Wer heute regelmäßig durch Döggingen fährt, dem wird seit einiger Zeit ein auffälliges DRK-Einsatzfahrzeug mit Signalanlage auffallen, das meist in der Ortsmitte parkt, aber manchmal auch an anderen Standorten zu finden ist. Was hat es damit auf sich?
Die Antwort ist: Das Fahrzeug gehört dem Dögginger DRK-Ortsverein, der dabei ist, eine Gruppe Helfer vor Ort (HvO) zusammenzustellen. Zwei Helfer sind bereits im Einsatz, drei absolvieren derzeit die notwendigen Ausbildungen.
Aufgabe der Helfer ist es, im Ernstfall die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes oder Rettungsdienstes mit Erstmaßnahmen zu überbrücken. Dadurch sind sie eine wichtige zusätzliche Ergänzung in der Rettungskette, in der Minuten über Leben oder Tod entscheiden können.
Ganz neu ist das Thema nicht
„Es gab früher schon einmal ein Projekt ‚HvO-Gruppe‘ in Hausen vor Wald mit vier Personen. Damit hat das Thema einmal angefangen, das war vor über zehn Jahren“, berichtet Bereitschaftsleiter Jürgen Hildebrandt. Allerdings haben alle diese Helfer schnell hauptamtliche Tätigkeiten beim DRK aufgenommen, beispielsweise als Notfallsanitäter, noch bevor ein Fahrzeug zur Verfügung stand.

Ein Glücksfall war Daniel Hoffmann, der bereits in Waiblingen ein Helfer vor Ort war, bevor er nach Döggingen gezogen ist: „Ich bin der Ortsgruppe beigetreten und kam mit Bereitschaftsleiter Jürgen Hildebrandt ins Gespräch. Schnell kam die Idee, das HvO-Thema hier voranzutreiben. Eine Analyse ergab, dass das Einsatzaufkommen deutlich höher ist, als wir das vermutet haben.“
Ein Volltreffer
„Die Initiative ging von Daniel aus. Das war eine Art Volltreffer, vor allem, weil er schon Erfahrung hatte“, freut sich der Vorsitzende Christian Stark. Somit hatte man dann auch den ersten Helfer vor Ort. Es fehlte nun nur noch ein Fahrzeug für die Einsätze. „Ohne Einsatzfahrzeug dürfen wir nicht in den Tunnel. Es geht hier hauptsächlich um die Verkehrsabsicherung mit der Signalanlage“, ergänzt Daniel Hoffmann.
Man nahm mit dem Kreisverband Kontakt auf, der angab, dass hin und wieder Notarztfahrzeuge aufgrund der Betriebszeiten ausgemustert werden, obwohl sie noch ganz ordentlich sind. „Dann kam ein Angebot, dass wir ein Fahrzeug übernehmen können“, erzählt der zweite Vorsitzende William Greiner.
Eine bessere Patientenversorgung
„Es war einfach ein Zufall. Döggingen hatte angefragt und wir hatten gerade einen Fahrzeugwechsel. Ich habe mit Christian Stark vom Vorstand Kontakt aufgenommen und wir sind uns schnell einig geworden“, berichtet Tobias Hauschel, stellvertretender DRK-Kreisvorsitzender und Rettungsdienstleiter in Donaueschingen. „Wir bekommen dadurch eine bessere Patientenversorgung im Bereich Döggingen, wohin wir von Donaueschingen aus zehn bis zwölf Minuten Anfahrtszeit haben, um diese Zeit für lebenskritische Einsätze zu überbrücken“, fügt er hinzu.

Jeder HvO hat einen Melder, der immer an ist. Die Meldung erfolgt ausschließlich über die Leitstelle Schwarzwald-Baar in Villingen, die über die Notrufnummer 112 zu erreichen ist. „Aber wir sind kein 24-Stunden Pflichtdienst“, betont Jürgen Hildebrand. „Wenn gerade keiner fahren kann, können wir uns mit dem Fahrzeug abmelden. Dann weiß die Leitstelle, dass sie uns nicht alarmieren braucht“, ergänzt Daniel Hoffmann.
Es gibt eine Zusage vom Ortschaftsrat, dass das Fahrzeug im Carport beim Rathaus untergestellt werden darf. Ansonsten steht es bei dem entsprechenden Helfer, was eine sofortige Verfügbarkeit garantiert. Als zweite Helferin konnte Sabrina Ketterer gewonnen werden, die bereits fünf Jahre im Rettungdienst gefahren ist.
In Ausbildung sind derzeit Lars Hauser und Mirjam Holtkemper und Nadine Schneider, der nur noch der Praxisteil fehlt.

Am Anfang der Ausbildung steht ein Erste-Hilfe-Kurs. Dieser ist die Grundlage für den viel intensiveren und ausführlicheren Sanitätshelfer-Lehrgang. In der HvO-Schulung absolvieren die Neulinge beim Kreisverband ein 16-stündiges Rettungsdienstpraktikum, das anschließend jedes Jahr aufgefrischt werden muss.
Bislang 60 Alarmierungen
Im bisherigen Jahr gab es 60 Alarmierungen, von denen nicht alle abgearbeitet werden konnten, weil Daniel Hoffmann anfangs noch alleine agierte. „Wir können jetzt schnelle Hilfe leisten. Das entspricht dem ureigenen Zweck des Roten Kreuzes“, freut sich William Greiner.
Das Fahrzeug, ein Audi Q5 Diesel Allrad mit 260.000 Kilometern, konnte zu guten Konditionen erworben werden. Und was kostet der Unterhalt? „Wir haben noch keine Langzeiterfahrung. Es dürften jedoch einige tausend Euro sein. Einsatzfahrzeuge sind steuerbefreit, dafür ist die Versicherung teurer, weil das Risiko höher ist“, antwortet Christian Stark. Angeschafft werden musste auch Einsatzkleidung, die medizinische Ausrüstung muss ständig wieder ergänzt und wenn es abgelaufen ist, erneuert werden, alles auf Kosten des Ortsvereins.
„Wir haben eine gute Basis an aktiven und passiven Mitgliedern, die uns mit ihren Mitgliedsbeiträgen finanziell unterstützen“, beschreibt William Greiner die finanzielle Machbarkeit. „Trotzdem sind wir auf weitere Spenden angewiesen.“ Eine weitere Einnahmequelle sind die zweimal im Jahr stattfindenden Blutspende-Termine.
Helfer vor Ort immer das Ziel
„Für mich waren die Helfer vor Ort immer ein ganz großes Ziel“, fasst Einsatzleiter Jürgen Hildebrandt zusammen. „Es ist eine Super-Sache. Jetzt haben wir fünf, mein Ziel sind mindestens acht, um variabel zu sein. Dabei betone ich noch einmal, es ist eine freiwillige Sache, denn die ganzen Einsätze werden finanziell weder durch den DRK-Kreisverband noch durch die Krankenkasse unterstützt. Es ist eine ehrenamtliche Tätigkeit, die wir erbringen.“