Die Biberbahn, die seit vergangenem Jahr von Mengen über Meßkirch und Sauldorf nach Stockach fährt, war in ihrer ersten Saison ein großer Erfolg. Viele Fahrgäste nutzten im vergangenen Jahr das Angebot mit der Eisenbahn sogar bis an den Bodensee fahren zu können. In Sauldorf fand am Sonntag die Eröffnung der zweiten Saison für den Personenverkehr auf der reaktivieren Ablachtal-Bahnstrecke statt. Gleichzeitig wurde der neue Bahnhof Bichtlingen im Sauldorfer Ortsteil Wasser mit zahlreichen Bürgern und politischer Prominenz eröffnet.
Bau in Rekordzeit
Die Gemeinde Sauldorf hatte erst am 6. April die Genehmigung erhalten, den Bahnhof in Bichtlingen bauen zu dürfen. Es blieben also etwas über zwei Wochen bis zur geplanten Fertigstellung, weil in dem Zeitraum auch die Osterfeiertag lagen. Doch nicht nur der knappe Zeitplan, sondern auch die Tatsache, dass die Strecke während der Bauzeit weiterhin von Güterzügen befahren wurde, war eine Herausforderung. Die Mitarbeiter des Sauldorfer Bauhofs mussten die Verschalung zweimal ab- und anschließend wieder aufbauen, damit der Güterverkehr passieren konnte. Unterstützung kam bei dem Projekt auch von zwei örtlichen Unternehmen, die Bagger und Verschalung zur Verfügung stellten.
Bürgermeister lobt Zusammenarbeit

Bei der Eröffnung am Sonntag dankte der Sauldorfer Bürgermeister Wolfgang Sigrist in seiner Rede allen Beteiligen, die sich für das Projekt Biberbahn einsetzen. Besonderer Dank ging an den Förderverein Ablachtalbahn und dessen Vorsitzenden Severin Rommeler. Der Verein hat die Biberbahn nicht nur mit initiiert, sondern auch tatkräftig umgesetzt. Unter den Gästen befand sich auch Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick. Sigrist lobte die Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“ mit der Nachbarstadt Meßkirch. Die beiden Kommunen hatten 2020 die stillgelegt Ablachtal-Bahnstrecke gekauft und wieder instand gesetzt.
Verkehrsministerium befürwortet Alltagsverkehr

Berthold Frieß, Amtschef des Verkehrsministeriums in Stuttgart, war zur Eröffnung gekommen. „Sie sind in Bichtlingen ein Trendsetter“, sagte er in seiner Ansprache. Denn der Trend in Baden-Württemberg gehe ganz klar zur Reaktivierung und weg von der Stilllegung, ergänzte Frieß. Er lobte neben dem hohen Engagement der Beteiligen besonders die Geschwindigkeit bei der Umsetzung des Projekts. Auch sein Haus habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, sagte Fries. Den Genehmigungsprozess, der normalerweise ein Jahr dauere, habe man in einem Vierteljahr hinbekommen. Die Situation sehe Positiv aus, meinte der Ministerialdirektor in Bezug auf die laufende Machbarkeitsstudie, die untersucht, ob sich ein zukünftiger Alltagsverkehr der Biberbahn lohnen könnte. „Ich kann Ihnen zusichern, wir werden das vonseiten des Verkehrsministeriums mit aller größtem Wohlwollen unterstützen“, sagte Frieß.
Baden-Württemberg-Tarif gilt auch in der Biberbahn
Man müsse beim Ticketsystem sehr kreativ sein, weil die Biberbahn durch drei Verkehrsverbünde fahre, erklärte der Vorsitzende des Fördervereins Ablachtalbahn Severin Rommeler gegenüber den Anwesenden. Ab 12. Juni können Fahrgäste in der Biberbahne auch den Baden-Württemberg-Tarif (bwtarif) nutzen. Der 2018 eingeführte Verkehrstarif gilt unter dem Motto „Ein Ziel, ein Ticket“ in allen 22 baden-württembergischen Verkehrsverbünden.

„Die Biberbahn lebt und wächst“, sagte die grüne Landtagsabgeordnete und zweite Vorsitzende des Fördervereins Ablachtalbahn Andrea Bogner-Unden im Hinblick auf die Eröffnung des Bahnhofs in Bichtlingen. Im Anschluss an die Reden feierten die anwesenden Bürgerinnen und Bürger ihren neuen Bahnhof ausgiebig. Für die musikalische Unterhaltung sorgte die Musikkapelle Wasser, fürs leibliche Wohl ein eigens kreierter „Bichtlinger Biberbahn Burger“.

Wir haben nun eine bessere Zuganbindung als Busanbindung, scherzte ein feiernder Bürger aus Wasser. Sollte die Biberbahn in Zukunft wochentags fahren, hat er womöglich recht.