Seit 2021 verzeichnet die Baubranche deutliche Preisanstiege, Lieferengpässe und Wartezeiten. Auch Immobilienpreise kennen seit Jahren nur eine Richtung: Nach oben! Dazu kommen die stark angestiegenen allgemeinen Verbraucherpreise. Das schlägt sich notgedrungen auch im Verhalten Bauwilliger nieder und stellt die Kommunen vor neue, bislang unbekannte Herausforderungen. Viele Häuslebauer müssen sich von der bisherigen üblichen Bauweise verabschieden. In der Gemeinde Wald befasste sich der Gemeinderat in jüngster Sitzung gleich mit drei Bauanfragen.

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Midi- und Minihäuser in Sentenhart

Zum einen lag den Räten nun eine Bauanfrage zur Erstellung von acht Minihäusern im Ortsteil Sentenhart vor. Erst am 7. März hatte der Rat auf Antrag des Grundstückseigentümers eine Einbeziehungssatzung beschlossen. Die Minihäuser in qualitativ hochwertiger Holzbauweise haben eine Grundfläche zwischen 40 und 50 Quadratmeter, sind eingeschossig und verfügen über ein ausgebautes Dachgeschoss.Planung und Gestaltung dieser Häuser sind auf eine ökologische Ausführung ausgerichtet. Mit Blick auf die gestiegenen Baukosten kann dieses Modell für nicht so finanzkräftige Interessenten den Traum vom „eigenen Häuschen“ verwirklichen.

Dieses Mini-Haus steht im hessischen Oberursel. Es ist das kleinste freistehende Haus in Deutschland.
Dieses Mini-Haus steht im hessischen Oberursel. Es ist das kleinste freistehende Haus in Deutschland. | Bild: Frank Rumpenhorst

Das kosten die Minihäuser voraussichtlich

Der Kaufpreis wird je nach Ausführungsart zwischen 250.000 Euro und 300.000 Euro liegen. Der Gemeinderat betrachtete die Bauvoranfrage dahingehend, inwieweit dieses Projekt sich städtebaulich am beabsichtigten Standort einfügt.

Ortschaftsrat von Sentenhart äußert Kritik

Der Ortschaftsrat von Sentenhart sieht dieses Bauvorhaben kritisch, gab der Sentenharter Ortsvorsteher Dieter Asbeck kund. Vor allem sieht der Ortschaftsrat Bedenken in der schmalen Zufahrt zu den Wohneinheiten über den Mußnauenweg und dadurch einen erhöhten Kraftfahrzeugverkehr. Asbeck unterstrich: „Das ist eine alte, vergammelte Straße“. Schwere Lastkraftwagen hätten keine Möglichkeit, das Grundstück anzufahren.

Dieser Asbeck findet die Häuser zu klein

Für eine Familie mit Kindern seien die Minihäuser zu klein und wie sieht es mit der Rettungszufahrt aus, fragte der Ortsvorsteher. Asbeck wies zudem auf eine Bauvoranfrage zu sogenannten „Midihäusern“ im Spatzenbühl hin. „Ich finde das alles ein bisschen viel für ein kleines Dorf“, unterstrich Asbeck. „Ist das der Wunsch der Gemeinde, dass wir keine Kinder mehr nach Sentenhart bekommen“, fragte er in Richtung der Ratsmitglieder. Die Gemeinderäte Michael Riegger und Heike Fox fanden den vorgelegten Entwurf eine städtebaulich schöne und gelungene Idee. Michael Riegger bezeichnete jedoch die Erschließung als fragwürdig und bedauerte, dass dem Gremium zur Bauanfrage weder Informationen zum Schnitt der Häuser noch zur Höhenlage vorlagen.

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Bauen wird für viele ein Luxus

Ralf-Peter Hipp wandte ein, dass viele Bauwillige den Geldbeutel enger schnallen müssten und man sich von der bisherigen Bauweise verabschieden müsse. Eine zweite Ausfahrt wäre schön, unterstrich Hipp. Auch Clemens Veeser begründete, dass man es realistisch sehen müsse und dass sich „Normalsterbliche“ heute vielfach kein Haus mehr leisten können. Er glaubt, dass diese Form eine Möglichkeit ist in den nächsten Jahren und in Zukunft Eigentum zu schaffen.

Bedenken wegen kleinem Wohnraum

Gerhard Lohr (CDU) betrachtete die Anzahl von acht Wohneinheiten auf diesem dafür kleinen Areal doch als schwierig. Ilona Steinmann, stellvertretende Hauptamtsleiterin, gab an, dass der Bauherr auch einen Alternativvorschlag mit sechs Wohneinheiten in drei Doppelhäusern vorgelegt habe, aber diesen nicht favorisiere. Die Löschwasserversorgung an dieser Stelle sei gewährleistet, gab Hauptamtsleiter Michael Wenzler auf Nachfrage von Gemeinderätin Ute Fröhlich an.

Gemeinderat stimmt zu

Die Beleuchtung und der interne Verkehr auf dem Flurstück seien Sache des Investors, so Wenzler weiter. Zudem gebe es einen Anschlusszwang an die Kläranlage. Einstimmig beschloss der Gemeinderat die Minihausbauweise. Wie die Häuser mit Müllabfuhr, Rettungswegen und Schneeräumung bedient werden können, müsse das Bauamt beurteilen.