Die Integration von Wirtschaftsflüchtlingen ist bei der Landesregierung von Baden-Württemberg unerwünscht. Das betrifft insbesondere junge Männer aus Gambia, von denen rund 8000 vorläufig aufgenommen wurden. Bei 5400 läuft das Asylverfahren noch und das oft seit Jahren. 2500 befinden sich momentan in Abschiebung.
Innenminister Thomas Strobl will die Abschiebungen forcieren, da im Augenblick "nur" 15 Gambier im Monat das Land verlassen müssen. Er will sogar Experten aus Gambia holen, damit diese bei der Identifizierung ihrer Staatsbürger zwecks Abschiebung helfen. Besonders betroffen von dieser Politik, die bei weiten Bevölkerungskreisen auf Unverständnis stößt, sind der SV Hondingen und der FC Riedöschingen.
Die beiden in einer Spielgemeinschaft zusammen geschlossenen Fußballvereine bemühten sich intensiv um fünf Gambier und sind Vorbild für die versuchte Integration. Von fünf Spielern ist aber derzeit nur noch einer am Ball. Besonders schmerzlich traf die Aktiven der Verlust von Buba Jaiteh. Ende November 2018 wurde er trotz Protesten in den Raum Reutlingen verlegt, obwohl die Stadt Blumberg dem in Donaueschingen untergebrachten 20-Jährigen eine Unterkunft anbot. Der FC kämpft um seinen beliebten Spieler und hat ihm sogar einen Arbeitsplatz organisiert.
Patenschaft für Buba Jaiteh
Der Geschäftsführer der Karosseriesäge Wielander und Schill in Tuningen, Geschäftsführer Manfred Bäurer, will den jungen Mann unbefristet in der Montage einstellen. Gegenüber den zuständigen Behörden hat er eine entsprechende Absichtserklärung abgegeben. "Die verlangen von mir einen Arbeitsvertrag ohne Probezeit", wundert er sich. Das sei keinesfalls üblich. Aber auch dazu wäre er bereit. Da einige Firmenmitarbeiter in Hondingen wohnen, wäre die tägliche Fahrt zum Arbeitsplatz kein Problem.
Bäurer versteht die Schwierigkeiten, welche ihm hier gemacht werden, überhaupt nicht. "Wir brauchen diese jungen Leute dringend." Der FC Riedöschingen will sogar die Patenschaft für Buba Jaiteh übernehmen, erklärt der Spielausschussvorsitzende Andreas Schorpp. Wie Bäurer lobt auch er die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Blumberg, insbesondere Nicole Schautzgy, in dieser Sache. Doch das Landratsamt hat noch nicht entschieden. Von dort war trotz Aufforderung auch keine Stellungsnahme zu erhalten.

Ähnliche Erfahrungen musste auch Bauunternehmer Johann Steuer aus Kommingen machen. Sein Bauhelfer Kebba Nyassi darf nicht mehr arbeiten, da er Deutschland nach Ablehnung seines Asylantrages nach über fünf Jahren verlassen muss. "Ich hätte ihn gerne behalten", sagt der Hochbauspezialist. "Ich verstehe die Politik der Landesregierung nicht." Eine Möglichkeit, ihn wieder beschäftigen zu können, wäre die Fortsetzung der abgebrochenen Lehre.
Michael Walter aus Riedböhringen, der für die CDU im Kreistag sitzt, kann das Verhalten seiner eigenen Partei nicht nachvollziehen. Er ist über die Bemühungen für Buba Jaiteh informiert. "Diese Integrationsverhinderung ist ein Paradebeispiel für eine falsche Politik." Wer sich als Flüchtling integrieren wolle, sollte dableiben dürfen. Die Politik der CDU könne es nicht sein, gutwillige Leute abzuschieben. Gerade das Christliche sollte hier großgeschrieben werden", betont er. Wenn ein Mensch Hilfe suche und integriert werden will, sollte er angenommen werden. Ehrenamtliche Helfer, die sich um die Integrierung bemühen, würden vor den Kopf gestoßen, meint der Arzt.
Der FC Riedöschingen will sich weiter für seinen Spieler Buba Jaiteh einsetzen. "Wir hoffen immer noch auf ein Einsehen der Behörden", unterstreicht Andreas Schorpp. Die jungen Gambians sind beliebt, da sie freundlich und zuverlässig sind. Da das kleine Land in Westafrika von der englischen Kultur geprägt ist, hat Fußball bei den jungen Männern einen hohen Stellenwert. Vielleicht bleibt auch Kebba Nyassi dem FC erhalten.
Gambia
Gambia ist eine Republik in Westafrika und mit 11.000 Quadratkilometern und rund 2 Millionen Einwohnern der kleinste Staat des afrikanischen Festlandes. Die Hauptstadt ist Banjul. Seit 1965 ist die einstige Britische Kronkolonie selbstständig. Nach dem Regierungswechsel vor zwei Jahren hat sich das Land etwas stabilisiert. 90 Prozent der Bevölkerung sind muslimisch, neun Prozent christlich. Die meisten Gambischen Flüchtlinge leben in Baden-Württemberg. 2500 befinden sich in Abschiebung. (gs)