärte, dass die Krabbler im Wald eine nicht zu unterschätzende ökologische Rolle spielen, vor allem, was ihren Appetit auf Schadinsekten angeht. „Ameisen werden auch die Polizei des Waldes genannt. Sie sind wertvoll und wichtig. In einem Kilometer Umkreis um einen Ameisenhügel treten weniger Borkenkäfer auf.“