Bei einem größeren Einsatz durchsuchte die Polizei am Mittwoch, 30. November, mehrere Wohnungen und Gebäude in Blumberg. Hintergrund ist ein Zusammenhang zur verbotenen islamistischen Organisation Kalifatstaat.

Die Gruppe namens „Muslim Gemeinde Blumberg“ mit Beziehungen zum sogenannten Kalifen von Köln, Metin Kaplan, wurde Anfang der 2000er-Jahre verboten. Bei der Durchsuchung standen Personen im Fokus, die im Verdacht stehen, der Gruppe anzugehören, und diese finanziell und mit der Vertreibung von Propagandamaterial zu unterstützen. Sechs Beschuldigte sind es laut Staatsanwaltschaft Karlsruhe aktuell, gegen die ermittelt werde.

In welches Gebäude?

Unklar war bislang, welche Gebäude die Polizei am vergangenen Mittwoch durchsucht hat. Gerüchte in der Stadt besagten schnell, dass es sich bei dem durchsuchten Gebetsraum nur um jenen in der Handwerkstraße handeln könne.

Doch weder von den Behörden wurde das bestätigt, noch ließen sich Anwohnern finden, die etwas von der Durchsuchung am 30. November mitbekommen hatten. Laut Staatsanwaltschaft habe es sich um eine größere Maßnahme gehandelt, die einige Stunden in Anspruch genommen habe. Anwohner an der Handwerkerstraße und auch Geschäftsleute hätten also durchaus etwas mitbekommen müssen.

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Allerdings soll es einen weiteren Gebetsraum in der Espenstraße geben. Und SÜDKURIER-Recherchen haben ergeben, dass dort die Polizei am 30. November im Einsatz war. Es handelt sich dabei um das Gebäude, in dem früher der Goldschmied Probst sein Geschäft hatte. Ein entsprechendes Schild befindet sich noch immer an einem der Schaufenster. Der Blick ins Innere ist durch die zugezogenen Vorhänge unmöglich.

Polizei kam um 6 Uhr

Mehrere Zeugen bestätigen, dass zwei bis drei Polizeifahrzeuge gegen 6 Uhr vor dem Gebäude gehalten und mehrere Personen es betreten haben. Sie alle wollen ihren Namen nicht nennen, aus Angst vor der islamistischen Gruppe und Konsequenzen. Regelmäßig sollen sich in der Espenstraße Personen treffen, meist getrennt nach Geschlecht. Es wird von einer Moschee gesprochen. Auch Ausgaben von Lebensmitteln soll es dort gegeben haben.

Die ursprüngliche Moschee der früheren Muslim-Gemeinde befand sich indes „Im Winkel“. Mit Verbot und Auflösung wurde im Jahre 2001 das Grundstück enteignet und ging an den Bund über. Die in Blumberg verbliebenen Mitglieder suchten sich in der Folge neue Flächen.

Gebet im Schulfoyer

Direkt nach dem Verbot wurde ihnen sogar gestattet, zum Gebet das Foyer der Eichbergschule zu nutzen. Das Innenministerium berief sich damals auf die Religionsfreiheit. Solange nur gebetet werde und nicht Kalifatstaat ausgerufen, sei das erlaubt.

Der damalige Bürgermeister-Stellvertreter Stefan Scherer stand zu seiner Entscheidung und erklärte, es gehe um die Gebetsausübung. Wohl habe er aber auch in dieser angespannten Situation eine Eskalation verhindern wollen. Das Foyer wurde bis zum Ende des Fastenmonats Ramadan – Mitte Dezember 2001 – genutzt, danach stand es wieder ausschließlich für die Schüler der Eichbergschule zur Verfügung.

Die Bürgerinitiative

Proteste hatte es schließlich 2013 gegeben, als Mitglieder der Gruppe das ehemalige Möbelhaus Hinsch besichtigt hatten. Anwohner hatten die Befürchtung, aus dem früheren Möbelhaus solle eine Moschee entstehen. Es formierte sich eine Bürgerinitiative, die rund 250 Unterschriften an Bürgermeister Markus Keller übergab.

Nach dem ersten SÜDKURIER-Bericht hatten damals Kaufinteressenten den Bürgermeister aufgesucht und erklärt, sie wollten das Haus, das 1000 Quadratmeter Nutzfläche hat, nur zu Wohnzwecken erwerben.