Hangel-Mikado, Drehscheibe, Stangen-Walze, schwingende Klingen, rotierende Bälle, schwebende Leisten – wer sich so etwas antut, muss auf jeden Fall eins sein: durchtrainiert und auf den Punkt konzentriert. Fallende Bretter und Co. beschreiben Hindernisse auf einem Parcours bei der TV-Show „Ninja Warrior Germany – Die stärkste Show Deutschlands“. Und die Macher der Hindernisbahnen sind alles andere als zimperlich, sie denken sich so manche Gemeinheit aus. Julian Rieger weiß das, denn er hat 2023 und 2024 schon einige Parcours absolviert und zwar so erfolgreich, dass er jetzt im Finale der neunten Staffel steht. Erste Erfahrungen in dieser herausfordernden Sportart sammelte er bereits als 13-Jähriger bei Ninja Warrior Germany Kids.

Der Buzzer ist das Ziel

Das Finale von Ninja Warrior Germany wird am Freitag, 13. Dezember, auf dem Sender RTL gezeigt. Die 13 bringt Julian Rieger hoffentlich Glück. Für den jungen Athleten geht es um die Wurst, oder eher den Buzzer. Denn der spielt eine wesentliche Rolle bei der Spielshow, die in Japan erfunden wurde. Wer den Parcours schafft, haut auf den Buzzer. „Nur wer buzzert, komm weiter“, so der 17-Jährige, der in Wilhelmsdorf das Gymnasium besucht und nach dem Abi Maschinenbau in Friedrichshafen studieren will.

Zweiter in der Vorrunde

Für die RTL-Show bewarben sich rund 10.000 Männer und Frauen, von denen 240 in sechs Vorrunden antraten. Die besten 13 jeder Vorrunde qualifizierten sich für das Halbfinale. Julian startete souverän mit einem hervorragenden zweiten Platz in der Vorrunde. 2023, als er schon einmal bei der Show teilnahm, war er in der Vorrunde ausgeschieden. „Ich bin beim Balance-Hindernis rausgeflogen“, erzählt er. Unwägbarkeiten gibt es viele auf den Parcours. Hindernisse rotieren, rutschen weg, die Seile oder Griffe zum Hangeln sind weit auseinander, die geforderten Sprünge für Normalos sicher nicht zu bewältigen. Die Athleten dürfen den Parcours einmal begehen, aber nicht ausprobieren und vor dem eigenen Durchlauf bei den anderen zugucken, ist nicht drin. Das wäre ja auch unfair.

17 Athleten im Finale

Julian ist einer von 17 Finalisten. Die Konkurrenz ist hart, die Favoritenrolle hat René Casselly, ein Zirkus-Artist, der die Show 2021 als erster und einziger deutscher Ninja Warrior gewann und die 300.000 Euro Siegprämie kassieren durfte. Das große Finale wird sich aus drei Bestandteilen zusammensetzen. Es beginnt mit einem Speedparcours. Nur wer den ganzen Parcour im Zeitlimit meistert, kommt weiter. Dann folgt ein harter und langer Ausdauerparcours ohne Zeitlimit. Am Ende steht der Mount Midoriyama – doch bis zum Buzzer am „Gipfel“ schaffen es nur wenige. Es gilt, ein 32 Meter hohes Gerüst zu erklimmen, eine Kombination aus 30 Himmelsleiter-Stufen und 13 Metern Seil. Klingt extrem und tatsächlich ist die Aufgabe in der maximal erlaubten Zeit von 35 Sekunden kaum zu bewältigen. Doch möglicherweise wird Julian der zweite Ninja Warrior Germany und gewinnt in diesem Jahr die 300.000 Euro? Schafft keiner der Teilnehmer den Mount, wird der Bestplatzierte zum Last Man Standing gekürt und erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro.

In der Ruhe liegt die Kraft

„Beim Ninjasport geht es nicht nur um Kraft, auch Technik, Konzentration und Koordination sind gefragt“, erzählt Julian. Er ist kein Hasardeur, er geht im Parcours lieber auf Nummer sicher und bewahrt Ruhe. Das hat Vorteile, denn jeder Fehler kann zum Ausscheiden führen, da sind Leichtsinn und Hektik nicht zu gebrauchen. Pyrotechnik, Publikum, Nebel, Kamera, Scheinwerfer – das alles blendet der 17-Jährige im Studio weitgehend aus. „Im Parcours bin ich wie in einem Tunnel.“

Hindernis unter Wasser

Das bisher schwierigste Hindernis? „Das war das Unterwasserhindernis im Halbfinale. Wir mussten tauchen, Türen aufschieben, durchschwimmen und dann ein Netz hochklettern zum Buzzer – und das, nachdem man eigentlich von den davorliegenden Hindernissen schon ausgepowert war“, erinnert sich Julian.

Um sich auf die anspruchsvollen Hindernisse vorzubereiten, trainiert Julian täglich – entweder in der Ninja-Sporthalle in Senden bei Ulm ...
Um sich auf die anspruchsvollen Hindernisse vorzubereiten, trainiert Julian täglich – entweder in der Ninja-Sporthalle in Senden bei Ulm oder zu Hause. In Ruschweiler hat er zusammen mit seinem Vater Martin ein Übungsgerüst gebaut. | Bild: Johanson, Kirsten

Der 17-Jährige trainiert täglich – unter anderem in der Ninja-Sporthalle in Senden – und nimmt an vielen Wettkämpfen teil. Zuletzt war er vom 22. bis 24. November bei einem Wettkampf der FNL (First Ninja League) im schleswig-holsteinischen Rendsburg, wo er den dritten Platz belegte. „Im Sommer bin ich fast jedes Wochenende auf einen Wettkampf gefahren – München, Darmstadt, Stuttgart, Ingolstadt...“ Zuhause in Ruschweiler hat er zusammen mit seinem Vater Martin sogar ein eigenes Trainingsgerüst gebaut, um Bewegungsmuster und Grifftechniken einzuüben. Seine Eltern unterstützen ihn nach Kräften – die ganze Familie ist sportbegeistert, liebt Mountainbiken, Bouldern und Klettern. Seine Mutter ist Sportlehrerin und sein Vater bietet nebenberuflich Mountainbike-Touren und MTB-Fahrtechniktrainings an. Was steht als nächstes an? Im Januar geht es für Julian nach Hamburg, wo die besten Ninja Warrior Athleten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aufeinandertreffen. Zu gewinnen gibt es ein Auto. Würde passen, denn Julian macht gerade den Führerschein.