Biber flutet Waldfläche
Binnen eines Jahrzehnts hat sich die Biberpopulation im Landkreis Sigmaringen verfünffacht. Waren es im Jahr 2009 noch 30 Reviere mit etwa 100 Tieren, erhöhte sich deren Zahl nach Angaben des Regierungspräsidiums Tübingen bis zum Frühjahr 2018 auf rund 550 Tiere, die auf 160 Reviere aufgeteilt sind. Im Ruhestetter Ried ist der Nager seit etlichen Jahren zuHause und hat nun mit einem Dammbau den Verbindungsweg zwischen Ruhestetten und Sentenhart geflutet beziehungsweise aufgestaut. Abrupt endet für Radfahrer die Tour am Beginn des Waldes und auch für Wanderer ist der Weg unpassierbar. Ein Problem ist, dass dieser Streckenabschnitt Bestandteil des Jakobus-Pilgerweges ist, und manch einer nun zu einer Umleitung genötigt wird.
„Dauerhaftes Revier“
Auf Anfrage des SÜDKURIER bestätigte Hauptamtsleiter Michael Wenzler, dass es ein Treffen zwischen dem Biberbeauftragten des Regierungspräsidiums, dem Waldbesitzer, einem Vertreter des Landratsamts und der Gemeinde gegeben habe, um die Situation zu besprechen. Dabei sei vom Biberbeauftragten festgehalten worden, dass der Nager am Lindenbach geradezu ideale Verhältnisse vorfinde und mit einem dauerhaften Biberrevier gerechnet werden müsse. Im Hinblick auf den besonderen Schutz des Bibers und der Tatsache, dass unter diesen Verhältnissen der Biber vom Lindenbach nicht mehr wegzubekommen ist, waren sich die Beteiligten einig, dass eine dauerhafte Lösung „der Biberaktivitäten“ nur durch eine sehr tief greifende Maßnahme möglich wäre.
Bibersee wird 2019 bleiben
Ob die Voraussetzungen dafür gegeben sind, muss noch auf höherer Ebene abgeklärt werden. Insoweit ist es nach Angaben des Gemeindevertrters noch zu früh, Aussagen über die Bewältigung des „Biberproblems“ am Lindenbach zu machen. „Es ist allerdings davon auszugehen, dass aufgrund der sehr schwierigen Geländeverhältnisse und der in Betracht kommenden Maßnahmen dieses Jahr am Bibersee nichts mehr passieren wird“, ergänzt Michael Wenzler.
Biber hat sich in der Aach eingerichtet
Auf halber Strecke zwischen der „Alten Mühle“ und der Kläranlage hat sich in Aach-Linz in der Aach seit geraumer Zeit der Biber ein Refugium eingerichtet, zum Ärger der Landwirte. In der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates wurde moniert, dass durch die Dammbauten die Aach aufgestaut und die angrenzenden Wiesen überflutet werden, was die Bewirtschaftung der Fläche unmöglich mache und zudem noch einen Wertverlust bedeute. In fünf Jahren stehe womöglich der Sportplatz unter Wasser wurde gemutmaßt.
Rohre garantieren Entwässerung
Um die Entwässerungsfunktion der Aach zu erhalten, wurden von Bauhofmitarbeitern in mühsamer Arbeit, in Absprache mit der Biberbeauftragten, zwei sechs Meter lange Plastikrohre mitten durch den Damm verlegt, und zwar auf einem vereinbarten Mindestniveau, so die Entwässerung gesichert und sich auch die aufgestaute Wasserfläche nicht wesentlich vergrößert.
Lebensraum limitiert die Biberpopulation
Ausbreitung: Der Biber ist nach seiner Ausrottung Mitte des 19. Jahrhunderts wieder auf dem Vormarsch. Seine Verbreitung im Regierungsbezirk Tübingen erfolgte über die bayrische Donau, wo schon in 80er Jahren des 20. Jahrhunderts im Alb-Donau-Kreis und Landkreis Ulm Flächen besiedelt wurden. Über die Donau und ihre Zuflusse erfolgte dann die Besiedlung der Landkreise Biberach, Sigmaringen, Ravensburg, Reutlingen und Zollernalbkreis.
Population: Im Kreis Sigmaringen erhöhte sich die Zahl der Tiere und Reviere nach Angaben des Regierungspräsidiums von 2009 bis 2018 von 100 (30) auf 550 (160). Im Alb-Donau-Kreis von 180 (50) auf 370 (105) und im Kreis Ravensburg von 150 (40) auf 420 (120). Im Bodenseekreis werden aktuell 175 Tiere in 50 Revieren registriert und im Kreis Tübingen drei Reviere mit elf Tieren. Im Regierungspräsidium Tübingen lebten vor zehn Jahren 680 Tiere in 190 Reviere und im Frühjahr 2018 nach der damaligen Zählung rund 3000 Nager in 800 Revieren.
Prognose: Während in den zuerst besiedelten Stadt- und Landkreisen des Regierungspräsidiums die Besiedlung schon weit fortgeschritten ist, beginnt sie in anderen erst. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich die Anzahl der Biber immer und immer weiter erhöhen wird, beruhigt die Behörde. Die Populationsgröße werde durch den zur Verfügung stehenden Lebensraum limitiert und pendle sich auf diesem Niveau ein. (siv)