Brigachtal – Welches Paar kann schon von sich sagen, seine goldene Hochzeit vor einer derart großen Kulisse gefeiert zu haben: Die beiden Hobby-Schauspieler des Gesangvereins Harmonie, Heidi Müller und Michel Maier, schafften dies spielend und dies sogar an zwei Abenden. So kamen am Samstagabend gut 200 und am Sonntagabend sogar an die 300 Besucher zum Schwank in drei Akten in die Kirchdorfer Froschberghalle.
Gespielt wurde unter der bewährten Regie von Ralf Köhler. Das Theaterstück „Die Pfirsichbowle“, geschrieben von Petra Solchenbach, hatte es in sich und bot eine turbulente Geschichte, wie sie im echten Leben spielen könnte. Eine goldene Hochzeit bei einer Bowle, jenem Modegetränk aus den 1970er-Jahren – warum eigentlich nicht? Natürlich ist eine Aufführung nur so gut wie ihre Schauspieler. Und die waren in Hochform. Einige können gleich auf mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte Bühnenerfahrung zurückgreifen.
Dazu gehört auch Jens Oberföll, der genau ein Jahrzehnt dabei ist und diesmal den trotteligen Finanzbeamten Ernst mimte und Unterschlupf bei seinem Kumpel Paul gefunden hat. Seine spätere Verlobte, Petra Neumann, die die Tochter des Hauses, Alwine, gab, gehört seit genau fünf Jahren zum Theater-Ensemble. Beide wurden am Ende von der Harmonie-Vorsitzenden Simone Wohlgemuth noch besonders hervorgehoben.
Begonnen hat die Handlung im Wohnzimmer von Pauls (Achim Bartler) Schwiegereltern, die in Kürze auf ihr 50-jähriges Ehejubiläum anstoßen wollen. Pauls eifersüchtige Ehefrau Marlene, die von Carola Bogdanski dargestellt wurde, und die bereits genannte Schwester Alwine stecken voll in den Vorbereitungen für dieses große Ereignis. Schließlich will man so einen Anlass gebührend feiern. Wie vor 50 Jahren soll es eine Pfirsichbowle geben, dies wünscht sich schließlich das Jubelpaar, dargestellt von Heidi Müller und Michel Maier sehnlichst. Bei der Zubereitung der Pfirsichbowle läuft dann aber etwas schief. Als Alwine vor Schreck Schlaftabletten in die Bowle fallen lässt, nimmt das Ganze seinen Lauf.
Während alle emsig die goldene Hochzeit vorbereiten, surft Kevin, der Enkel des Hauses, gespielt von Miguel Grangler, im Internet auf der Seite der einsamen Herzen und sucht nach einer Frau für Ernst, den Kumpel von Paul. Und prompt erscheinen alsbald zwei illustre Damen, die auf der Suche nach dem großen Glück sind: zunächst die mannstolle Zenzi alias Ann-Katrin Turina, die aus Bayern angereist ist. Mit so manchem Jodler und perfektem Bayrisch wirbelt sie wie ein Wirbelwind über die Bühne.
Als weitere Heiratskandidatin taucht plötzlich die etwas korpulente Chantal (Daniel Engler) auf, die extra aus Paris nach Kirchdorf angereist ist, um hier ihr großes Glück zu finden. Für Eifersuchtsszenen sorgt derweil die wortgewandte Bürgermeisterin Josefa, gespielt von Lena Stöckmeyer, die ein Techtelmechtel mit Paul zu haben scheint. Dabei nutzt sie lediglich den Anlass für ihren Wahlkampf, um sich zusammen mit dem Jubelpaar für den SÜDKURIER fotografieren zu lassen.
Zwischenzeitlich hat die Goldbraut jedoch heimlich von der Bowle gekostet, sodass sie ihr Fest fast auf dem Sofa verschlafen hätte. Auch der junge Kaplan (Kai Renouf) sorgt beim obligatorischen Traugottesdienst für einige Verwirrung. Zu Beginn des dritten Akts herrscht dann Totenstille auf der Bühne, denn nach dem Kirchgang haben alle ordentlich der mit Schlaftabletten versetzten Bowle zugesprochen und sind an der Festtafel im Tiefschlaf versunken.
Doch nach und nach erwacht die Hochzeitgesellschaft wieder, sodass wieder Leben auf der Bühne herrscht: Chantal ist auf einmal Theo und findet Gefallen an Zenzi. Ernst macht Alwine einen Heiratsantrag, und das Goldpaar verschwindet in bester „Dinner for One“-Manier. Am Ende klatscht der Saal begeistert für einen besonders gelungenen Theaterabend.