Eine Sturmfront zog in den Morgenstunden des Mittwochs über die Region. Dabei wurde ein Haus, das im Sauldorfer Ortsteil Boll am Außenrand der Bebauung steht, teilweise abgedeckt. In dem Gebäude wohnt eine vierköpfige Familie zur Miete. Die Kinder waren in der Schule, als der Sturm über das Haus fegte und die großformatigen Dachplatten teilweise abdeckte. „Der Sturm kam, es wurde schwarz und plötzlich habe ich es hell von oben gesehen.“ So zitiert Sauldorfs Feuerwehrchef Florian Löffler in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER die zunächst unter Schock stehende Mutter. Diese wurde von einer Mitarbeiterin der Notfallseelsorge betreut.

In unmittelbarer Nachbarschaft zu einem oberirdischen Gastank wurde dieser Baum am Mittwoch im Sauldorfer Ortsteil Boll entwurzelt.
In unmittelbarer Nachbarschaft zu einem oberirdischen Gastank wurde dieser Baum am Mittwoch im Sauldorfer Ortsteil Boll entwurzelt. | Bild: Dieterle-Jöchle, Manfred

Wohnung ist nicht mehr bewohnbar

Da die Wohnung nach dem Sturm nicht mehr bewohnbar ist, kümmert sich Sauldorfs Bürgermeister Severin Rommeler darum, dass die Familie in der Gemeinde untergebracht werden kann. Bis zum Abend rechne er damit, dass klar ist, wo die Familie schlafen kann, sagte Rommeler gegenüber dem SÜDKURIER. Rommeler organisierte auch, dass eine Zimmerei das Dach des beschädigten Gebäudes provisorisch so sicher abgedeckt, dass dieser Behelf auch den am Donnerstag erneut erwarteten Unwettern standhält. Bis um 13 Uhr war es Rommeler noch nicht gelungen, den Besitzer des Hauses zu erreichen.

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Feuerwehr Meßkirch deckt das Dach ab

Bevor die Zimmerei tätig werden konnte, entfernten die Feuerwehrleute die beschädigten Teile des Daches mithilfe der Drehleiter der Meßkircher Feuerwehr. Erst dann durfte die Familie kurz ins Haus, um beispielsweise Kleidung herauszuholen. In den Gängen standen Töpfe, mit denen versucht worden war, das von oben kommende Wasser aufzufangen. Die beiden Hunde und zwei Nattern, die die Familie hielt, mussten auch versorgt werden.

Kriesentsab im Landkreis Sigmaringen eingerichtet

Die Feuerwehrleute arbeiteten bei strahlendem Sonnenschein, denn das Unwetter war zu diesem Zeitpunkt bereits abgezogen. Wegen des Unwetters war von der Feuerwehr im Kreis Sigmaringen ein Krisenstab eingerichtet worden. Deshalb war Dieter Müller, Stadtbrandmeister von Pfullendorf, nach Sauldorf geeilt.

Auf halber Höhe gefällt wurde am Mittwoch dieser Baum auf einer Wiese im Sauldorfer Ortsteil Boll – nahe dem Haus, dessen Dach ...
Auf halber Höhe gefällt wurde am Mittwoch dieser Baum auf einer Wiese im Sauldorfer Ortsteil Boll – nahe dem Haus, dessen Dach abgedeckt wurde. | Bild: Dieterle-Jöchle, Manfred

Stromversorgung wurde unterbrochen

Als die Feuerwehr nach der Alarmierung am Mittwoch, gegen 10.30 Uhr, bei dem durch den Sturm beschädigten Gebäude eingetroffen war, war Rauch bemerkt worden. Deshalb alarmierte Feuerwehrchef Florian Löffler die Netze BW als Betreiber des Stromnetzes, damit die Stromversorgung zum Gebäude unterbrochen wird.

Sturm fällt mehrere Bäume im Ortsteil Boll

Daneben kümmerten sich die Sauldorfer Feuerwehrleute um andere Sturmschäden. In der Nachbarschaft des abgedeckten Hauses hatte der Sturm mehrere Bäume gefällt. Einige davon, nahe eines beliebten Reiterwegs. Obendrein krachte weiter vorn im Ort ein Baum nahe eines oberirdischen Gastanks um. Er fiel jedoch in die entgegengesetzte Richtung auf die Kellerdecke eines in Bau befindlichen Hauses. Deshalb musste die Feuerwehr hier nicht tätig werden. Die Einsatzkräfte konnten ihre weiteren Kontrollfahrten fortsetzen. Ihr Auftrag war, nach auf der Straße liegenden Dachziegeln oder abgerissenen Ästen zu schauen. Kaum war die Unwetterfront über Sauldorf angekommen, habe im Rathaus ununterbrochen das Telefon geklingelt, schilderte Bürgermeister Severin Rommeler.

Rinder brechen aus: Aufwändige Suche nach 14 Tieren

Bereits in der Nacht auf Mittwoch hatten Feuerwehrleute aus Sauldorf einen stundenlangen Einsatz, weil 14 Rinder ausgebrochen waren. Gegen 20 Uhr war die Feuerwehr alarmiert worden. Ein dafür ausgebildeter Jäger schoss jedem einzelnen der ausgebüxten Tiere eine Betäubungsspritze in den Körper. Die Tiere wurden dann auf speziellen Schleifmatten auf Anhänger gezogen. Gegen 3.30 Uhr war dieser Einsatz zunächst beendet. Ein Tier fehlte zu diesem Zeitpunkt noch, so Feuerwehrchef Florian Löffler. Am nächtlichen Einsatz waren auch die beiden Drohnengruppen der Feuerwehren von Pfullendorf und Bad Saulgau beteiligt. Daneben halfen Freiwillige der Tierrettung und befreundete Landwirte mit.

Großeinsatz in der Nacht zum Mittwoch. Mittels Drohnen sucht die Polizei nach den Rindern.
Großeinsatz in der Nacht zum Mittwoch. Mittels Drohnen sucht die Polizei nach den Rindern. | Bild: Doris Eichkorn

Der Sturm fällt auch in Meßkirch Bäume

In Sauldorfs Nachbargemeinde Meßkirch fällte der Sturm einige Bäume. Im Hofgarten wurden Äste und in einem Fall sogar der Wipfel eines Baumes abgerissen. Ein Baum, der im Hofgarten oberhalb des Erdreichs abgerissen wurde, ist nicht mehr zu retten. Dies gilt auch für einen Baum auf dem städtischen Friedhof. Schäden gab es auch in einem Waldstück nahe des Ehnried. Deshalb war kurzfristig die Verbindungsstraße vom Meßkircher Schulzentrum in Richtung Sauldorf gesperrt worden. Der Sturm hatte auch Wasser in den Eingangsbereich des städtischen Bauamtes von Meßkirch gedrückt. Wie zu erfahren war, werde in der kommenden Woche die neue Eingangstüre geliefert, die genau das künftig verhindern soll.

Vom Sturm gefällt wurde am Mittwoch dieser Baum im Meßkircher Hofgarten.
Vom Sturm gefällt wurde am Mittwoch dieser Baum im Meßkircher Hofgarten. | Bild: Dieterle-Jöchle, Manfred