Die erste Ausstellung unter der Federführung von Hermine Reiter liegt 27 Jahre zurück. Und noch immer ist sie Feuer und Flamme für die städtische Galerie. „Das ist ein genialer Aufgabenbereich“, schwärmt sie. Pro Jahr organisiert sie zwei große Ausstellungen. Die Werke national und international bekannter Künstler wie Hundertwasser oder Rizzi waren bereits in Pfullendorf zu sehen. Außerdem Pop-Art von Patrick Preller, Cartoons von Uli Stein, Grafiken von Peter Gaymann und Janosch, romantische Motive von Rosina Wachtmeister, panische Malerei von Udo Lindenberg...
„Wir heben uns als städtische Galerie in Pfullendorf von anderen Galerien schon deshalb ab, weil wir keinen Eintritt verlangen“, betont Reiter. In der städtischen Galerie Fauler Pelz in Überlingen zahlen Vollzahler beispielsweise 5,50 Euro, in der Kreisgalerie in Meßkirch sind es 2 Euro. Einzig bei der Ausstellung mit Originalen von Hundertwasser 2008 mussten Besucher auch in Pfullendorf ihr Portemonnaie zücken. „Dazu hat uns der Leihgeber vertraglich verpflichtet.“ Bei der Ausstellung über James Rizzi im Jahr 2009 stand ebenfalls die Überlegung im Raum, Eintritt zu verlangen, aber „an Geld soll ein Ausstellungsbesuch nicht scheitern“. Gerade bei Rizzi habe es Besucher gegeben, die mehrfach da waren. „Ob die Leute auch dann mehrere Male zu uns gekommen wären, wenn es etwas gekostet hätte, ist fraglich.“
Im Haushaltsplan sind für die städtische Galerie jährlich 80 000 Euro Kosten veranschlagt, wie Hauptamtsleiter Hans-Jürgen Rupp sagt. Einnahmen über Eintrittsgelder entfallen. Aber: Die Galerie wird um einen Shop ergänzt, in dem Besucher Merchandising-Artikel kaufen könne. Diesen rund 30 Quadratmeter großen Shop gibt es seit 2008 im Erdgeschoss des „Löwen“. Passend zur jeweiligen Ausstellung werden Künstler-Souvenirs angeboten: Bücher, Drucke, Lesezeichen, Tassen, Ansichtskarten, Poster... „Wir hatten früher schon immer einen kleinen Verkaufstisch. Das Konzept mit einem attraktiven Laden, in dem die Ware schön in Vitrinen präsentiert wird, hat sich bewährt.“ Wichtig ist der Galerieleiterin hochwertige Ware, sie will keinen Ramsch unters Volk bringen. „Lieber weniger, aber dafür ausgefallen. Ich lege Wert auf Qualität“, lautet Reiters Motto. Bei vielen Artikeln handelt es sich um Kommissionsware. „Wir bestellen die Ware, bestücken den Shop, rechnen über die Registrierkasse ab, machen Inventur und schicken die nicht verkaufte Kommissionsware zurück“, erläutert Reiter das Vorgehen.
Reiter recherchiert, was es zu den einzelnen Künstlern an Merchandising-Artikeln gibt. „Das ist ein bisschen wie Detektivarbeit“, sagt sie schmunzelnd. „Im Internet bin ich zum Beispiel auf die Hundertwasser-Sockenwolle gestoßen, deren Farbverlauf einem bestimmten Gemälde nachempfunden ist. Die Wolle haben wir direkt beim Hersteller bestellt. Während der Öffnungszeit hat unsere Frau Widmann immer mal wieder gestrickt – das war die beste Werbung. Die Wolle hat sich sehr gut verkauft!“ Als Peter Gaymann seine Hühner-Cartoons zeigte, gab es Eierlikör mit einem von ihm gestalteten Etikett.
Anlässlich der Janosch-Ausstellung wurde ein Hagnauer Wein abgefüllt und ebenfalls mit Pfullendorf-spezifischem Etikett versehen. „Solche Dinge muss man natürlich im Vorfeld mit den Rechteinhabern abklären.“ Eine große Nachfrage nach Originalen erlebte Reiter bei den Likörellen von Udo Lindenberg „Allein den Sonderzug nach Pankow hätten wir fünf Mal verkaufen können.“
Kunst kostet viel Geld
Galeriechefin Hermine Reiter erklärt die Kostenstruktur von Ausstellungen.
Wie setzen sich die Kosten für eine Ausstellung zusammen?
Die Leihgaben kosten eine Gebühr. Hinzu kommen die Kosten für die Versicherung. Bei Hundertwasser war der Versicherungswert enorm und die Sicherung der Exponate ging über Bewegungsmelder und Alarmanlage an Türen und Fenstern hinaus. Es gab eine Direktschaltung zur Polizei. Dann die Kosten für Raum und Personal, also Galerieleitung, Hausmeister, Aufsichts- und Reinigungspersonal. Wir machen Werbung, das heißt Flyer, Plakate und Einladungen müssen gedruckt werden. Nach Möglichkeit laden wir auch die Künstler zur Vernissage ein, damit sie ihre Werke vorstellen. Das ist mir ein Anliegen. Es entstehen also Kosten für Anreise, Unterbringung und Honorar. Es hat mich sehr gefreut, dass James Rizzi hier war, ein wundervoller Mensch. Udo Lindenberg war 2014 gerade auf Promotionstour für seine neue CD, ansonsten wäre er vielleicht auch nach Pfullendorf gekommen.
Die Aktion haben wir mit unserem Sponsor Geberit ins Leben gerufen. Auf einem weißen Standardspülkasten verewigen sich die Künstler, die persönlich in der Galerie zu Gast sind, mit Unterschrift und einer Zeichnung. Die Spülkästen sind nicht zu verkaufen.
Fragen: Kirsten Johanson