In einer halbstündigen Video-Konferenz erläuterte Sozialminister Manne Lucha seine Ideen und Gedanken zur künftigen Gesundheitsversorgung im Landkreis Sigmaringen. Zuvor hatte er mit Kreisräten, Bürgermeistern, SRH-Verantwortlichen und Abgeordneten konferiert, wobei er den Eindruck gewonnen habe, dass die geplante Konzentration der stationären Versorgung am Krankenhaus Sigmaringen auf mehrheitliche Zustimmung stoße. „Es wird keine Krankenhäuser in Pfullendorf und Bad Saulgau mehr geben“, gab es eine klare Ansage des grünen Politikers, der sich bezüglich des Strukturprozesses in der Gesundheitsversorgung im Kreis Sigmaringen als Begleiter sieht. Er begrüße die Überlegungen, am bisherigen Krankenhaus Pfullendorf die psychiatrische Versorgung zu konzentrieren.

Minister fordert, die stationären Kräfte zu bündeln

In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Zahl der stationären Patienten um 13 Prozent verringert, und dieser Rückgang werde sich fortsetzen. Deshalb seien Doppelstrukturen und Kannibalisierungstendenzen zu vermeiden und man müsse die stationären Kräfte bündeln. Dass angesichts von geplanten Schließungen kleinerer Standorte bei den Menschen Ängste und Sorgen hochkommen, verstehe er. Der Kreis setze geradezu vorbildhaft die vom Land vorgegebene Strategie der Konzentration um, lobte Luche, ebenso, dass Landrätin Stefanie Bürkle die Gesundheitsversorgung zur Chefsache gemacht habe. Positiv für den Landkreis wertet der Minister, dass SRH als Betreiber der Klinik diesen Prozess begleiten will: „Es ist eine große Herausforderung einen lebensfähigen Krankenhausstandort im Landkreis zu betreiben.“

Manne Lucha sieht die Zeit, um Ross und Reiter zu nennen

Der Minister konstatierte, dass es im Landkreis bei den Hausärzten eine Unterversorgung gebe, die mittels Netzwerkbildung gemindert werden soll. Auf die SÜDKURIER-Frage, ob es sinnvoll sei, angesichts der Pandemie und des Fachkräftemangels beim Pflegepersonal eine Diskussion um die Schließung von Krankenhäusern zu beginnen, was zur Verunsicherung der Beschäftigten beitrage, wird Manne Lucha energisch. Nie sei die Zeit besser gewesen, um „Ross und Reiter zu nennen“. Seit 30 Jahren werde bei der Krankenhausthematik eine Kirchturmpolitik betrieben, aber jetzt gelte es, Strukturveränderungen anzupacken.

Lucha fordert ehrliche Diskussionen

Er habe diese Diskussionen angemahnt und auch mit angestoßen, nennt er die Debatte um mögliche Schließungen im Bodenseekreis und südlichen Teil des Landkreises Ravensburg. „Endlich haben wir 2,5 Jahre lang keine Wahl“, sieht Lucha die Gelegenheit, die aus seiner Sicht zukunftsfähigen Versorgungsstrukturen und zukunftsfähige Arbeitsplätze in den Kliniken auf den Weg zu bringen: „Vorher hat das noch kein Minister gemacht.“ Jetzt müsse man eine ehrliche Debatte führen und keine Illusionen schüren. „Wer selber nicht gestaltet, wird gestaltet“, gibt er als Handlungsmaxime und Mahnung mit auf den Weg.

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Ergebnis des Zweitgutachtens für die SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH wird ausgewertet

Auf die Frage, ob Lucha mit seiner sich final anhörenden Festlegung auf den Standort Sigmaringen, als zentrales und einziges Krankenhaus im Landkreis, nicht dem Ergebnis des Zweitgutachtens vorgreife, verweist Landrätin Stefanie Bürkle darauf, dass das Gutachten seit vergangener Woche vorliege und nun ausgewertet werde. Abschließend gibt es für die Kreischefin vom Minister noch ein Zuckerl: Die Grundüberlegung des Landkreises sei all das, was eine erfolgreiche Klinik auch im Kreis Sigmaringen ausmache.