Den Einzug in den Bundestag hat Johannes F. Kretschmann aus Laiz 2021 verpasst. Tatenlosigkeit kann man ihm seitdem aber nun wirklich nicht vorwerfen. Denn der Sohn des Ministerpräsidenten ist vielseitig interessiert und engagiert – etwa als Mitglied des Sigmaringer Kreistags, als Waldhornist in der Zentralkapelle Berlin oder als freiberuflicher Kulturschaffender.

Eigenes Bühnenprogramm entwickelt

Eine seiner großen Leidenschaften ist der schwäbische Dialekt mit all seinen Eigen- und Derbheiten. Mit erlesenen Dialekt-Perlen unterhält er sein Publikum nun auch in einem eigenen Bühnenprogramm. Diese werden am Samstag, 22. April, im „K3“ in Winterlingen zu hören sein, wo Kretschmann auftritt.

Der Quell der Lebensfreude

Hier scheiden sich ja die Geister: Die einen halten die schwäbische Lebensart für eher sparsam und spießig. Andere loben das südwestdeutsche Schwabenländle dagegen als einen Quell der Lebensfreude – zum Beispiel wegen des gelebten Brauchtums, etwa an der Fasnet, oder auch wegen der leckeren Kostbarkeiten aus den hiesigen Kochtöpfen. Von den „Herrgottsbscheißerle“ und „Nonnenfürzle“ über die exquisiten (Käs-)Spätzle bis hin zu den bekannten Riedlinger „Froschkutteln“ kommen von hier viele der bekanntesten Gerichte der traditionell deutschen Küche, die ja im Allgemeinen sehr deftig ist.

Älles – außer Hochdeutsch!

Wieder andere lieben das Schwabenländle vor allem wegen des schwäbischen Dialekts, der sich von Einheimischen selbst bei größter Anstrengung selten verbergen lässt. Denn: „Mir könnet älles – außer Hochdeutsch!“. Johannes F. Kretschmann ist so einer, der das Ländle auch wegen seines liebenswürdigen Dialekts liebt. Der 44-jährige studierte Linguist und Religionswissenschaftler widmet sich gerne der hiesigen Mundart.

Er präsentiert Mundart für Schulklassen

In Sachen Dialekt hat er bereits die Baden-Württembergische Landesregierung beraten und gestaltet „etwas andere“ Unterrichtsstunden. „Mundart in der Schule“, heißt das unterhaltsame Programm, für das sich Schulklassen und Lehrer auch weiterhin noch bewerben können. Des Weiteren erscheint im Mai ein schwäbisches Kochbuch mit dem Titel „Neigschmeggd“, an dem JFK, wie sich Johannes Kretschmann kurz nennt, gerne mitgearbeitet hat: Mit einigen speziellen Getränken zu typischen schwäbischen Gerichten, allerdings in veganer Version.

Wurstsalat auf vegane Art

Dass Johannes F. Kretschmann eigentlich ein bekennender Fleischesser ist, stört dabei nicht. Außerdem werden im schwäbischen Kochbuch „Neigschmeggd“ dem Leser auch einige Dinge erklärt, die man eigentlich immer schon wissen wollte. Etwa warum das ehrwürdige schwäbische „Champagner-Weizen“ einst in „Kristallweizen“ umbenannt werden musste oder wie man „Saure Kutteln“ oder einen „schwäbischen Wurstsalat“ auf vegane Art zubereiten kann.

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Zu Ehren des schwäbischen Dialekts tritt Kretschmann jetzt auch auf dem Bühne auf. Im vergangenen Dezember widmete er sich in einer „brutal bunten Runde“, unter anderem zusammen mit Dominik „Dodokay“ Kuhn, der „Prenzlschwäbin“ Bärbel Stolz und Dialektforscher Prof. Dr. Hubert Klausmann im Theaterhaus Stuttgart der Frage „Isch over?“ – also der Problematik, ob der Dialekt hierzulande noch eine Zukunft hat.

Bruddeln und schimpfen auf Schwäbisch

Der Abend war ein großer Erfolg, auch die „schwäbische Publikumsbeschimpfung“ von Kretschmann war ein launiger Bestandteil. Denn bruddeln und schimpfen lässt es sich auf Schwäbisch ja bekanntlich ganz hervorragend. Vom „Grasdaggl“ über den „Entaglemmer“ bis zum „Glufamichl“ sind hier der Fantasie ja kaum Grenzen gesetzt. Diese sympathische Schimpftirade wird vermutlich auch am kommenden Samstag, 22. April, im „K3“ in Winterlingen zu genießen sein. Denn hier tritt Kretschmann mit seinem Bühnenprogramm „Schwäbisch vom Feinschta“ auf. Alte und neue literarische Perlen der hiesigen Muttersprache Schwäbisch hat er dafür „ausgegruschtelt“ und verspricht unter Mitwirkung der Schauspielerin Hanna Stauß eine fetzige Lesung mit „Gaude, Gschroi und Nostalgie“. Kretschmann wird dabei altehrwürdige schwäbische Dichter, wie Sebastian Blau und Michel Buck, rezitieren.

Schauerballaden aus eigener Feder

Er präsentiert aber auch die liederlichsten Schimpfwörter aus der Sammlung von Thaddäus Troll und trägt Schauerballaden und Getränkehaikus aus eigener Feder vor. Zum dramatischen Höhepunkt wird die Jungschauspielerin Hanna Stauß in die Rolle der Eva schlüpfen und mit Johannes F. Kretschmann alias Adam den Sündenfall aus Sebastian Sailers „Schwäbischer Schöpfung“ in Szene setzen. Auch wenn das Schwäbisch mit liebenswürdigen Kosenamen wie „Freschle, Häsle, Meisle, oder Scheißerle“ daherkommen kann: Nicht immer ist es etwas für schwache Nerven. Und so kommt es bekanntermaßen auch in Sailers „Sündenfall“ zur Katasprophe, als Eva ganz lapidar zu Adam meint: „Sö, wia! Beiß au an Featza darvau‘!“

Der „Sündenfall“ im Dialekt

Dieser ahnt zwar bereits die bevorstehende „Kugelfuhr“, wenn er in den berühmten Apfel beißt, aber es kommt dann doch, wie es kommen muss. Der Herr wird natürlich „selle grantig“ und ruft aus: „Fott! Fott! Naus! Naus zum Gata! / I lass mit mir itt kata. / D‘Buaß g‘hairt uf d‘ Sünd, / gauh‘t nu‘ fei‘ g‘schwind. / Besser wär‘s für uiar G‘wissa, / wenn ar hättet Nüss aufbissa; / aber mei‘ Gebot vergeassa / und verbotne Früchta freassa / bis an Butza, bis an Schtiel, / ischt jô währle z‘viel“.