Hoffnung und auch eine gewisse Zuversicht für den Erhalt der Länge waren am Donnerstagabend im Längehaus bei Riedöschingen zu spüren. Auf der ersten Mitgliederversammlung des Vereins „Arten- und Landschaftsschutz Länge-Ettenberg“ berichteten die Vorsitzende Angelika Sitte und Schriftführerin Ursula Fischer über das erste Vereinsjahr.

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Die erste Mitgliederversammlung des Vereins „Arten- und Landschaftsschutz Länge-Ettenberg“ im Riedöschinger Längehaus ist gut besucht. | Bild: Lutz, Bernhard

„Wir freuen uns sehr, dass jetzt im Jahr 2019 immer noch keine Windkraftanlagen auf der Länge und dem Ettenberg gebaut wurden und voraussichtlich werden und gratulieren der Naturschutzinitiative e.V. für den bisherigen Erfolg vor dem Verwaltungsgericht Freiburg.“

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Die bundesweit tätige Naturschutzinitiative e.V. hatte als anerkannter Umweltverband gegen die Genehmigungen für die Windparks Länge und Ettenberg geklagt, das Verwaltungsgericht Freiburg hatte Anfang des Jahres deshalb entschieden, dass auf dem Ettenberg nicht gerodet werden darf und auf den bereits gerodeten Flächen auf der Länge nicht gebaut werden darf.

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Auf der Länge will das Unternehmen Solarcomplex aus Singen sieben Windkraftanlagen bauen, auf dem Ettenberg auf Blumberg-Riedöschinger Gemarkung will die Firma Green City Energy aus München vier Windräder erstellen, alle rund 230 Meter hoch.

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Auf der Mitgliederversammlung erklärte die Vorsitzende Angelika Sitte: Da eine Klage gegen die Genehmigung der Windkraftanlagen nur einem klageberechtigten Verband möglich sei, „widmen wir uns Aktionen, die aktiv dem Naturschutz dienen“, dazu kämen permanente Vogelbeobachtungen auf der Länge.“

Bevölkerung sensibilisieren

Außerdem wollten sie weiterhin die Bevölkerung aufklären und sensibilisieren, was den Erhalt eines unversehrten Waldgebiets auf der Länge anbelangt: mit Aktionen beim Hondinger Herbst oder einem Dokumentarfilm, der das Thema Windkraft im Wald kritisch beleuchte, den sie zusammen mit der Bräunlinger Bürgerinitiative „Prolandschaftserhalt“ gezeigt hätten.

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Baustopp aus formalen Gründen verhängt

Schriftführerin Ursula Fischer gab einen detaillierten Überblick. Sie bedauerte ein bisschen, dass das Urteil des Verwaltungsgerichts Freiburg mit dem Baustopp für die beiden Windparks nur aus formalen Gründen erfolgt sei und nicht aus Gründen des Arten- und Landschaftsschutzes. Für den Artenschutz hätten Karl Scherer und Manfred Kaiser auf der Länge, am Ettenberg und an der Sperbelhalde 23 Nistkästen für Fledermäuse und fünf Eulennistkästen installiert, die sie selbst aus vorhandenem Holz gebaut hätten.

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Kurz und prägnant war der Bericht von Kassierer Christian Straub. Die Kassenprüfer Thomas Schroff und Herbert Scherer bescheinigten ihm eine einwandfreie Kassenführung. Die von Klaus Meilhammer beantragte Entlastung des Vorstands erfolgte einstimmig.

Borkenkäfer vergrößert die gerodeten Flächen auf der Länge

Auf der Mitgliederversammlung des Vereins „Arten- und Landschaftsschutz Länge-Ettenberg“ kamen viele Punkte zur Sprache.

  • Borkenkäfer: Die von der Firma Solarcomplex veranlasste Rodung von 8,86 Hektar Wald auf der Länge für sieben Windkraftanlagen werden wohl bald noch deutlich größer. Im Wald sehe es katastrophal aus, berichteten mehrere Anwesende. Der Borkenkäfer habe vor allem die Fichten aber auch andere Bäume so befallen, dass diese Bäume dort demnächst gerodet werden müssten. Durch die nun freien Flächen falle viel mehr Licht und Sonne auf den Boden, was ihn noch mehr austrockne und die Bäume in der weitgehend trockenen Sommermonaten noch zusätzlich schwäche. Ein Forstwirt aus dem Nachkreis Tuttlingen schilderte, dass sie beim Borkenkäfer dieses Jahr schon die vierte Generation erlebten.
  • Aufforstung: Klaus Meilhammer ärgert, dass auf der Länge gerodet wurde, dass jedoch bisher noch überhaupt keine Ausgleichsmaßnahmen erfolgt seien, was zu Lasten der umweltschädlichen CO2-Bilanz gehe. Schriftführerin Ursula Fischer berichtete, die Betreiberfirma Solarcomplex habe mehrfach im Mitteilungsblatt der Stadt Hüfingen wegen Flächen für die Ausgleichsvorhaben inseriert.
  • Ärger: Für Empörung sorgte, dass das Regierungspräsidium Freiburg Anfang des Jahres allen Widersprechern jeweils 100 Euro Gebühr in Rechnung stellte. Auf die Intervention der Vereinsvorsitzenden Angelika Sitte und nach Berichten des SÜDKURIER wurde dann pro Familie nur ein Mal 100 Gebühr gefordert.
  • Neuer Ärger: Auskunftsersuchen des Vereins würden von den Ämtern und Behörden teils vage, unzulänglich, verzögert oder gar nicht beantwortet, erklärte Schriftführerin Ursula Fischer. Darunter auch, weshalb am 5. und 6. Juni Hubschrauber in niederer Höhe im Bereich des Ettenbergs geflogen seien. Der Verein habe Anzeige erstattet wegen Störung der Milane bei der Aufzucht. Der Staatsanwalt habe dies als „bloße Spekulation“ abgetan. Auf eine erweiterte, genauer belegte Strafanzeige hätten sie bisher noch keine Reaktion des Staatsanwalts erhalten.“