Fast nach dem Motto „Pfullendorfer bauen für Pfullendorf“ gibt es für die Baugrube an der Kolping-Straße eine Fortsetzung. Bis Ende 2022 sollen dort 31 Wohnungen bezugsfertig sein. Als Investor agiert die in Bietigheim ansässige Sagur Group, die nach eigenen Angaben schon viele Großprojekte umgesetzt hat. Die Familie Sagur ist in Pfullendorf nicht unbekannt, nicht nur weil Nezir Sagur bei der Kommunalwahl schon auf der CDU-Liste kandidierte. Hinter dem Unternehmen stehen seine drei Brüder Christian, Sami und Yilmaz Sagur, die alle am Staufer-Gymnasium das Abitur gemacht, studiert und dann in Konzernen Karriere gemacht haben.
Brüdertrio hat am Staufer-Gymnasium Abitur gemacht
Der 49-jährige Yilmaz ist Geschäftsführer eines Unternehmens aus der Immobilienbranche, sein ein Jahr jüngerer Bruder Sami ist seit vielen Jahren als Vorstand in internationalen Konzernen tätig. Etliche Jahre war er unter anderem Finanzvorstand des Schlecker-Drogeriekonzerns, verantwortlich für 60 000 Mitarbeiter und er erlebte den dramatischen Absturz der Familie Schlecker quasi hautnah mit. Der 38-jährige Christian ist Partner einer internationalen Beratung und mit seiner Firma ISA Middle East Consulting im Bereich „Business Development“ bei Joint-Ventures und Handelsvertretungen aktiv. Investmentberatung und Investorensuche sind sein Metier, wobei auf seiner Homepage zu lesen ist, dass man in den vergangenen Jahren ein hervorragendes Netzwerk im gesamten Mittleren Osten aufbaute, speziell aber im Emirat Qatar. Und mit der Sagur Group investieren die Brüder nebenher in große Immobilienprojekte mit inzwischen einem Volumen im hohen zweistelligen Millionenbereich, erzählt Sami Sagur im SÜDKURIER-Gespräch. Nun realisiere man erstmals in Pfullendorf ein Projekt, wobei die Firma seit geraumer Zeit auf Grundstückssuche war. „Das ist ein eher kleines Projekt“, sagt Manager Sami Sagur und zeigt auf dem Handy Fotos von großen Bauprojekten, die er mit seinen Brüdern schon umgesetzt hat.
Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg betreibt Betreutes Wohnen
Im Gespräch erläutert er Details der Planung für das Projekt an der Kolping-Straße. Die Wohnungen werden auf drei Mehrfamilienhäuser verteilt, die jeweils über eine Tiefgarage samt Aufzug verfügen. Und in einem Gebäude sind Wohnungen für Betreutes Wohnen vorgesehen, wobei nach Angaben von Sagur schon ein Mietvertrag mit dem Betreiber unterschrieben ist. Sagur bestätigt, dass es sich dabei um Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg handelt, das bekanntlich schon die „Grüne Burg“ betreibt.
Investitionsvolumen beträgt rund acht Millionen Euro
Das gesamte Investitionsvolumen beziffert er auf acht Millionen Euro. „Wir haben kein Interesse Wohnungen zu verkaufen“, antwortet der Geschäftsmann auf die Frage, warum man ausschließlich Mietwohnungen baut. Die Wohnungen sollten Ende 2022 bis Anfang 2023 bezugsfertig sein.
Den Kontakt zur Raiba Aulendorf, die das Projekt „Linzgau-Blick“ an der Kolping-Straße initiiert hat, stellte der frühere Grundstückseigentümer Gilbert El-Haj her. Die Gründe, warum die Raiba aus dem Vorhaben ausgestiegen ist, kennen die neuen Bauherren nicht, aber, dass es einen Konflikt zwischen Bank und Generalunternehmer gab. Sie wollen für ihr Projekt regionale Betriebe beauftragen.
Investor: „Sind eng mit Pfullendorf verbunden“
„Wir sind in Pfullendorf aufgewachsen und da unsere Familie noch in Pfullendorf lebt, sind wir regelmäßig da“, betont der 48-jährige Sami Sagur die enge Verbundenheit seiner Familie mit Pfullendorf. Auch deshalb würde man gerne weiter investieren und sucht Grundstücke. Neben der Verbundenheit bewertet der Manager die Entwicklung von Pfullendorf in den vergangenen Jahren sehr positiv. Trotz Schwierigkeiten, beispielsweise durch den Arbeitsplatzabbau bei Alno, sei die Stadt mit dem Seepark und dem Fachmarktzentrum noch attraktiver geworden.
„Linzgau-Blick“
25 barrierefreien Wohnungen in drei Baukörpern wollte die Raiffeisenbank Aulendorf mit ihrem Projekt „Linzgau-Blick“ auf das topografisch schwierige Gelände bei der Stadtmauer stellen. Allein, der Baubeginn verzögerte sich und erst im November 2019 fand der Spatenstich statt. Im Anschluss rollten Bagger, Raupen und Lastwagen an, um die riesige Baugrube auszuheben. Dann wurden Dutzende mächtiger Betonpfeiler entlang des Hanges in den Boden getrieben und dann war Schluss. Noch im September 2020 erklärte die Raiffeisenbank Aulendorf, dass man eine neue Baufirma suche und das Projekt selbstverständlich fertiggestellt werde. Allein, auf der Baustelle gab es weiter keine Bewegung. Auf erneute Anfrage bestätigte die Bank, dass man das Baugrundstück bereits Ende 2020 an einen neuen Bauträger verkauft habe und man nicht mehr Eigentümer sei.
Bekanntlich wollte die Raiffeisenbank Aulendorf ursprünglich drei Baukörper mit insgesamt 25 Wohnungen zwischen 69 und 112 Quadratmetern Wohnfläche errichten, dazu eine Tiefgarage, Carports, Fahrradräume und Außenstellplätze. Zu diesem Vorhaben hatte der Bauausschuss des Gemeinderates schon im November 2017 sein Ok gegeben. Allerdings änderte die Bauherrin im vergangenen Jahr ihre Pläne und in einem Komplex sollten ausschließlich Ein-Zimmer-Wohnungen entstehen, was die Abgabe eines Nachtragsbaugesuchs erforderte.