Brigachtal Schützenvereine oder Schützengilden gibt es deutschlandweit rund 10.100 Stück. Viele erfreuen sich wegen der Kameradschaft, dem Sport und den Unternehmungen großer Beliebtheit. Nur wenige von ihnen haben sich jedoch dem Leistungssport verschrieben. Dazu gehört die Sportschützenvereinigung (SSVg) Brigachtal, der zumindest in Baden-Württemberg etwas schier einzigartiges gelungen ist.

Seit einem Vierteljahrhundert ist die erste Luftgewehr-Mannschaft ohne Abstiege in der ersten oder zweiten Bundesliga vertreten. Passend dazu gelang im Frühjahr nach zwei Zweitliga-Jahren der erneute Aufstieg in die deutsche Eliteliga. Ab dem kommenden Herbst messen sich die Brigachtaler mit den besten deutschen Mannschaften wieder in der Bundesliga Süd.

Der ganz große sportliche Aufschwung in Brigachtal setzte Ende der 90er Jahre ein. „Wir haben damals unser Schützenhaus modernisiert, neue Kleinkaliberanlagen eingebaut und eine Zuschauertribüne für rund 75 Besucher geschaffen. Hinzu kam der Kauf von elektronischen Luftgewehranlagen“, erinnert sich Max Hirt, damals Vereinsvorsitzender und heute Ehren-Oberschützenmeister.

Der inzwischen 89-Jährige stand danach an erster Stelle, um eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen, die aus der Regionalliga heraus die oberen Ligen anpeilt. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Im Jahr 2000 gelang in der Anlage in Hüfingen gleich im ersten Anlauf der erstmalige Aufstieg in die erste Bundesliga. Noch heute in Brigachtal bekannte Sportler wie Armin Rothmund, Christoph Häßler, Sandra Käfer oder der damals 17-jährige Claus Hildebrand standen in der Aufstiegsmannschaft.

Schon damals war Hirt klar, dass die Brigachtaler sich in der ersten Bundesliga etablieren wollen. „Ich habe meinen Mitarbeitern im Vorstand gesagt, dass wir keine Fahrstuhlmannschaft werden wollen, es jedoch ohne Verstärkungen nicht gelingen wird, die Liga länger zu halten“, betont Hirt. Bei der gezielten Suche nach einer Top-Verstärkung landete Hirt gleich einen Volltreffer, ein Schuss in die Zehn. „Mitarbeiter unserer Ausrüsterfirma gaben mir den Tipp, dass es da einen jungen Ungarn gibt, der einen Verein in Deutschland sucht.“

Hirt schaute sich den damaligen 22-jährigen Peter Sidi in München bei einem Weltcup an und suchte danach das persönliche Gespräch. Schnell stellte sich auf beiden Seiten eine gewisse Sympathie ein. Wenig später holte Hirt den Ungarn an der Autobahnraststätte Neckarburg ab, zeigte ihm Brigachtal und die Möglichkeiten im eigenen Verein. Sidi sagte sofort zu.

Der Aufbau einer schlagkräftigen Mannschaft, die Suche nach Sponsoren und geeigneten Trainern, die Verhandlungen mit der Stadt Bad Dürrheim, um dort die Heimwettkämpfe zu veranstalten, sowie die ständige Modernisierung des Vereinsheims haben die Mitglieder der SSVg in den vergangenen Jahren eng zusammengeschweißt. „Auch wenn sich die Sponsorensuche zunehmend schwieriger gestaltet, wir haben enorme Fahrt- und Übernachtungskosten, standen die Mitglieder immer hinter der Idee, die Bundesliga zu erhalten“, fügt Hirt an. Sehr geholfen hat dem Verein die Unterstützung beim großen Donaueschinger Reitturnier. „Hier haben wir die Vereinskasse aufgebessert, auch weil die Mitglieder sich hinter den freiwilligen Einsatz gestellt haben.“

In der einst acht Mannschaften umfassenden Staffel kämpften die Brigachtal einige Jahre als einziger Vertreter aus Baden-Württemberg gegen die Übermacht aus Bayern – und setzten sich durch. Im Jahr 2013 gelang schließlich der größte Erfolg. Brigachtal gewann in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft die Silbermedaille, musste sich nur einem Team aus München geschlagen geben.

Vater der jüngsten Erfolge ist Trainer Alain Guignard. Der Schweizer wirkt über ein Jahrzehnt als Cheftrainer. „Wir haben in den vergangenen Jahren einige Glücksgriffe getätigt. Peter, aber auch Alain, gehören dazu“, ergänzt Max Hirt. Guignard und Sidi sind im Verein festverwurzelt. Mehr noch: „Peter und Alain sind längst echte Brigachtaler“, unterstreicht Betreuer Hans-Joachim Effinger.

Die sportlichen Erfolge motivierten in den vergangenen Jahren immer wieder den eigenen Nachwuchs, möglichst selbst an die Tür der ersten Mannschaft zu klopfen. In der Aufstiegsmannschaft 2025 steht mit Moritz Meyer einer dieser Eigengewächse. Zwischenzeitlich gelang es den Brigachtalern sogar, und das war ebenfalls eine außergewöhnliche Leistung, mit der ersten Mannschaften in der ersten Bundesliga und mit der zweiten Mannschaft in der zweiten Bundesliga zu schießen. Diesbezüglich hat Brigachtal ein Alleinstellungsmerkmal im ganzen Land Baden-Württemberg.

Mit 25 ununterbrochenen Jahren in der ersten oder zweiten Bundesliga ist den Brigachtalern ein toller Erfolg gelungen. Und die Zahl 25 soll kein Enddatum darstellen. „Wir haben uns bundesweit in der Welt der Sportschützen einen guten Namen gemacht. Brigachtal ist auf der Landkarte der Top-Schützenvereine deutlich markiert“, freut sich Hirt. Er und die Mitglieder hätten nichts dagegen, wenn die Erfolgsgeschichte noch einige Jahre fortgeschrieben wird, auch wenn es immer schwieriger wird, da sich einige Konkurrenten finanziell deutlich besser aufstellen. Brigachtal will mit Kameradschaft punkten. So wie im vergangenen Vierteljahrhundert.