Der Schock war groß: Mit Zweisam-Mode ein weiteres Geschäft, das schließen muss. Und noch ein Schaufenster, dem das Schicksal drohen könnte, das so viele Immobilien in der Stadt haben. Leere Fenster, die den Blick auf die ausgeräumten Geschäftsräume ermöglichen. Oder Schilder von Immobilienmaklern, die darauf verweisen, dass die Flächen zur Vermietung stehen.
Ein Anblick, der nicht nur vielen Donaueschinger Kunden beim Shoppen die Lust auf einen ausgiebigen Einkaufsbummel verleidet. Ein Anblick, der nicht nur den Einzelhändlern in Donaueschingen Sorgen bereitet, weil sie fürchten, dass immer mehr Kunden ausbleiben. Ein Anblick, dem die SPD-Stadträtin Martina Wiemer den Kampf ansagen will. Die Idee dazu fand sie im fernen Berlin. „Dort gibt es immer noch viele Baulücken, die zum Teil auch schon sehr lange so sind, weil die Eigentumsverhältnisse unklar sind“, erklärt Wiemer. Eine der Baulücken sei so verkleidet gewesen, dass aus der Ferne der Eindruck entstand, dass dort ein Haus mit Geschäften steht.
Etwas Ähnliches schwebt ihr auch für Donaueschingen vor: Die Schaufenster der leerstehenden Geschäfte wieder mit Leben füllen. Am Besten sei es natürlich, wenn sich ein neuer Mieter finden lasse. Doch wo das nicht der Fall ist, soll zukünftig nicht mehr das ausgestorbene Ladengeschäft zu sehen sein.
„Ich denke an Plakatwände, die das Schaufenster ausfüllen“, sagt Wiemer. So könnten dann beispielsweise in den Schaufenstern Bilder von Donaueschinger Bürgern zu sehen sein, die mit Einkaufstaschen unterwegs sind. Zusammen mit Sprüchen wie „Ich kaufe in Donaueschingen ein, weil ich die Stadt lebendig halten will“ oder Ähnlichem. Denn Wiemer will hier auch die Bürger in die Pflicht nehmen: „Wir haben hier so viel Kaufkraft, aber schaffen es nicht, sie an die Stadt zu binden“, erklärt die SPD-Stadträtin. Natürlich sei es auch eine Sache des Angebotes: Einzelhändler könnten nicht mit den großen Ketten mithalten und jeden Trend mitmachen. Ein besonderes Angebot würde die Kunden locken. Eine andere Idee für die Schaufenster: Man könnte die Geschäftszweige abbilden, die in der Stadt fehlen und so mögliche Interessenten ansprechen. Beispielsweise für ein Schuhgeschäft.
Und was Martina Wiemer anpackt, das macht sie mit Herzblut. „Die Stadt hat so viel Potenzial. Wir müssen nur die Handbremse lösen.“ Sie hat bereits mit dem Wirtschaftsförderer Theo Kneer gesprochen und ihm ihre Idee unterbreitet. Ebenso hat sie mit Besitzern von Immobilien gesprochen, deren Geschäftsräume leer stehen. Erste Interessenten gibt es bereits. Nun geht es um die Finanzierung. Auch hier hat sich Wiemer bereits schlau gemacht: 300 bis 500 Euro wird ein „Bebildern“ der Schaufenster kosten.
Donaueschinger bedauern Zweisam-Mode-Insolvenz und sorgen sich um die Innenstadt
Viele Reaktionen gab es zu unserer Berichterstattung „Schock für Innenstadthandel: Zweisam-Mode schließt“.
- Elisabeth Bulitta hat für die Nachricht, dass Zweisam-Mode schließt nur ein Wort übrig: „Schade“
- Frédéric Stephan Krissler: „Vielleicht sollte sich die Stadt mal etwas überlegen“, teilt Frédéric Stephan Krissler mit. So langsam würden in Donaueschingen immer mehr Geschäfte schließen. „Gerade das Haus der Mode ist ja schon fast eine Institution. Auf der einen Seite zwölf Dönerbuden und auf der anderen eine schwächelnde Einzelhandellandschaft.“ Da könnte man die Stadt bei Weitem nicht mehr als attraktiv bezeichnen.
- Zeljko Divjak: „Ich bedauere die Schließung. Ich hoffe, dass das Modehaus in Schonaçh erhalten bleibt. Meine Frau und ich schätzen jeden Besuch bei den Kaltenbachs“, schreibt Zeljko Divjak.
- Thomas Kopp: „Hoch lebe die Innenstadtpolitik. Das wird noch besser“, so Thomas Kopp. Und wenn jetzt noch das Verkehrskonzept umgesetzt ist, werde auch das Ende der Innenstadt kommen.
- Torsten Kirschling: „Super Stadt. Außer Kneipen und Eisdielen gibt’s ja bald nix mehr.“
- Susan M. Hoehl-Osaikhuwomwan: „So langsam gehen uns in der Innenstadt die Geschäfte flöten“, schreibt Hoehl-Osaikhuwomwan, die findet, dass es in Donaueschingen „zu wenig Läden“ gibt. „Die Stadt sollte sich echt langsam zu dieser Entwicklung Gedanken machen. Erst die Salzgrotte, dann die Metzgerei, der Backshop in der Karlstraße hat ja auch nicht lang überlebt, dann der Schuhladen, wo jetzt Young Fashion ist, dann der Klamotten-Laden am Eck“, zählt sie auf.
- Erdogan Antaly: „Die Karlstraße ist keine Einkaufs- und Flaniermeile, sondern eine Automeile. Die Stadtverwaltung versagt und die Stadtpolitik ebenso. Donau steigt ab“, schreibt Antaly.
- Frank van Hahn: „Es kann ja ein Optiker rein“, regt er scherzehalber an.
- Brigitte Happle-Limberger: „Die vertreiben alle aus der Stadt“, schreibt sie. Man gewöhne sich daran, auswärts einzukaufen. „Die Stadt stirbt aus.“