Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, formulierte der SÜDKURIER am 20. Juli 1995, denn ein Mega-Event stand am folgenden Wochenende an – die dreitägigen Feierlichkeiten zum 775-jährigen Jubiläum der Erhebung von Pfullendorf zur Stadt.

Ein Vierteljahrhundert später, im Jahr 2020, sollte dann das 800-jährige Stadtjubiläum groß gefeiert werden. Ein Festjahr sollte es werden, mit vielen Veranstaltungen. Und dann kam Corona und zwei Jahre lang machte die Pandemie alle Festpläne zunichte. Erst 2022 konnte man in abgespeckter Form das Jubiläum begehen, wobei ein Seifenkistenrennen der Höhepunkt war.
Die Legende des Stegstreckens wird aufgeführt


Zum Auftakt des Festreigens 1995 fand am Freitag ein mittelalterliches Ritteressen statt, bei dem 1500 Gäste an einer Tafel in der Innenstadt unter freiem Himmel verköstigt wurden. Willi Nusser war einer der Hauptverantwortliche für das Spektakel vor mehr als einem Vierteljahrhundert und erinnert sich noch lebhaft an die enormen Vorarbeiten, das Miteinander von Wirtschaft, Verwaltung und Vereinen sowie den unglaublichen Publikumserfolg.
Reminniszenz an das Mittelalter
Der damalige stellvertretende Bürgermeister Rolf Schondelmaier hatte den umtriebigen Gastronomen angerufen und erzählt, dass es ein Gremium für die Vorbereitung der 775-Jahr-Feier gebe, aber bislang noch keine zündende Idee. Als Reminiszenz an die jahrhundertealte Historie der Stadt schlug Willi Nusser ein mittelalterliches unter freiem Himmel unter freiem Himmel für sage und schreibe 1500 Gäste vor.
Viele hundert Helfer waren nötig

Um dieses Mammutprojekt zu stemmen, war die Unterstützung hunderter Helfer nötig und so versammelten sich die Verantwortlichen der Pfullendorfer Vereine in der Stadthalle, wo Nusser ihnen Plan und Arbeit erklärte. „Er war öfter im Rathaus, als im Hotel“, erinnert sich Ehefrau Bernadette, die den heimischen Betrieb am Laufen hielt. „Das war für unsere Stadt, unsere Bürger und so viele haben geholfen“, nennt Willi Nusser als Motivation für sein Engagement. Letztlich baute man eine Mittelaltertafel auf, die von der Heiligenberger Straße über die Pfarrhofgasse bis zum Oberen Tor reichte, und Tische und Bänke waren unter dem Dach von vielen Zelten geschützt.
Der Kanonenschuss der Bürgerwehr kündigte jeweils das Servieren eines Ganges an und tatsächlich gelang es, alle Gäste zeitgleich zu bedienen. Nach dieser logistischen Meisterleistung gingen die Jubiläumsfeierlichkeiten am Samstag und Sonntag weiter, wobei ein mittelalterlicher Markt für besonderes Flair in der Linzgaustadt sorgte. Zum Abschluss des Musikprogramms auf der Stadtseebühne präsentierte die Stadtmusik unter Leitung des damaligen Stadtmusikdirektors Max Serazio und die Big Band „Kir Royal“ ein musikalisches Feuerwerk. Flankierend wurden die Elemente Wasser, Licht und Feuer durch eine Licht- und Lasershow effektvoll begleitet. Nach Angaben der Stadtverwaltung erlebten vor 27 Jahren rund 30 000 Besucher das Mittelalterspektakel.
Viele hundert Helfer aus mehr als 40 Vereinen waren auf den Beinen und im städtischen Haushalt waren für das Festwochenende 100 000 DM eingeplant. „Die ganze Region hat auf Pfullendorf geschaut. Das war einfach nur Wahnsinn, diese vielen Menschen“, vermisst nicht nur Willi Nusser solche Mega-Events für die Bürger und die Gemeinschaft. Denn in den 90er Jahren war der Erfolg der 775-Jahr-Feier Anlass und Motivation für weitere einzigartige Events, die das Stadtmarketing in den 90er Jahren voranbrachten und Pfullendorf war in aller Munde.