So lange wie möglich zu Hause leben, von der Familie oder vom Partner umsorgt: Das erhoffen sich viele Menschen, wenn sie älter werden oder an Demenz erkranken. Doch das kann für die betreuenden Angehörigen zum Kraftakt werden.

In Blumberg war es die kirchliche Sozialstation, die im Januar 2017 mit einer Tagespflegegruppe im Eichbergstüble der Seniorenwohnanlage den Grundstein dafür gelegt hat, dass ambulante Pflege in den eigenen vier Wänden länger möglich bleibt. Jetzt zieht der Kreisverband Schwarzwald-Baar der Arbeiterwohlfahrt (AWO) nach. In seinem Neubau an der Hauptstraße nimmt die Tagespflege am Montag ihren Betrieb auf. An diesem Tag ziehen auch die ersten Bewohner in eine ambulante betreute Senioren-WG ein. Gestern stellten der AWO-Kreisvorsitzende Heinz Herzog und AWO-Geschäftsführer Gerald Weiss geladenen Gästen die neue Einrichtung vor. Bei der Besichtigung wurde deutlich, weshalb die Sozialstation in Kürze zum Spatenstich für ihren Neubau bittet: Das Eichbergstüble kann mit der Ausstattung der AWO-Tagespflege nicht mithalten. Blumbergs Senioren sind die Profiteure der neuen Konkurrenzsituation.

Geschäftsführer Gerald Weiss in der Küche der betreuten ambulanten Senioren-WG.
Geschäftsführer Gerald Weiss in der Küche der betreuten ambulanten Senioren-WG. | Bild: Niederberger, Holger

Zentrum der Tagespflege ist ein großer und heller Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss, der fließend in den offenen Küchenbereich und eine Ecke mit Wohnzimmerflair (mit Polstergarnitur und Fernseher) übergeht. Wenn sich einer der 15 Gäste – so nennt die AWO die älteren Herrschaften, die zu ihr kommen – zurückziehen möchte, dann hat er die Auswahl zwischen zwei mit Schlafsesseln ausgestatteten Ruheräumen. Natürlich sind die Toiletten behindertengerecht eingerichtet und wenn sich ein Gast die Fußpflege kommen lässt, dann gibt es auch dafür einen extra Raum. Die Ausstattung ergänzt ein Pflegebad, die Terrasse ist noch im Bau. Gerald Weiss kündigte an, einen Angehörigenbeirat gründen zu wollen, denn Angehörige sollen sich einbringen können, wenn sie dies wünschten. Die neue Tagespflege betreut Senioren zwischen 8 und 17 Uhr, es handelt sich um die mittlerweile 21 im Kreis, wie Kreis-Sozialdezernet Jürgen Stach feststellte. Er glaubt, dass es zu keinem ruinösen Wettbewerb zwischen der Sozialstation und der AWO kommen werde, beide Einrichtungen ergänzten sich. Und er hofft auf einen fachlichen Austausch.

Aus Schandfleck wird ein Schmuckkästchen

Bürgermeister Markus Keller sprach von einer "Sternstunde für Blumberg", das neue Gebäude füge sich städtebaulich gut ein. Außerdem erinnert er daran, dass das Grundstück vor der Bebauung durch die AWO mit der stillgelegten Gärtnerei und dem alten Kino aus Nazizeiten der "größte Schandfleck" von Blumberg gewesen sei. Zwei Bürgermeister vor Keller versuchten bereits, das Grundstück dem jeweiligen Eigentümer für die Stadt abzukaufen. Der letzte Eigentümerr drohte sogar einmal damit, die Rocker der Red Devils auf seinen Grund und Boden zu lassen – wozu es dann aber doch nie kam.

Senioren-WG ist ganz neu in Blumberg

Fast einmalig im Landkreis ist die ambulante betreute Seniorenwohngemeinschaft im ersten Stock des Neubaus (Nur in Dauchingen gibt es etwas ähnliches, getragen von der Gemeinde). Auch hier werden am Montag die ersten von insgesamt zwölf Mietern einziehen, die Hälfte der Wohnungen ist laut Weiss noch frei. Hier sind um einen großen Gemeinschaftsraum samt Küche (in der ist alles höhenverstellbar) und riesigem Foto der Sauschwänzlebahn an der Wand zwölf unterschiedlich große Zimmer angeordnet, jedes mit eigener Nasszelle. Die Senioren-WG wird tagsüber von zwei Kräften betreut, in der Nacht von einer Kraft. Sollte ein Mieter ambulante Pflege benötigen, dann kann er die ins Haus kommen lassen.

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