Direkt nach der Erschließung des Gewerbegebietes Niederwiesen II blieben die zuvor angekündigten Interessenten aus. Hatte es noch vor Erschließungsbeginn geheißen, hier gebe es etliche Firmen, die sich eine Ansiedlung hier vorstellen können, sprangen diese nach Fertigstellung der Arbeiten plötzlich ab, oder konnten sich schlicht nicht dazu entscheiden, jetzt auch wirklich an dieser Stelle ein Grundstück zu kaufen. Lange Zeit blieb daher der neu entstandene Straßenzug allein mit den nagelneuen Hydranten. Bauvorhaben waren keine zu erkennen. Bis jetzt.
Bauvorhaben erkennbar
Jetzt tut sich allerdings was auf den ehemals leeren Flächen von Niederwiesen II. Die ersten Gebäude schießen in die Höhe. Beim Vorbeifahren ist von der Hüfinger Straße aus bereits ein Holzbau zu erkennen, in dem fleißig gearbeitet wird. Wie Bürgermeister Micha Bächle sagt, entstehe hier aktuell eine Kfz-Prüfstelle. „Mit den Arbeiten wurde bereits Ende 2019 begonnen, jetzt werden sie vollständig umgesetzt“, so der Bürgermeister. „Wir freuen uns, dass jetzt auch sichtbar wird, dass sich in dem Gebiet etwas tut.“

Erweiterungen
Auch etwas weiter abseits des Blickes von der Straße ist eine Entwicklung zu sehen. Die Firma Quattländer erweitert das bestehende Betriebsgebäude in das neue Gewerbegebiet hinein. Auch daneben soll gebaut werden, die AOA-Performance Alexander Hofheinz e.K. will erweitern. „Es gibt noch eine weitere Firma, bei der eine Erweiterung über einen Neubau ansteht“, so Bächle. Der entsprechende Bauantrag liege allerdings noch nicht vor.
Auch wenn die Freude über die Bauvorhaben der Unternehmen groß sei, konjunkturell gestalte sich der Grundstücksverkauf derzeit dennoch schwierig: „Flächen sind verkauft und man sieht auch schon etwas. Dennoch sind die Unternehmen zurückhaltender. Es kann dann allerdings auch sehr schnell gehen“, sagt Bächle. Begrüßenswert sei auch die Entwicklung im bereits bestehenden Gebiet Niederwiesen, dort habe sich auch viel getan, wie etwa der Bau des neuen Hochregallagers von Straub Verpackungen.
Preis nur eine Komponente
Was nun entscheidend für jene Unternehmen gewesen sei, in Niederwiesen II zu bauen, habe verschiedene Gründe: „Der Preis ist da nur eine Komponente und vom Niveau günstig“, sagt Bächle. Im April 2019 hatte der Gemeinderat beschlossen, die Preise für ein Grundstück in Niederwiesen II zu senken. Und zwar auf 77 Euro pro Quadratmeter. Dort liegen bereits Glasfaser für den schnellen Internetanschluss ebenso eine Nahwärmeleitung. Außerdem liegt das Gebiet verkehrsgünstig direkt an der L 181. Die Grundstücke sind verschieden groß und können flexibel bebaut werden, die bebaubare Fläche liegt bei etwas mehr als zwei Hektar. „Das Gewerbegebiet ist voll erschlossen und kurzfristig bebaubar“, so Bächle. In vielen Gesprächen mit Unternehmen habe man herausgefunden, dass die Quadratmeterpreise als Problem genannt wurden. Die Höhe wurde mit den hohen Erschließungskosten und den hohen Auflagen, die es zu erfüllen gebe, begründet. Offensiv beworben wird das Gebiet außerdem mit einer großen Werbefläche direkt an der Hüfinger Straße. Zudem werde das Gebiet auf der städtischen Homepage vermarktet. Eine Sache, die man so bisher noch nicht gemacht habe.
Auswirkung auf Stadtkasse
Dass direkt nach der Erschließung die Grundstücksverkäufe zuerst ausblieben, machte sich auch in der Stadtkasse bemerkbar. Als Kämmerer Sebastian Grytner im Sommer 2018 einen Finanz-Zwischenbericht präsentierte, spülte das Gebiet Niederwiesen über Verkäufe lediglich 6489 Euro in die Kasse. Kalkuliert wurde jedoch mit Einnahmen von 774 600 Euro. Eine hohe Diskrepanz. Eine höhere Kreditaufnahme für den Haushalt 2019 wurde damals notwendig.
Woran das Problem lag, konnte sich niemand so richtig erklären. Zwar habe man sich regelmäßig mit Interessenten im Gespräch befunden, einen unterschriebenen Kaufvertrag habe es jedoch lange keinen gegeben. Hierbei habe auch die Förderung aus dem Entwicklungsprogramm ländlicher Raum (ELR) eine bedeutende Rolle gespielt. Etliche Unternehmen haben darauf gewartet und dann einen negativen Bescheid bekommen.