Karlheinz Fahlbusch

Für einen regelmäßigen Fahrgastverkehr auf der Räuberbahn von Pfullendorf nach Aulendorf sieht eine neue Studie kein sehr großes Potenzial. Für den Ausflugsverkehr schon. So manchen Bahnfan wird das enttäuschen. Ein Blick zurück in die Geschichte macht deutlich, dass auf der Schienenstrecke in früheren Zeiten eine ganze Menge los war. Da ging sie aber noch über Schwackenreute bis nach Stockach. Und es gab sogar die Ideen, Teilabschnitte zweigleisig auszubauen. Der Bahndamm zwischen Pfullendorf und Brunnhausen ist bereits für die entsprechende Breite konzipiert. Doch es wurde nichts daraus. Die Strecke von Pfullendorf nach Schwackenreute wurde 1983, diejenige nach Altshausen 2004 stillgelegt. Seit 1971 gab es keinen Personenverkehr mehr. Bis in das Jahr 2002 wurden die Schienen nach Altshausen noch für Transporte der großen Firmen genutzt.

1958 Nostalgie pur: Noch bis in die 50er-Jahre gehörten Dampflokomotiven zum Stadtbild.
1958 Nostalgie pur: Noch bis in die 50er-Jahre gehörten Dampflokomotiven zum Stadtbild. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Schwackenreute war einmal Bahnknotenpunt

Noch in den 60er-Jahren lernten die Kinder in der Volksschule, dass Schwackenreute ein Bahnknotenpunkt ist. Denn dort trafen sich die Strecken von Pfullendorf und von Mengen, ab Krauchenwies auch von Sigmaringen, um sich zu einer Strecke in Richtung Bodensee zu vereinen. Doch davon ist wenig geblieben. Der Bahnhof in Schwackenreute ist eine Ruine, die Strecke von Sigmaringen nach Krauchenwies abgebaut und in Pfullendorf endet das Gleis aus Richtung Aulendorf mittlerweile am Stadtgarten und ist der Endpunkt der Räuberbahn, die seit 2011 hier verkehrt.

1906 Diese Zeichnung stammt vom Pfullendorfer Mätthäus Hofmann und macht sich über den „Bretterverschlag“ lustig, der bis ...
1906 Diese Zeichnung stammt vom Pfullendorfer Mätthäus Hofmann und macht sich über den „Bretterverschlag“ lustig, der bis 1926 den Bahnhof in der Linzgaustadt bildete. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Eisenbahnzeitalter beginnt im Jahr 1838

Dabei hatte das Eisenbahnzeitalter mit dem Bau der „Badischen Hauptbahn“ von Mannheim nach Konstanz im Badischen im Jahr 1838 begonnen. Bereits 1873 fuhr der erste Zug aus Richtung Schwackenreute in Pfullendorf ein. Zwei Jahre später wurde die württembergische Bahnlinie von Pfullendorf nach Altshausen eröffnet. Mit einer durchgängigen Strecke war das aber nicht unkompliziert. Württemberg und Baden hatten ihre eigenen Interessen und Pfullendorf lag da irgendwo zwischendrin. Nicht einmal die Fahrpläne wurden aufeinander abgestimmt. Reisende mussten in Pfullendorf umsteigen. Und wie man in verschiedenen Quellen nachlesen kann, nahmen es die beiden Eisenbahnen auch mit der Pünktlichkeit nicht so genau. Badener und Württemberger Eisenbahner gaben jeweils den Kollegen mit dem anderen Staatswappen die Schuld, wenn es mal wieder nicht mit den Anschlüssen klappte.

Baden und Württemberg streiten über Kosten

Als man am 11. August 1873 den Bahnhof in der Linzgaustadt eröffnete, stritt man sich über die Kosten. Baden wollte eine Beteiligung von Württemberg. Schließlich endeten ja hier die Züge aus dem Königreich. Das lehnten die Württemberger aber ab, weil es sich ja um einen Badischen Bahnhof auf badischem Gebiet handelte. Deshalb diente bis 1926 eine Baracke als Empfangsgebäude, das Pfullendorf wohl deutschlandweit dem Spott aussetzte. Der Pfullendorfer Maler Matthäus Hofmann zeichnete sogar eine Spottpostkarte. Sie soll den tatsächlichen Gegebenheiten sehr ähnlich gewesen sein, wie böse Zungen (es waren bestimmt württembergische) behaupteten. Erst später wurde dann das Gebäude erstellt, wie es heute noch in weiten Teilen steht und nun bestens restauriert als Gaststätte dient.

2014 Keinen Schienen mehr und keine Züge. Die Eisenbahn hatte sich aus Pfullendorf verabschiedet und der Bahnhof führte ein einsames ...
2014 Keinen Schienen mehr und keine Züge. Die Eisenbahn hatte sich aus Pfullendorf verabschiedet und der Bahnhof führte ein einsames Dasein. Heutzutage ist hier eine Gastronomie untergebracht. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz
2020 Einen Bahnhof gibt es nicht mehr. Aber die Züge der Räuberbahn halten am Stadtgarten.
2020 Einen Bahnhof gibt es nicht mehr. Aber die Züge der Räuberbahn halten am Stadtgarten. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Ende der 50er-Jahre waren es noch drei Zugpaare am Tag und 1964 ist endgültig Schluss

Während man mehrmals pro Tag in Richtung Bodensee fahren konnte, waren die Anschlüsse nach Altshausen dünner gesät. Ende der 50er-Jahre waren es nur noch drei Zugpaare am Tag und 1964 war dann endgültig Schluss. Der einzige durchgehende Zug von Schwackenreute über Pfullendorf nach Aulendorf war übrigens ein Güterzug mit Personenbeförderung. Sein Fahrplan richtete sich nach den aufzunehmenden Gütern unterwegs, was Auswirkungen auf die Zuverlässigkeit hatte. Die Züge in Richtung Aulendorf wurden 1964 eingestellt. Noch bis 1971 fuhren täglich mehrere Züge über Schwackenreute bis nach Radolfzell, um 8.08 Uhr sogar bis nach Schaffhausen.

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Kinder freuen sich die Dampfpfeife

Ebenfalls über Schwackenreute konnte man bis nach Meßkirch fahren. Die Dampflokomotiven gaben schon rege Signal, ehe sie in den Bahnhof einfuhren und viele von denen, die heute aufs Rentenalter zugehen, winkten begeistert den Lokführern zu, die mit ihren vom Ruß geschwärzten Gesichtern auch gerne mal freundlich zurück winkten und nochmals die Dampfpfeife ertönen ließen. Doch auch in Pfullendorf waren die Tage der rauchenden Ungetüme gezählt. Genauso wie die der zahlreichen Bahnwärterposten und Schrankenwärter. Alleine von Aach-Linz nach Pfullendorf gab es fünf Bahnübergänge, zwei Unterführungen und drei Bahnwärterhäuschen. Den Streckenverlauf kann man vom Industriegebiet Theuerbach aus noch gut nachvollziehen.