Filou ist zweifelsohne der tierische Star der Bräunlinger Straßenfasnet. Wenn die Urhexen bei Straßenumzügen ihr närrisches Unwesen treiben, zieht er geduldig und ohne zu murren den schweren Baumstamm, das so genannte Hexenrad, auf dem die lauffaule Hexenbrut sich durch die Straßen ziehen und kreischende Opfer im Kreise drehen lässt. Filou ist ein Stier. Aber was macht ein Stier, der an der Fasnet das Hexenrad zieht, eigentlich beruflich? Wir haben Filou auf seinem Anwesen in Hinterzarten besucht, wo er außerhalb der närrischen Zeit seine kraftvolle Arbeit als Zugochse bei der Feld- und Waldarbeit verrichtet.

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An der Fasnet ist Filou für die Bräunlinger Urhexen im Einsatz. Hier mit Adrian und Sarah Lützow. Bild: Lützow
An der Fasnet ist Filou für die Bräunlinger Urhexen im Einsatz. Hier mit Adrian und Sarah Lützow. Bild: Lützow | Bild: Lützow

Ein sonniger Spätsommertag auf dem Mathisleshof in Hinterzarten. Filou liegt auf einer saftigen Wiese und fühlt sich wie der Hahn im Korb. Um ihn herum liegen fünf Ammenkühe. Anders als es sein Name vermuten lässt, der mit Schürzenjäger oder Frauenheld gleichzusetzen ist, ist Filou allerdings nicht für den Kuhnachwuchs auf dem Mathislehof zuständig. „Er wurde schon als Kalb kastriert“, verrät Adrian Lützow. Dennoch ist der Ochse gut für die Stimmung auf der Weide. „Er bringt Ruhe in die Herde und wenn eine der Kühe rindert, also empfängnisbereit ist, beschmust er sie den ganzen Tag“, sagt Adrian Lützow.

Filou bei der Arbeit. Im Frühjahr zieht er landwirtschaftliche Geräte für die Feldarbeit. Adrian Lützow steuert das Gerät. Bild: Lützow
Filou bei der Arbeit. Im Frühjahr zieht er landwirtschaftliche Geräte für die Feldarbeit. Adrian Lützow steuert das Gerät. Bild: Lützow

Lützow und Filou stammen ursprünglich beide vom Untermühlbachhof in Peterzell bei St. Georgen. Als Filou vor zwölf Jahren zur Welt kam, war Adrian Lützow grade mal neun Jahre alt. Der Junge hat das Kalb mit aufgezogen und auch maßgeblich als Zugtier ausgebildet. Als Adrian Lützow vor ziemlich genau zwei Jahren den Mathislehof in Hinterzarten, der ebenso wie der Untermühlbachhof von der Wälder GbR betrieben wird, zur Bewirtschaftung übernahm, nahm er den Ochsen mit.

Filou bei der Arbeit. Im Frühjahr zieht er landwirtschaftliche Geräte für die Feldarbeit. Im Herbst zieht er kleiner Holzstämme aus dem ...
Filou bei der Arbeit. Im Frühjahr zieht er landwirtschaftliche Geräte für die Feldarbeit. Im Herbst zieht er kleiner Holzstämme aus dem Wald. Adrian Lützow steuert das Gerät. Bild: Lützow

Trotz seiner geschätzten gut 1000 Kilogramm, die er auf die Waage bringt, ist Filou ein sanfter Riese. Als Adrian Lützow die Weide betritt, dreht er lässig den Kopf und wiederkäut ruhig weiter. Adrian krault ihn unterm Kinn. „Man kann auch auf ihm reiten“, sagt er und schwingt sich behände auf den breiten Rücken des tonnenschweren Kolosses. Das Arbeitsgebiet des Ochsen umfasst im Frühjahr die Feld- und Ackerarbeit. Dann zieht Filou verschiedene Geräte, die zum Bestellen der Felder benötigt werden. Im Herbst und Winter wird er eingesetzt, um Holzstämme aus dem Wald in das Holzlager zu ziehen. Dabei ist die Arbeit mit dem Ochsen weit mehr als reines Nostalgiedenken. „Wir brauchen den Ochsen, weil wir gar keine motorisierten Geräte haben, um die Felder zu bewirtschaften“, sagt Adrian Lützow.

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Der Jungbauer bedauert manchmal, dass er nicht so viel Zeit mit dem Ochsen verbringen kann, wie er es möchte. Doch auf dem Biohof gibt es immer viel zu tun. Immerhin haben Adrian und seine Frau Sarah mit dem Ochsen schon einmal den Untermühlbachhof in Peterzell besucht. Zu Fuß. Für die etwa 40 Kilometer lange Strecke quer durch den Schwarzwald brauchten sie vier Tage. „Wir mussten ja immer fünf Stunden Mittagspause einlegen, weil Filou die Zeit zum Wiederkäuen braucht.“ Auch eine Hochzeitskutsche hat Filou schon mal gezogen. „Das war lustig“, erinnert sich Adrian. Damit er den tonnenschweren Ochsen auf öffentlichen Wegen führen darf, musste der Landwirt auch einen speziellen Ochsenführerschein ablegen: „Das war in Wirklichkeit ein Pferdekutschführerschein.“

In wenigen Monaten wird es für Filou dann wieder närrisch, wenn er an der Fasnet das schwere Hexenrad der Bräunlinger Urhexen ziehen darf.