Eigentlich findet die jährliche Waldbegehung des Gemeinderates auch mit Beteiligung interessierter Bürger statt. Aufgrund der Corona-Problematik musste das Gremium dieses Jahr schweren Herzens die Entscheidung treffen, alleine mit zwei Bussen zu den verschiedenen Stationen in den Wäldern der Gemeinde zu fahren.

Erste Station war das Wittmanstal. Dort haben sich inzwischen mehrere Biberfamilien häuslich eingerichtet. Was das heißt, konnten die Räte vor Ort besichtigen, aber erst nach einem kleinen Fußmarsch durch die gut durchnässte Wiese und Wald. Und genau das ist eines der Probleme, die der Biber der Gemeinde beschert.

Durch die zunehmende und sich immer weiter ausdehnende Anstauung der Stillen Musel leiden 30 Meter links und rechts die Fichten in diesem Gebiet. Fichten sind sogenannte Flachwurzler. Sie vertragen solch einen sumpfartigen Boden überhaupt nicht und sterben dadurch innerhalb weniger Jahre ab.

Als wenn das noch nicht genug wäre, sind durch diese Überflutungen auch die angrenzenden Wege stark gefährdet.

Da der Waldbesitzer, in diesem Fall die Gemeinde, eine Verkehrssicherungspflicht hat, kann das Forstamt dem nicht tatenlos zusehen. In enger Abstimmung mit der Biberbeauftragten des Regierungspräsidiums, Bettina Sättele, hat man in der Vergangenheit schon an besonders betroffenen Stellen einen der vielen Biber-Dämme weggeräumt.

Allerdings beeindruckt das die Biber nicht sonderlich und man muss solche Aktionen ein paar mal wiederholen, bevor sie aufgeben und ihren nächsten Damm statt dessen an einer ganz anderen Stelle anlegen.
Waldlandschaft verändert sich
Und viel mehr könne man zur Zeit auch nicht machen, da das Tier unter Naturschutz steht, wie Virgina Lorek, Forstamtsleiterin des Landkreises und Revierförster Matthias Berger dem Gremium erklärten. Der Biber darf nicht gestört oder gar bejagt werden und seine Bauten dürfen auch nicht weggeräumt werden. Und weil es ihm so gut geht, vermehrt er sich auch kräftig, was eine zunehmende Ausbreitung seines Gebietes bedeutet. So verwandelt der Biber auf über zwei Kilometern Länge diesen Bereich des Wittmannstals in eine Auenlandschaft, Fichten haben hier keine Chance mehr zu überleben.

Viele der anderen Bäume, wie die Pappeln oder den Ahornbaum fällt der Biber gleich selber, beziehungsweise verspeist mit Hochgenuss dessen Rinde. Und anstatt solch einen Baum dann wenigstens zum Dammbau zu verwenden, lässt er ihn einfach nur absterben und sucht sich einen anderen Baum, den er dann zum Teil innerhalb eines Tages umlegt.
Management kontra Ökologie
Diese Problematik wird Gemeinderat und Forst sicherlich noch lange beschäftigen, steht doch die Frage im Raum, was man hier tun kann und will. Während die einen gerne ein sogenanntes „Biber-Management“, inklusive Jagdquoten sehen würden, so wie das in Bayern bereits eingeführt wird, plädieren die anderen für einen ökologischen Ansatz. Das heißt, diesen Zustand zu akzeptieren und dieses Gebiet mit seinen rund 14 Hektar Fläche durch entsprechende Maßnahmen so umzuwandeln, dass damit auch entsprechend mehr Ökopunkte erwirtschaftet werden können, wenn schon mit dem Fichtenbestand kaum noch etwas zu verdienen ist.

Das Forstamt hat nun den Auftrag, hier zusammen mit der Biberbeauftragten entsprechende Konzepte aufzubereiten, um dem Gemeinderat in naher Zukunft eine tragfähige Handlungsempfehlung an die Hand zu geben. Der Handlungsspielraum bleibt jedoch beschränkt und die Aufgabe regelmäßig in diesem Gebiet nach dem rechten zu sehen, nimmt eher zu als ab, weiß Revierleiter Matthias Berger zu berichten. Obendrein breitet sich der Biber auch noch an einigen anderen Stellen auf der Gemarkung aus.