Punkt 18 Uhr eröffnete Bürgermeister Thomas Kugler am Dienstagabend die Sitzung des Wahlausschusses im Rathaussaal. Ein paar Minuten später lüftete sich auch das Geheimnis um die bislang anonyme Bewerbung für den Bürgermeisterposten.
Die rätselhafte Bewerbung
Es ist Samuel Speitelsbach, der auch im Landkreis Sigmaringen kein Unbekannter ist. Speitelsbach wird ganz oben auf dem Wahlzettel am Sonntag, 23. Oktober, stehen. Er lebt in Ravenstein im Neckar-Odenwald-Kreis und hat sich seit 2019 bei mehr als 100 Bürgermeisterwahlen beworben. Seinen Beruf hat der Parteilose bei der Bewerbung nicht angegeben und auch auf Nachfragen von Amtsinhaber Thomas Kugler nicht reagiert. „Deshalb wird kein Beruf bei ihm auf dem Wahlzettel stehen“, sagte Kugler. Aus Datenschutzgründen durfte Kugler den Namen bis Dienstagabend nicht preisgeben, was für viel Verwirrung und Rätselraten in der Linzgaustadt gesorgt hat. Es wurden etliche Namen gehandelt für diese Kandidatur, wobei auch einige Bürgermeister aus der Umgebung im Gespräch waren. Alle anderen Kandidaten hatten ihr Einverständnis gegeben, ihre Namen an die Medien und Öffentlichkeit weiterzugeben.
Speitelsbach der Dauerkandidat
Die erste Bewerbung hatte Petra Biedermann aus Pfullendorf in den Briefkasten im Rathaus eingeworfen. 14 Tage später zog die Praxismanagerin ihre Kandidatur aber wieder zurück (wir berichteten). Als zweiter schickte Speitelsbach seine Bewerbung nach Pfullendorf. Da seine Bewerbung gültig ist, wird er auf dem Wahlzettel ganz oben stehen. Begonnen hatte alles in Gutach im Schwarzwald, wo Samuel Speitelsbach am 2. Mai 2019 erstmals für den Posten eines Bürgermeisters kandidierte.

Speitelsbach hat sich überall beworben
Unter anderem hatte er sich auch schon für den Chefposten im Rathaus in Leibertingen und in Illmensee im Kreisgebiet beworben. Für das letzte Drittel des Jahres 2022 hat er sich bereits jetzt in mindestens vier weiteren Gemeinden – unter anderem Lauterbach, Sulz, Hasel und Dobel – um den Rathaus-Sessel beworben. Die bekannte Dauerkandidatin Fridi Miller hat er längst überholt – sie hatte sich in Baden-Württemberg lediglich 64-mal auf den Posten des Schultes beworben.
Ralph Gerster will nach Pfullendorf wechseln
Direkt hinter Speitelsbach auf Platz 2 wird auf dem Wahlzettel Ralph Gerster (CDU) stehen. Er hatte seine Unterlagen als einziger persönlich bei Bürgermeister Kugler abgegeben. Gerster war von 2002 bis 2010 Hauptamtsleiter in Blumberg. Derzeit ist der zweifache Familienvater Bürgermeister der Gemeinde Herdwangen-Schönach. In der Begründung für seine Bewerbung erklärte der 51-Jährige, dass er aus der Nähe beobachten konnte, wie positiv sich Pfullendorf und seine Stadtteile während der vergangenen 15 Jahre entwickelten hätten.
Erstmals kandidiert eine Frau
Ebenfalls Bürgermeisterin werden will Patricia Habib Celedón, die mit ihrem 14-jährigen Sohn in Pfullendorf lebt. Sie ist Diplom-Betriebswirtin und arbeitet im Landratsamt in Tuttlingen in der Beratung von Asylbewerbern für eine nachhaltige Rückkehr in ihr Heimatland. Außerdem hat sie einen Master of Arts in Internationalen Migrationsprozessen absolviert. Sie gibt an, Bürgermeisterin für alle sein zu wollen. Habib Celedón ist in Kolumbien geboren und hat die spanische Staatsbürgerschaft, erklärte Wahlausschussvorsitzender Thomas Kugler am Dienstagabend. Als EU-Bürgerin kann sie für das Amt aber kandidieren. Es ist das erste Mal, dass sich in Pfullendorf eine Frau für den Bürgermeistersessel im Rathaus bewirbt und am Wahltag auf dem Stimmzettel stehen wird.
Bezikofer bewirbt sich als Letzter
Auf Platz vier steht Markus Bezikofer, Diplom-Ingenieur aus Königseggwald. Bislang liegt dem SÜDKURIER kein Foto von Markus Bezikofer vor. Auf Anfragen hat er nicht reagiert. Der 44-jährige Maschinenbauingenieur ist in Scheer aufgewachsen, wohnt heute in Königseggwald und arbeitet als Leiter der Qualitätssicherung bei ZF in Friedrichshafen. Für die Bürgermeisterwahl 2016 in Scheer hatte Bezikofer sich beworben, konnte aber am Ende nur 4,8 Prozent der abgegebenen Stimmen für sich gewinnen. Berufsbegleitend hat Bezikofer einen Master of Business Administration (Geschäftsverwaltung) gemacht und engagiert sich heute in der IG Metall. Er hat als letzter seine Bewerbungsunterlagen am Montag, 26. September, in den Briefkasten im Rathaus geworfen. Am Montag endete auch die Bewerberfrist.
Gemeinderat legt Modalitäten fest
Bürgermeister Thomas Kugler, der nicht mehr für eine dritte Amtszeit kandidiert, sagte am Dienstagabend, dass der Gemeinderat in seiner Sitzung heute Abend, 29. September, um 18 Uhr im Sitzungssaal die Modalitäten für die öffentliche Kandidatenvorstellung in der Pfullendorfer Stadthalle festlegen werde. Der Gemeinderat kann dabei festlegen, wie viele Minuten die Kandidaten Zeit für eine Vorstellung bekommen und wie lange diskutiert werden darf. Auch kann der Gemeinderat festlegen, ob ausgelost wird, wer sich zuerst vorstellen darf. Spannend dürfte die Frage werden, ob alle Kandidaten bei den Vorstellungen in Pfullendorf und Denkingen erscheinen werden.