Dafür gebe es zwei Gründe, so Bär. Zum einen gibt es zu wenig Impfstoff, zum andere lassen sich viele Auswärtige im Kreis Tuttlingen impfen. Landrat Stefan Bär wollte dies ändern und hat dem Land eine Priorisierung der Kreisbewohner vorgeschlagen. Auswärtige sollten zeitweise bei der Terminvergabe ausgeschlossen werden, weil sie rund 50 Prozent der Impftermine buchen. „Das hat das Land in dieser Woche abgelehnt“, sagt Bär. Im Landkreis hätten 17,3 Prozent der Einwohner die Erstimpfung erhalten, aber nur 5,3 Prozent die Zweitimpfung.
Landrat fordert mehr Impfstoff
Das Verhältnis von heimischen und auswärtigen Impfberechtigten führt dazu, dass der Kreis Tuttlingen in der Impfstatistik des Landes den viertletzten Platz belegt. „Wir würden gerne mehr impfen. Gebt uns endlich mehr Impfstoff“, fordert Bär deshalb die Regierung auf, ihre Versprechungen in die Tat umzusetzen. In seinen Augen werden falsche Erwartungen geweckt. „Nächste Woche können sich noch mehr Menschen impfen lassen. Aber es gibt keinen Impfstoff. Von den versprochen Impfdosen kommt hier nichts an“, sagt Bär.

Landrat warnt vor falschen Erwartungen
Der Landkreis impfe im Auftrag des Landes. „Wir sind froh über jeden, den wir impfen können, egal woher er kommt“, sagte Bär. Dennoch könne er nicht verstehen, warum der Kreis so wenig Impfdosen erhalte. Mit den neuerlichen Versprechungen der Bundesregierung werde der Druck auf seine Verwaltung erhöht und Erwartungen geschürt, die so nicht erfüllt werden können. Zumal bereits viele Menschen die Hoffnung haben, bis zu den Sommerferien geimpft zu sein. Das Kreisimpfzentrum könnte, wenn genügend Impfstoff vorhanden wäre, wesentlich mehr Menschen impfen.
Über Betriebe werden mehr Menschen erreicht
Glücklich ist Stefan Bär aber darüber, dass das Medizinunternehmen Aesculap als Modellunternehmen für Betriebsimpfungen ausgewählt wurde. „Über die Betriebe erreichen wir noch mal mehr Menschen“, sagt er. Auch die Hausärzte, 68 Praxen im Landkreis impfen derzeit, wären bereit, mehr zu impfen. Auch bei den Ärzten sieht der Landrat eine Benachteiligung. „Ein Arzt auf dem Land betreut mehr Patienten als ein Arzt in einer Großstadt“, so Bär. Allerdings erhalten alle Ärzte die gleiche Zahl der Impfdosen, zurzeit maximal 50.
Corona-Infektionen sinken langsam
Zu den Entwicklungen der Corona-Fallzahlen sagte Bär gestern, dass man auf einem guten Weg sei. Die Zahlen im Kreis Tuttlingen würden endlich sinken, seien aber noch auf einem hohen Niveau. „Der Trend geht in die richtige Richtung“, zeigte sich der Verwaltungschef optimistisch. Er dankte ausdrücklich allen Bürgern, die sich mit Disziplin an Abstand- und Hygieneregelungen halten.
Zwölf Intensivpatienten wurden nach Freiburg verlegt
Im Klinikum in Tuttlingen wurden gestern 13 Patienten betreut, bei denen das Coronavirus nachgewiesen ist. Fünf dieser Patienten liegen auf der Intensivstation. Allerdings wurden innerhalb der vergangenen Wochen zwölf beatmete Menschen nach Freiburg verlegt. „Wir waren in einem kritischen Bereich und mussten handeln“, macht der Landrat deutlich, dass die Kapazitätsgrenzen im Klinikum am Anschlag waren.
Inzidenz knapp über 200
Auffällig sei, dass inzwischen auch jüngere Patienten schwerere Verläufe hätten. Nur wenige beatmete Patienten seien über 60 Jahre alt gewesen. Lob und Respekt zollte er dem Klinik-Personal für die Arbeit des vergangenen Jahres: „Sie machen einen super Job“. Ziel sei es nun, relativ schnell unter eine Inzidenz von 200 zu kommen. Gestern lag die Inzidenz bei 202. Es wurden 31 neue Fälle für den Landkreis Tuttlingen gemeldet. Nur neun der Neuinfizierten waren älter als 60 Jahre. Zwei dieser neun Personen waren über 80 Jahre.