Sichtlich zufrieden lauschten Gemeinderäte und Verwaltung in der Ratssitzung am Donnerstagabend den Ausführungen von Christian Hamel, der die aktualisierte Fassung des Kindergartenbedarfsplans vorstellte. Im Auftrag der Stadt unterstützt Hamel von der in Bonn ansässigen Biregio GbR die Kommune beim Thema Kindergärten. Vor zwei Jahren hatte der Fachmann mit seiner Analyse für ein kollektives Schockerlebenis gesorgt, als er einen eklatanten Mangel an Betreuungsplätzen konstatierte.

Stadt profitiert vom Zuzug junger Familien

Die Situation habe sich dank der Anstrengungen der Stadt und einer veränderten demografischen Lage entspannt, verwies Hamel auf die bundesweit sinkende Geburtenrate. Für Pfullendorf geht Biregio bis 2038 von jährlich 158 Geburten und einer leicht wachsenden Bevölkerung aus. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Einwohnerzahl jährlich um drei Prozent auf aktuell 13.622 Personen erhöht, wobei Pfullendorf vom Zuzug junger Familien profitiert habe, was auch der Ausweisung neuer Wohnbaugebiete geschuldet sei.

Aber auch in Pfullendorf werde der Anteil der Senioren sich stetig erhöhen und dann nicht mehr durch Zuzüge jüngerer Leute ausgeglichen werden, prognostiziert der Experte. Für die Kindergärten bedeutet diese Entwicklung, dass die Zahl der über Dreijährigen, die betreut werden müssen, sich verringert. Steigen werde hingegen der Bedarf an Plätzen für unter Dreijährige sowie die Ganztagsbetreuung. Als Ist-Platzzahl errechnete Christian Hamel 529 Plätze für Krippen- und Kindergartenkinder, und benötigt würden 558 Plätze. Derzeit sieht der Experte die Stadt gut aufgestellt und konstatiert: „Es gibt keinen akuten Bedarf!“

Weitere Gruppen können eingerichtet werden

Bürgermeister Ralph Gerster zeigte sich über das positive Fazit erfreut und verwies auf den Anbau am Familienzentrum Neidling, mit dem zusätzliche Kapazitäten geschaffen wurden. Zudem werde im Seepark ein Naturkindergarten eröffnet, wo im Bedarfsfall eine zweite Gruppe eingerichtet werden könnte.

Zukunft des Kindertagheims

Dann kam der Rathauschef auf das evangelische Kindertagheim zu sprechen, wo 2025 die Betriebsübergabe ansteht. Bekanntlich hat die Stadt das Gebäude von der evangelischen Kirche erworben. Mit den Mitarbeitern habe man schon Gespräche geführt, denn dieser Übergang bedeute für die Beschäftigten ja einen Arbeitgeberwechsel. Im Jahr 2026 werde man die Planung für die Sanierung voranbringen, wobei mit den Arbeiten frühestens 2027 oder 2028 begonnen wird. UL-Fraktionssprecher Michael Zoller hakte bezüglich der Betreuung durch Tagesmütter nach, von denen es nach Angaben von Biregio derzeit zehn gibt. Ob die Kommune bei dieser Betreuungsform etwas machen könne, fragte Zoller. Christian Hamel sieht keinen Handlungsbedarf und ergänzte, dass bundesweit die Tagesbetreuung eher rückläufig und Pfullendorf hier gut aufgestellt sei. Durch die kommunale Förderung von Tagesmüttern baue man womöglich eine Konkurrenz zu Kindergärten auf, wo Erzieherinnen dringend gesucht werden. Auf den Fachkräftemangel hatte auch Gerster hingewiesen: „Es wird immer schwieriger, geeignetes Personal zu finden.“