Brigachtal Mit großen Schritten schreitet der Neubau der dritten Flüchtlingsunterkunft in Brigachtal voran. Im Ortsteil Überauchen entsteht im Wohngebiet Belli für 1,4 Millionen Euro ein zweistöckiges Gebäude zur Unterbringung von bis zu 25 Personen. Inzwischen steht der Rohbau und das Dach wird in Kürze gedeckt werden. Jetzt beschloss der Gemeinderat Brigachtal die Ausschreibung der nächsten Gewerke, Putz- und Malerarbeiten, Schlosserarbeiten und Innentüren. Da der Bau sogar etwas schneller als geplant fertiggestellt sein wird, wurde auch gleich die Ausschreibung für den Estrich und die Photovoltaik-Anlage gestartet, um voranzukommen.

Jetzt, wo das Gebäude im Rohbau steht, scheint einigen aufzufallen, dass es ihnen größer erscheint als auf den Plänen dargestellt. Gemeinderat Albrecht Sieber (Pro Brigachtal) formulierte dann auch seine Kritik an der Planung des Gebäudes: „Dieses Gebäude ist eine Zumutung, für mich ist das eine Kiste.“ Er bezieht sich dabei auf die Außenmaße und die für ihn zu enge Grenzbebauung an dieser Stelle auf dem 700 Quadratmeter Grundstück am Eingang zum Belli. Auch wurde er schon aus der Bürgerschaft darauf angesprochen.

Weiter mutmaßte Sieber, ob denn hier noch alle Bebauungsplanvorgaben eingehalten werden, oder ob inzwischen vielmehr mit zweierlei Maß gemessen werde. Indirekt unterstellte er in seinen Ausführungen den Architekten, dass es in manchen Fällen auch nur darum gehe aufzufallen, auch wenn es negativ sei. Gegen diese Äußerungen verwahrte sich denn auch prompt Bürgermeister Michael Schmitt mit deutlichen Worten: „Ein solcher Angriff auf den Architekten ist nicht akzeptabel und unangebracht“ – und weiter: „die Ausführung dieses Gebäudes basiert auf unseren gemeinsamen, mehrheitlichen Beschlüssen hier im Gemeinderat.“

„Alle Punkte eingehalten“

Der indirekt angesprochene Architekt Christian Kubercyk vom Planungsbüro AK KU Architekten äußerte sich dann auch zum Thema Bebauungsplan: „Der aktuell gültige Bebauungsplan für das Wohngebiet Belli wird mit diesem Gebäude in allen Punkten eingehalten, genau genommen hätten wir sogar noch größer bauen können.“

Ob dieser verbalen Attacke von Albrecht Sieber gegenüber der Verwaltung und der Planer rieben sich dann auch einige der anderen Gemeinderäte die Augen. Immerhin ist es nicht die erste dieser Art, speziell wenn es um Bauprojekte der Gemeinde geht. Eine andere Sorge äußerte Gemeinderat Joachim Eichkorn (CDU) bei der Betrachtung des aktuell gezeigten Grundrisses. Darauf werden in der östlichen Einfahrt zum Grundstück sechs Parkplätze ausgewiesen. Seiner Meinung nach könne das aber gar nicht aufgehen, weil dort auch noch eine bestehende Trafostation quasi im Weg steht. Das scheint aber auch den Planern inzwischen aufgefallen zu sein und Kubercyk geht davon aus, dass man wahrscheinlich ein bis zwei der Parkplätze wegfallen lassen wird, um hier genügend Platz zu schaffen.

Anfang 2026 soll die neue Flüchtlingsunterkunft dann bezugsfertig sein. Obwohl die Gemeinde bereits jetzt weit über 100 Flüchtlinge aufgenommen hat, bleibt abzuwarten, ob mit dem neuen Gebäude dann auch weiterhin genügend Wohnraum für die geflüchteten Menschen zur Verfügung steht. Bereits jetzt muss die Gemeinde ja auch privaten Wohnraum anmieten und es ist aktuell nicht davon auszugehen, dass sich diese Situation so schnell wieder entspannt.