Mit Wirkung zum 30. September hat die insolvente Neue Alno GmbH den Geschäftsbetrieb eingestellt und fast alle der 230 verbliebenen Beschäftigten wechseln in eine Transfergesellschaft, die nach Verhandlungen zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat gegründet werden kann. Die Gesellschaft soll im ehemaligen Ausstellungsgebäude des Küchenmöbelherstellers, in dem schon die IT-Abteilung der Firma Geberit eingemietet ist, untergebracht werden.
Kauf musste schnell ausgehandelt und abgewickelt werden
Auch für die verbliebene rund 187 000 Quadratmeter große Liegenschaft des einstigen Alno-Stammsitzes wurde bekanntlich eine Lösung, sprich ein Käufer, gefunden – die Vierhaus Gruppe aus Nordrhein-Westfalen, die am 1. Juli bereits die Firma Tegos in Ostrach übernommen hat, hat das Areal erworben. „Es gibt keinen unmittelbar ursächlichen Zusammenhang zwischen den Investitionen bei Alno und Tegos“, erklärt dazu Sebastian Hagemann, Rechtswalt der in Köln ansässigen Reitze Wilken Partnerschaft von Rechtsanwälten mbB und federführend beim Vierhaus-Alno-Deal, auf Anfrage des SÜDKURIER.
Konkrete Zahlen, wie viel Geld sein Mandant für den Erwerb der 25 Hektar großen Industriefläche sowie den Markenrechten bezahlt hat, nennt der Anwalt nicht. Er bestätigt, dass das Geschäft binnen weniger Tage über die Bühne gehen musste, und der Käufer noch keinen operativen Gesamtplan oder ein Nutzungskonzept habe. Möglicherweise bleibe es ein reines Investitionsprojekt, und man agiere nur als Vermieter von Gebäuden und Flächen. Auch, was mit der Marke „Alno“ geschieht, ist nach seinen Angaben völlig ungewiss.
Immobilien wurden in der Bilanz mit 11 Millionen Euro bewertet
Bekanntlich wurde nach der Übernahme der insolventen Alno AG durch den britischen Investor Riverrock eine sogenannte Abspaltung vollzogen. Konkret wurde rückwirkend zum 1. Januar 2019 der Produktionsbetrieb auf die Neue Alno GmbH und die BBT Bauteile Bodensee übertragen, während der Immobilienbesitz auf die Linzgau Real Estate GmbH ausgelagert wurde, die in München gelistet ist. In der Jahresbilanz 2019 der Real Estate, die Mitte Juni 2020 veröffentlicht wurde, werden die Immobilien mit rund 11 Millionen Euro ausgewiesen. Gleichzeitig werden Umsatzerlöse von 1,5 Millionen Euro aufgeführt, die fast ausschließlich aus Mieteinnahmen stammen, denn viele Hallen und Gebäude, die von der Neuen Alno GmbH nicht benötigt wurden, konnten erfolgreich vermietet werden. In den vergangenen Jahren wurden Teile des einstigen Alno-Areals veräußert, unter anderem an die Holzwerke Rückerl. Die letzte Transaktion betraf ein außerhalb des Firmengeländes liegende etwa zwei Hektar große Fläche, für die laut Bilanz 897 000 Euro erzielt wurden. Auf dem Areal soll ein Garagenpark mit mehr als 300 Einheiten entstehen.
Trotz Corona prognostizierten Wirtschaftsprüfer eine stabile Entwicklung für die Real Estate GmbH
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft erklärte in dem Bericht, dass es für 2020 angesichts der Corona-Pandemie beinahe unmöglich sei, eine Prognose für das Wirtschaftsjahr abzugeben, aber die Aussichten auf dem Immobilienmarkt seien stabil und positiv. Von dieser Entwicklung könnte auch Real Estate profitieren, obwohl man die operativen Gesellschaften Neue Alno GmbH und BBT von Mietzahlungen befreit habe. Die bisherigen Umsatzzahlen aus dem Vermietungsgeschäft seien erfreulich und für 2020 erwarte man eine Leerstandsquote von unter zehn Prozent. „Die Umsatz- und Ergebnisentwicklung Januar bis März 2020 lagen über beziehungsweise auf den geplanten Zahlen“, heißt es in dem damaligen Risikobericht. Dort wird auch die Einschätzung der Geschäftsführung über die Entwicklung des Jahres 2020 aufgeführt. Demnach wurden die finanzwirtschaftlichen Risiken nach Berücksichtigung der Risikobegrenzungsmaßnahmen insgesamt als gering eingestuft.
Bewertung der immateriellen Vermögenswerte
In der Bilanz 2019 sind auch die immateriellen Vermögensgegenstände aufgeführt, zu denen Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und Werte sowie Lizenzen aus solchen Rechten und Werten gehören. Diese werden zum Jahresende mit rund 3 Millionen Euro bewertet. Die Markenrechte der früheren Alno AG waren vor Jahren in den damaligen Bilanzen mit bis zu 10 Millionen Mark aufgeführt worden.

Spekulationen um Synergieeffekte zwischen zwei Firmenübernahmen
Gegenüber dem Magazin „Möbelkultur“ hat auch der geschäftsführende Gesellschafter der Vierhaus Group, Arndt Vierhaus, mit Blick auf die Entwicklung des Alno-Areals erklärt, dass man sich Zeit nehmen wolle, um die nächsten Schritte in die Wege zu leiten und ein Konzept für das Industriegelände zu erarbeiten. Das Magazin zitiert Vierhaus, dass er nicht vorhabe, auf dem Gelände Küchen zu produzieren. Spekuliert wird auch in diesem Beitrag, ob es einen Zusammenhang mit dem Kauf des Caravanausrüsters Tegos in Ostrach gibt, denn die beiden Werksgelände liegen nur sieben Kilometer auseinander.
Verweildauer der Beschäftigen in der Transfergesellschaft ist wohl begrenzt
Mit dem offiziellen Ende des Geschäftsbetriebes wechseln die Mitarbeiter in die Transfergesellschaft, die im ehemaligen Ausstellungsgebäude angesiedelt sein soll. Zwar ist das Konstrukt einer Transfergesellschaft üblicherweise auf mindestens ein Jahr angelegt, aber nach Informationen des SÜDKURIER ist die Verweildauer bei den individuell vereinbarten Verträgen mit den Mitarbeitern auf vier Monate begrenzt. Wer nach Ende diese Frist keinen neuen Job gefunden hat, muss sich arbeitslos melden.