Anfang der neunziger Jahre hatte die Stadt Blumberg im süddeutschen Raum im Handballsport einen glänzenden Namen. Die erste Mannschaft des TSC spielte in der Oberliga Baden-Württemberg und bei den Heimspielen platzte die Eichbergsporthalle fast aus allen Nähten. Mehrere hundert Blumberger wollten ihr Team sehen und anfeuern.

Die Zeiten sind längst vorbei

Eine Männermannschaft in der Kreisliga B, eine Frauenmannschaft in der Kreisliga A und drei Jugendmannschaften nehmen aktuell noch am Spielbetrieb teil. Einige Spieler haben bei anderen Vereinen Fuß gefasst. Perspektivisch soll jetzt die Jugendarbeit wieder aktiviert werden. Mit Trainer Gerhard Scherer, der bereits 1979 die erste Mannschaft trainierte, wurde ein prominentes Zugpferd gewonnen, der ab sofort mit drei- bis sechsjährigen Blumberger Jungen und Mädchen arbeiten wird, um mittelfristig das Überleben des Vereins zu sichern.

Der TSC Blumberg war einst ein Handball-Hochburg in ganz Süddeutschland

Teilweise gab es fünf aktive Männermannschaften im 1972 gegründeten Verein. Es war eng auf den Trainingsplätzen und um handballspielenden Nachwuchs musste sich keiner Sorgen machen. Die Erfolge der ersten Mannschaften wirkten wie Magnete. Der Talentquell sprudelte. Doch bereits Mitte der 1990er Jahre kehrte sich der Trend um. So wie es vorher in den Spielklassen nach oben ging, so ging es nun bergab. Vor zwei Jahren wurde die erste Mannschaft vom Spielbetrieb abgemeldet. Viele Blumberger Spieler schlossen sich daraufhin dem VfH Schwenningen an, bei dem auch schon einige Akteure des HSV Donaueschingen eine neu sportliche Heimat gefunden hatten. Noch heute stellt die „Blumberger Fraktion“ die meisten Spieler des VfH Schwenningen, der gerade in die Bezirksliga aufgestiegen ist.

Zuschauerzahlen sind geschrumpft

Um in Blumberg weiterhin Handball anzubieten, wurde aus der damaligen zweiten Mannschaft des TSC die neue Erste. Erfahrene Akteure und junge Talente mischten sich hier. Dazu die Damenmannschaft, die sogar noch eine Liga höher spielt. Die Zuschauerzahlen sind längst auf unter hundert Besucher geschrumpft. Allein die zwei, drei Spiele des VfH, die pro Saison in der Eichbergsporthalle stattfinden, locken mehr Zuschauer an. Immerhin feierte der TSC mit den Männern in der vergangenen Runde ohne Punktverlust die Meisterschaft in der Kreisliga B, verzichtete aber in der wegen der Corona-Pandemie abgebrochenen Saison auf einen möglichen Aufstieg.

Einst war Blumberg eine Handball-Hochburg: Die zwei, drei Spiele des VfH, die pro Saison in der Eichbergsporthalle stattfinden, locken ...
Einst war Blumberg eine Handball-Hochburg: Die zwei, drei Spiele des VfH, die pro Saison in der Eichbergsporthalle stattfinden, locken immer noch die Zuschauer an. | Bild: Müller, Roger

Jetzt will die Vereinsführung wieder angreifen

„Für uns ist es ein Glücksfall, dass Gerhard Scherer mit seiner Frau wieder ein Training für ganz junge Kinder anbietet. Ich freue mich riesig auf kommenden Freitag, wenn die drei- bis sechsjährigen Kinder zu einer ersten Übungseinheit kommen“, sagt Sven Mittelstädt, heute zweiter Vorsitzender und Trainer der Männermannschaft. Mittelstädt trug selbst einst in der Landesliga das Trikot des TSC. In Verbindung mit den Schulen, hier leitet Nico Pfaff eine Handball-AG, soll wieder mehr Nachwuchs für den Blumberger Handballsport gewonnen werden. Spielerisch und mit viel Spaß, dafür frei von taktischen Geplänkel, sollen die Kinder herangeführt werden. „Wir gehen mit viel Geduld heran. Kurzfristig werden wir nicht viel ändern, aber mittelfristig wollen wie wieder etwas aufbauen“, ergänzt Mittelstädt. Er freut sich schon jetzt über zahlreiche Reaktionen von Eltern, die das Engagement der Vereinsführung und der Trainer befürworten.

Zwei Ausnahmetalente aus Blumberg

Dass es in Blumberg immer gute Handballer gab und gibt, unterstreichen zwei aktuelle Beispiele. Der 20-jährige Marian Luca Teubert, ein Eigengewächs des TSC, hat jetzt einen Profivertrag beim Schweizer Top-Team Kadetten Schaffhausen in der National-Liga A unterschrieben. Bei den Frauen steht die Blumbergerin Leonie Kunz beim deutschen Drittligsten SV Allensbach zwischen den Pfosten. Zwei von einigen Ausnahmetalenten, die am Eichberg mit dem Handballsport begonnen haben und die es auch in der Vergangenheit immer gab. Mit Manuel Hertz-Eichenrode trainiert zudem ein Blumberger den VfH Schwenningen.

Vielleicht klappt es mit dem Doppelaufstieg?

Mittelstädt und seine Mitstreiter haben in den vergangenen Wochen ein neues Trainingskonzept erstellt. Jetzt wird an dem in diesen Zeiten unvermeidbaren Hygienekonzept gearbeitet, um einerseits den Spielbetrieb zu gewährleisten und andererseits auch für Zuschauer gültige Regeln bei den Heimspielen aufzustellen. Auch wenn aktuell der ganz große Boom vorbei scheint, so möchten die Handballer doch weiterhin Zuschauer bei den Heimspielen begrüßen und vielleicht klappt es ja am Ende der Saison sogar mit einem Doppelaufstieg, der aber keine Pflicht, sondern eher das Sahnehäubchen wäre.

Handballsport soll nicht in der Versenkung verschwinden

Vielleicht wird so wieder etwas vom alten Glanz aufpoliert, um Blumberg zumindest in Südbaden im Handsportsport nicht zu einem weißen Fleck werden zu lassen, auch wenn sich das Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen verändert hat und selbst in anderen einstigen Hochburgen wie Singen und Steißlingen Spielgemeinschaften gegründet wurden. Die Verantwortlichen des TSC Blumberg werden es dennoch versuchen, denn der Handballsport am Eichberg soll nicht in der Versenkung verschwinden.