„Was bedeutet das?“, fragte ein Alno-Mitarbeiter beim SÜDKURIER nach, nachdem er von den Entwicklungen und dem Übernahmeangebot durch die Investorenfirma Tahoe, die mittelbar der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor gehört, gelesen hatte. Wird der Betrieb jetzt aufgekauft, werden Standorte geschlossen und was hat der Investor vor? Diese Fragen beschäftigen den Mitarbeiter, der wie andere Gesprächspartner seinen Namen nicht nennen mag. „Bis jetzt haben nur wenige von dem Investorenangebot gehört“, erzählte ein Mitarbeiter, der während seiner Frühschicht von einem Kollegen informiert worden war. Diejenigen, die das Geschehen mitbekamen, seien beunruhigt und würden sich Sorgen über die Zukunft machen. „Bei Übernahmen gibt es oft neue Verträge oder auch Stellenabbau“, hofft der langjährig Beschäftigte, der schon etliche Krisen bei Alno erlebte, dass das Unternehmen auch diese Situation übersteht. Er bestätigt, dass viele Alnoianer den Einstieg der Tahoe Investor GmbH im August sehr positiv bewerteten, wussten sie doch, dass Alno deren Geld für den Fortbestand benötigt. Er beschreibt die Stimmung am Stammsitz deshalb als optimistisch, auch wenn die Arbeitnehmer durch unbezahlte Überstunden wieder einmal einen Beitrag zur Kostenreduktion und Konsolidierung bringen mussten.
Grundsätzlich positiv bewertet Waltraud Klaiber, Vorsitzende des Betriebsrates am Standort Pfullendorf und stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates, den geplanten Einstieg von Tahoe. "Wir haben einen finanzstarken Partner, der einsteigen will und über die nötigen finanziellen Mittel verfügt", erklärte Klaiber im Gespräch mit dem SÜDKURIER. "Wir brauchen Geld und das kann eine riesen Chance ein", schränkt die Betriebsratschefin ein, dass man erst nach der offiziellen Abgabe des Angebotes Näheres sagen könne.
Jeder mache sich Gedanken, aber es gebe keinen großen Aufschrei, beschreibt sie die Stimmung in der Belegschaft. "Er arbeitet wie der gesamte Vorstand rund um die Uhr für die Alno", widerspricht sie energisch der Fragestellung, ob Vorstandschef Max Müller aufgegeben habe, weil er mit Investor Tahoe eine sogenannte Stimmrechtsbindungsvereinbarung über seine Anteile abgeschlossen hat. Klaiber macht deutlich, dass nur durch das seit fünf Jahren andauernde Engagement von Max Müller die Existenz des Unternehmens gesichert wurde. Immer wieder sei es dem gut vernetzten Geschäftsmann gelungen, neue Investoren und Geldgeber für ein Engagement bei Alno zu gewinnen, wobei man sich letztlich Zeit kaufte. "Uns wäre es doch viel lieber, wenn wir mit unseren Produkten endlich Geld verdienen und damit unsere Arbeitsplätze sichern würden", verhehlt die Arbeitnehmervertreterin nicht, dass der Konzern dringend "frisches Geld" benötige. Jetzt müsse man die Entwicklung bezüglich des Übernahmeangebotes abwarten und möglicherweise werde ja eine Betriebsversammlung einberufen, bei der es weitere Informationen gibt.
Der Investor beziehungsweise die Familie Hastor macht Nägel mit Köpfen. In mehreren Stimmrechtsmitteilungen wurde am Montag darüber informiert, dass Tahoe bis zum kommenden Freitag zwei Millionen Alno-Aktien kaufen und Stimmbindungsvereinbarungen über weitere 12 491 469 Aktien abgeschlossen hat. Weiter wird informiert, dass Nijaz Hastor als Gesellschafter und sein Sohn Kenan als Geschäftsführer bei Eastern Horizon Group Netherlands ausgeschieden sind.
Familie Hastor
Die medienscheue Hastor-Familie machte zuletzt durch den Zulieferstopp bei VW Schlagzeilen. Der 65-jährigen Nijaz Hastor führt mit seinen Söhnen Kemir und Damir ein Firmengeflecht, zu dem unter anderem die Prevent-Gruppe mit den beiden Autozulieferer Car Trim und ES Automobilguss gehört, die für VW fertigen. Auch am Sitzhersteller Grammer ist Hastor mit 15 Prozent beteiligt. Die Familie ist auch an der in den Niederlanden gelisteten Firma Eastern Horizon beteiligt, der wiederum die Tahoe Investor zu 100 Prozent gehört.