Schon vor sechs Jahren hatte die Stadt ein Auge auf den Gebäudekomplex der früheren Standortverwaltung am Jacobsweg geworfen und Bürgermeister Thomas Kugler beim Eigentümer, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), wegen einem möglichen Kauf angefragt. Als „strategische Überlegung“ hatte der Rathauschef damals das die Offerte definiert, dass man an dem Gelände grundsätzlich Interesse habe. Mittel- und langfristig könnte das Areal für die Kommune als eine Art „Platzhalter“ dienen. Mit der Stadthalle, die sich gegenüber der Anlage befindet sowie dem Staufer-Gymnasium, sei es durchaus sinnvoll, diese große Parzelle für etwaige städtische Pläne im Blick zu behalten. Damals wurden keine konkreten Verkaufsgespräche geführt. Das soll sich nun ändern.
Objekt wurde der Kommune zum Kauf angeboten
Wie die Bima auf Anfrage des SÜDKURIER nun bestätigte, wurde die Liegenschaft im Rahmen der sogenannten Erstzugriffsoption der Kommune zum Kauf angeboten: „Die Stadt Pfullendorf hat von der Option des ersten Zugriffs für die Liegenschaft Gebrauch gemacht.“ Diese Erstzugriffsoption besagt, dass die Kommunen Liegenschaften ohne Bieterverfahren auf der Basis einer gutachterlichen Verkehrswertermittlung zum vollen Wert erwerben können, sofern sie die Liegenschaften unmittelbar zur Erfüllung einer öffentlichen Aufgabe benötigen. Nur wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, kommt eine Gemeinde zum Zug, ansonsten würde der Komplex am freien Markt in einem Bieterverfahren ausgeschrieben und für das Höchstgebot verkauft.
Nun wird für das riesige Stov-Areal ein Verkehrswertgutachten erstellt und auf dieser Grundlage dann konkrete Verkaufsverhandlungen zwischen Bima und Stadt geführt. Derzeit ist auf dem Areal das auch das Technische Hilfswerk ansässig und die Stadt hat für mehrere Vereine wie den Modelleisenbahnerclub auch Räume angemietet.
Bürgermeister bestätigt, dass keine Wohnbebauung geplant ist
Auf Anfrage des SÜDKURIER bestätigte Bürgermeister Thomas Kugler gestern die Sachlage, und machte zudem klar, dass auf dem Gelände keine Wohnbebauung geplant ist. Vielmehr soll in dem Gebäude eine Notunterkunft für Asylbewerber eingerichtet werden. Des Weiteren benötige man Flächen, um Gerätschaften und Güter für den Katastrophenschutz einzulagern, auch als Vorsichtsmaßnahme für einen möglichen „Blackout“. Und bekanntlich sind im Gebäude auch einige Vereine untergebracht und für das Staufer-Gymnasium hat die Stadt ebenfalls Räume angemietet.
Technisches Hilfswerk plant einen Neubau
Das Gebäude des Technischen Hilfswerks (THW) wird durch diese Verhandlungen nicht tangiert, auch weil bei der Bima das THW sowie das ehemalige Bundeswehrgebäude von verschiedenen Abteilungen betreut werden. Nach Angaben von Kugler gibt es seitens des THW Pläne, ein neues Gebäude zu errichten, wobei der Standort noch unklar ist. Wenn die Stadt das StoV-Gelände erwirbt, bleibt diese THW-Fläche auf jeden Fall außen vor.
Kauf kann finanziell gefördert werden
Jetzt wird durch das Gutachten der Verkehrswert des Areals ermittelt, und weil die Stadt den Standort zur Erledigung öffentlicher Aufgaben wie der Unterbringung von Asylbewerbern benötigt, besteht die Chance, dass man eine finanzielle Förderung erhält, dessen Höhe sich an dem ermittelten Schätzwert orientiert. Ein klares „Nein“ gibt es vom Bürgermeister auf die SÜDKURIER-Frage, ob das StoV-Gelände womöglich zur Wohnbebauung genutzt wird. Klar ist, dass es einen kurzfristigen Mietvertrag zwischen Bima und Stadt gibt, und entsprechend sind auch die Untermietsverhältnisse für die dort untergebrachten Vereine.