Die seit einem Jahr im Rahmen von Neue Kunst am Ried gegründete Galerie Kunstkonvent am Ruhestetter Ortsrand zeigt nun Arbeiten aller Künstler, die ihr Konzept von Beginn an vorsah. Das gestaltete sich insofern nicht ganz einfach, da es sich zumeist um gewichtige Großplastiken handelt, deren Transport eine Herausforderung darstellt. Welche Schwerpunkte die beiden künstlerischen Leiter der Galerie, die Kunsthistorikerin und Archäologin Sarah Isabelle Dekoj und der Künstler Cornelius Hackenbracht, legen, ahnt der Besucher beim Blick über das weitläufige Skulpturenfeld und beim Besuch im Kunst-Garten: Die Objekte treten mit der Umgebung der Riedlandschaft in eine anregende Auseinandersetzung, setzen Akzente und schärfen dadurch die Wahrnehmung für die Landschaft.

Mittlerweile gehören zwei Bildhauerinnen und 13 Bildhauer zum Stamm der Künstler von Kunstkonvent. „Die zwei Bildhauerinnen und zwölf Bildhauer möchten wir dauerhaft vertreten“, berichtet Cornelius Hackenbracht, dessen Steinarbeiten ebenfalls in das Konzept integriert sind. Dass der Anteil der Frauen so gering ist, erklärt er damit, dass es insgesamt weniger Bildhauerinnen gebe, die sich mit großen Objekten befassen. Trotz der Festlegung auf Stammkünstler planen die Ausstellungsmacher stets Neues. Die Arbeiten werden regelmäßig ausgetauscht, sodass ständig etwas in Bewegung sei.
In Bewegung sind auch die Arbeiten von Hansjörg Beck auf dem Skulpturenfeld, die sich mit dem Wind oder durch Anschubsen verändern. Die aus durchbrochenem Metall bestehenden Flügel seiner Installation „3 Wind-Eiligen“ strecken sich in Richtung des bewölkten Himmels. Sie balancieren jeweils auf einer Stange. Gewichte an einem Ende der Flügel geben die Laufbahn vor. „Bei starkem Wind stehen sie alle waagrecht“, schwärmt der stellvertretende Galerieleiter Cornelius Hackenbracht. Bei mäßigem Wind hingegen scheint jedes Teil seinen eigenen Bewegungsrhythmus zu finden, obwohl ihr Aussehen darauf hindeutet, dass sich alle gleich bewegen müssten.
Werk von Harald Björnsgard am Eingang
Da die Landesgartenschau in Überlingen auf das kommende Jahr verschoben wurde, brauchte die dafür vorgesehene Arbeit aus Cortenstahl von Harald Björnsgard, die am Eingang des Galerie-Gartens steht, ihren Platz nicht wechseln. Ihre geraden und gebogenen Linien wirken elegant, wobei manche kleinen Überstände den Schwung bremsen und dadurch Spannung erzeugen.
Naturstein Labrador in weichen Formen
Im Garten zwischen Sträuchern, Bäumen, Eseln, Schafen und Pferden sind die Kunstwerke so arrangiert, dass sie mit der Umgebung korrespondieren, aber auch untereinander. Die weichen Formen, die Sophia Bernhardt aus dem norwegischen Naturstein Labrador herausgearbeitet hat, nehmen die Idee des Steinbrunnens von Cornelius Hackenbracht auf, in dessen eckiger Aussparung das Wasser plätschernd auf die Steinwand auftrifft, zu einer Wasserwand wird, bevor es als kleiner Wasserfall aus der Brunnen-Skulptur heraustritt und vom Boden aufgenommen wird. In der Blickachse befindet sich eine Skulptur aus Cortenstahl von Sophia Bernhardt.

Das weitläufige Gelände hält für den Besucher künstlerische Überraschungen bereit, die nicht von allen Seiten sofort einsehbar sind. Man muss sich die Ausstellung schon erlaufen, um sie voll und ganz wahrzunehmen. Da gibt es in einer Ecke eine Art Sarkophag, eine tektonisch-konstruktive Plastik von Gerlinde Fertig, die von buntem Herbstlaub bald umbettet ist, und halb versteckt in höheren Sträuchern ein kraftvolles Pferd aus Metall von Michael Sandle.
Objekte in der großen Scheune
Die Objekte, die den Schutz der Räume benötigen, sind ansprechend in der großen Scheune arrangiert, die Teil der Galerie ist. Zwischen urwüchsigem Fachwerk bilden die streng geometrischen Formen einen anregenden Kontrast, werfen Wandobjekte Formen aus Licht und Schatten an die Wand.
Ort der Begegnung der Kunst
Das Ruhestetter Ried ist nicht nur ein herrlicher, schützenswerter Naturraum, sondern dank Neue Kunst am Ried seit über 20 Jahren auch ein Ort der Begegnung mit Kunst. Im zweijährigen Rhythmus ist dort die internationale Kunst-Schau Experimentelle zu Gast. Darüber hinaus liegt der Ort an der Südroute des Oberschwaben-Kunstwegs, der in Friedrichshafen-Fischbach am Bodensee beginnt, über Meßkirch, Wald, Pfullendorf, Ostrach, Wilhelmsdorf und zurück an den Bodensee beziehungsweise ins Schussental führt.
Die Galerie
Das Konzept von Kunstkonvent besteht darin, einen steten Wandel der Objekte durchzuführen, anstatt befristete Ausstellungen zu zeigen. Aus diesem Grund gibt es keine Ausstellungseröffnungen im üblichen Sinn, sondern die Galerie bietet in regelmäßigen Abständen Führungen zu unterschiedlichen Themen und Künstlern sowie Künstlergespräche an. Das übergreifende Thema beschreibt die Galerie, deren Geschäftsführer Mathias Hackenbracht ist, als „Gelassene Moderne“ in der Bildhauerei. Ihr Anspruch: Gut, reich an Poesie und stilbildend.
Informationen im Internet: kunst-konvent.de