Seit 1998 feiern Männer und Frauen anlässlich des Gedenktags der Heiligen Katharina von Siena um den Tag der Diakonin. Es soll auf das diakonische Wirken von Frauen hingewiesen, gewürdigt und das Engagement für das sakramentale Diakonat der Frau und die Zulassung von Frauen zu allen Diensten und Ämtern in den Blick gerückt werden.
Trio und katholische Frauengemeinschaft gestalten Feier
Die Wortgottesfeier zum Tag der Diakonin in St. Jakobus in Pfullendorf gestalteten Christine Kaltenbacher, Referentin für Frauenpastoral Singen, Judith Stengele, eine angehende Religionslehrerin, Sybille Konstanzer, Gemeindereferentin der Seelsorgeeinheit Oberer Linzgau, und Frauen der kfd Pfullendorf. Die musikalische Gestaltung übernahm der Regenbogenchor Wald unter Leitung von Marvin Fangauer.

Engagement bei der katholischen Frauengemeinschaft
Kaltenbacher und Stengele gaben starke Statements ab, die die Zuhörer mit Applaus bekräftigten. Seit Langem begleitet Kaltenbacher die Zusage von Harriet Tubman, einer Aktivistin im 19. Jahrhundert in Amerika: „Denke immer daran, du hast die Stärke, die Geduld und die Leidenschaft in dir, um nach den Sternen zu greifen und die Welt zu verändern.“ Die 60-Jährige wurde im Schwarzwald geboren. Nach dem Studium für Sozialwesen und Religionspädagogik ist Kaltenbacher seit 2002 an der Diözesanstelle Singen als Referentin für Frauenpastoral tätig. Ihr aktueller Schwerpunkt stellt die Begleitung von Frauen im größten katholischen Frauenverband, der katholischen Frauengemeinschaft (kfd), dar. Sie unterstrich, dass die Frauen schon immer stark in der Kirche waren. Damit ihr Wirken in offiziellen Diensten noch mehr zum Tragen komme, brauche es Klugheit, Kreativität, Durchhaltevermögen sowie Aktionen und Gottesdienste wie zum Tag der Diakonin.
Es braucht mehr Gleichberechtigung
„Frauen sind nach den Entwicklungen des Zweiten Vatikanischen Konzils in vielen Bereichen der Katholischen Kirche wirksam“, so Kaltenbacher. Durch die mutige Öffnung von Türen durch den verstorbenen Papst Franziskus sind heute Frauen in die Strukturen des Vatikans eingebunden.

Die Referentin für Frauenpastoral erhofft sich vom neuen Papst, dass er mutig durch diese offenen Türen geht. Der Mensch, die Weltwirtschaft und die Klimagerechtigkeit, die soziale Gerechtigkeit und der Weltfrieden sollen im Mittelpunkt stehen. Kaltenbacher: „Die Anerkennung und Wertschätzung von geistlichen Berufungen unabhängig von der geschlechtlichen Identität sind in den biblisch überlieferten Weisungen Gottes grundgelegt und sollen umgesetzt werden.“ Im Sinne von Maria 2.0 träumt Kaltenbacher von einer wirklichen Gleichberechtigung in der Kirche mit ihren Zielen, Frauen zu Ämtern zuzulassen und zu weihen, der lückenlosen Aufklärung von Missbrauchsfällen und der Aufhebung des Pflichtzölibats.
Zulassung für alle Dienste in der Kirche
Sybille Konstanzer: „Wir können als Frauen schon viel bewegen – es gilt, mit Geduld und Kraft dranzubleiben, das weiterzugeben und zu leben, was wir vom Evangelium verstanden haben.“ In ihren Einführungsworten sagte sie hoffnungsvoll und zuversichtlich: „So lassen wir nicht nach in unserem Engagement für das sakramentale Diakonat der Frau und die Zulassung von Frauen zu allen Diensten und Ämtern. Neues kann in unserer Kirche und unseren Gemeinden werden.“
Judith Stengele ist angehende Religionslehrerin
Die 26-Jährige stammt aus Sauldorf und kennt keine Kirche ohne Frauen, ob als Mesnerinnen, Lektorinnen, Kommunionshelferinnen, Gemeindereferentinnen und vielen weiteren Funktionen. Für die ehemalige Ministrantin war es nie etwas Außergewöhnliches, sich als Frau in der Kirche einzubringen. Erst in ihrem Studium zur Religionslehrerin sei sie mit der Frage konfrontiert worden, warum sie als Frau den katholischen Glauben lehren möchte, ob sie gläubig sei und echt vertreten könne, wofür die Kirche stehe.
Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil
Kein anderes Fach bringe eine Lehrperson in die Lage, sich rechtfertigen zu müssen, aber auch kein anderes Fach betreffe die Kinder und Jugendlichen auf solch einer persönlichen Ebene. Die angehende Religionslehrerin ist tief überzeugt, dass sich ihr Engagement lohnen wird. In ihrer Bachelor- und Masterarbeit befasste sich die Studentin mit der Kirche der vergangenen 60 Jahre, also seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Erst in den vergangenen Jahrzehnten konnten Frauen in der Kirche das tun, was sie heute tun. Es habe sich in Deutschland schon einiges verändert, so Stengele. Der Glaube müsse von jedem Einzelnen wieder mehr gelebt werden. Sie erhofft sich vom neuen Papst, dass sich die Kirche in Deutschland weiter in Richtung der Verkündigung des Evangeliums entwickeln darf.
Segen mit Weihwasser und Kreuz
Die mitwirkenden Frauen der kfd griffen die wichtigsten Aussagen aus der Lesung des Propheten Jesaja auf und brachten die Fürbitten vor. Die Gottesdienstbesucher sprachen gemeinsam ein Gebet der Heiligen Katharina von Siena. Sie zeichneten sich gegenseitig mit Weihwasser ein Kreuz in die Handinnenflächen und sprachen „Durch dich wird Neues wachsen“. Kaltenbacher: „Denkt immer daran, ihr habt die Stärke, die Geduld und die Leidenschaft in euch, um nach den Sternen zu greifen und die Welt und die Kirche zu verändern.“