Als Beitrag im Kampf gegen das Corona-Virus beziehungsweise für die geforderte Reduktion von Kontakten, als Serviceleistung für Kunden und auch als Kampfansage gegenüber dem Online-Handel, sehen die Apotheker Anton Siegle und Rainer Hinger, die die drei Apotheken in Pfullendorf betreiben, ihren neuen kostenlosen Lieferservice für Medikamente. In einem Pressegespräch erläuterten die Beiden, die rund 30 Mitarbeiter beschäftigen, davon fast alle in Teilzeit, das zusätzliche Angebot, wobei die Bezahlung der Medikamente nach der Übergabe an der Haustür gleich vor Ort erfolgt.
Man will den Online-Shop-Apotheken Paroli bieten
Der kostenlose Botendienst erfolgt zunächst durch Apothekenmitarbeiter, und soll bei entsprechender Nachfrage später von einem Externen erbracht werden, wobei für Anton Siegle die Vertrauenswürdigkeit des Boten im Fokus steht. Er könnte sich vorstellen, dass ehemalige Mitarbeiter diesen Dienst übernehmen, der von Menschen in Anspruch genommen werden könnte, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind oder sich in einer Quarantäne befinden. Keinen Hehl machen Siegle und Hinger, dass man mit diesem Service dem Online-Shop-Apotheken Paroli bieten will, der den lokalen Apotheken zunehmend Marktanteile streitig macht.
Zu Beginn der Pandemie wurden Apotheken regelrecht überrannt
Insgesamt verzeichnet die Branche während der Corona-Pandemie rückläufige Kunden- und Umsatzzahlen. Während des ersten Lockdowns gab es einen regelrechten Run auch auf die Pfullendorfer Apotheken, der bis zum Sommer extrem abebbte und man auf Kunden wartete. Seit Ende August befinde man sich quasi im Normalbetrieb, machen Siegle und Hinger deutlich, dass der Lieferdienst selbstverständlich keine Auswirkung auf die Öffnungszeiten und das Serviceangebot der drei Apothekenstandorte hat: Natürlich haben wir offen und freuen uns über jeden Kunden.
Lieferung nur im Postzahlenbereich 88630
Die Medikamentenlieferung ist auf einen zehn Kilometer-Radius rund um Pfullendorf begrenzt, denn die heimischen Anbieter wollen ihren Kollegen in den Nachbargemeinden keine Konkurrenz machen. Corona wirbelt auch den Apothekeralltag durcheinander und große Sorgen bereitet den beiden, dass erkrankte Menschen den Gang zum Arzt oder ins Krankenhaus aus Angst und Furcht scheuen und somit ihr Risiko erhöhen. Wenn man zum Jahresende die Todeszahlen vergleiche, werde man sicher viele Tote zählen, die aufgrund von Nichtbehandlung verstorben sind.
„Viel mehr Menschen als in den vergangenen Jahren lassen sich gegen Grippe impfen“
Ein klares Wort gibt es von Siegle und Hinger zum Mangel an Grippeimpfstoffen in der Region. Man habe 90 Prozent aller Medikamente vorrätig, aber beim Grippeimpfstoff gebe es aufgrund beschränkter Produktionskapazitäten einen Engpass. Die Pfullendorfer hoffen, dass die von Gesundheitsminister Jens Spahn versprochene Lieferung von drei bis sechs Millionen Impfdosen Ende November tatsächlich geliefert werden, und sie einen Anteil bekommen. Als weitere Ursache für den Grippeimpfstoffmangel nennt Rainer Hinger den Umstand, dass sie gegenüber den Vorjahren viel mehr Menschen impfen lassen würden, was die Ärzte bei der Medikamentenvorbestellung im Frühjahr nicht einkalkulieren konnten.
„Gewohnte Grippewelle wird es wahrscheinlich nicht geben“
Als positiv werten die Apotheker, dass durch Corona-Maßnahmen wie Maskentragen und Abstandhalten auch die Wirkung von Grippeviren eingedämmt wird. Durch die Absagen von Weihnachtsmärkten, Betriebsfeiern oder auch Fasnet würden zudem typische Ansteckungsherde wegfallen, so dass es wohl nicht die „gewohnte Grippewelle„ geben werde.