Donaueschingen / Bräunlingen – Nur wenige Mausklicks sind nötig und schon hat der Kunde von heute sein Wunsch-Produkt bestellt – online natürlich. Und genau so natürlich steht wenige Zeit später, wer Premiumkunde ist, vielleicht sogar schon einen Tag später, das heißersehnte Paket vor der Tür. Noch ist es nur eine Schachtel, vorwiegend aus Wellpappe, doch in der Zukunft wird es möglich sein, dass diese sogar mit ihrem Empfänger sprechen kann und noch vor dem Auspacken verrät, was darin auf den Kunden wartet.
Eine Vision, die, wenn es nach den Verpackungsspezialisten aus dem Städtedreieck geht, gar nicht mehr so ferne Zukunftsmusik ist. Denn schon heute handelt es sich bei den braunen Pappkartons nicht mehr nur um eine Schachtel. Sogenannte RFID-Chips werden zum Teil schon heute in die Verpackungen integriert, um die logistischen Wege zu beschleunigen und zu vereinfachen. Diese Chips, die Informationen per elektromagnetischer Frequenz übertragen, könnten in Zukunft auch anhand bestimmter Smartphone-Apps auslesbar werden, sodass der Kunde schon vor dem Öffnen des Paketes weiß, welche Lieferung vielleicht der Schwiegermutter gehört, die ihr Paket während des Urlaubs zum Schwiegersohn hat schicken lassen. Und vielleicht teilt das Paket seinen Kunden auch in wenigen Jahren mit, dass es das Produkt bei Gefallen auch noch in verschieden anderen Variationen gibt.
Damit die Warensendung überhaupt sicher an seinen Bestimmungsort gelangt, benötigt es Firmen wie Straub Verpackung aus Bräunlingen. Der Wellpappe-Spezialist stellt sowohl handelsübliche Versandverpackungen her, aber auch kleine bis große Karton-Stiegen, die beispielsweise Äpfel für den Discounter nicht nur sicher in die Filiale bringen, sondern sogar noch als integriertes Werbedisplay fungieren. "Unsere Welt wird bunter. Wir müssen uns darauf einstellen, dass Kartons farbiger und intelligenter werden. Deshalb haben wir frühzeitig in den Digitaldruck investiert. Mit unseren Anti-Statik-Verpackungen setzen wir uns von anderen ab. Denn es ist wichtig, dass man sich in der Zukunft vom Masse-Geschäft abhebt", ist Geschäftsführer Steffen Würth überzeugt, der auch Präsident des Verbandes für Wellpappe-Industrie ist. Beständig bis heute ist das Produkt Wellpappe allemal – denn egal, ob mit Chip oder ohne, hat sie sich in ihrer Funktion seit ihrer Patentierung im Jahre 1873 kaum verändert. Diese Beständigkeit, die in den letzten fünf bis zehn Jahren aber durch den Online-Versandhandel eine extra Portion Aufschwung erhalten hat. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch noch nicht die Spitze erreicht haben", so Würth, der dies vor allem daran erkannt haben will, was die Online-Giganten wie Amazon in Zukunft noch vorhaben. Wie zum Beispiel die Zustellung von Paketen mittels Drohnen.
Besonders Hersteller von Markenprodukten wissen heute, dass die Verpackung weit mehr können muss, als eine Schutzfunktion zu erfüllen. Neben wichtiger Produktinformationen muss der eigentlich einfache Karton vor allem eines können: Das Gefühl zu vermitteln, etwas ganz Besonderes in den Händen zu halten. Christof Bromberger, dessen Unternehmen Bromberger Packungen in Donaueschingen, Verpackungen für jegliche Produkte herstellt, sieht die Bedeutung einer einfachen Verpackung besonders in Zeiten des Online-Versandhandels als noch größer an. "Denn das Einkaufserlebnis verlagert sich vom Supermarkt in das eigene Zuhause. Wenn ich das Produkt dann per Warensendung erhalten habe, will ich den Eindruck erhalten, die richtige Entscheidung im Online-Shop getroffen zu haben", so der Geschäftsführer. Dabei käme es darauf an, dass eine Verpackung heute multisensorisch sein müsse. Will heißen, dass sie alle Sinne ansprechen muss. Besonders in Haptik und Optik muss eine Produktverpackung heute viel hermachen. Doch im Massenmarkt ginge es, so Bromberger, vor allem darum, dass die Verpackungen günstig seien – zwischen 30 bis 40 Cent dürfe ein Karton im Allgemeinen etwa kosten. Alles, was dann technisch aufwendiger wird, wird gleichzeitig auch teurer und käme dann schließlich nur in Kleinstauflage als Marketing-Aktion auf den Markt. Wie zum Beispiel die leuchtende Verpackung für einen Luxus-Gin aus dem Hause Bacardi, bei der eine Batterie integriert ist und die Verpackung als Display fungiert. "Hierbei muss man sich aber auch ernsthaft die Frage stellen, inwiefern sich das aufgrund der Kostspieligkeit durchsetzen wird oder, ob es sich um einen reinen Pokémon-Effekt handelt", so Geschäftsführer Christof Bromberger, dessen Firma im Jahr mehrere hundert Millionen Kartons produziert.
Auch die Logistik geht neue Wege
Neben den immer intelligenter werdenden Verpackungen lässt sich auch die Logistik immer wieder Neues einfallen, um dem größten Problem Herr zu werden, nämlich dem, dass Pakete oft nicht zugestellt werden können, weil der Empfänger nicht zu Hause ist.
- Paketzustellung per Drohne: Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass der Online-Riese Amazon und auch die Logistik-Experten wie DHL oder UPS bereits konkret daran arbeiten, Pakete in Zukunft per Logistikdrohne zustellen zu lassen. Was die Drohnen-Technik betrifft, ist das bereits möglich, wenn derzeit auch nur eingeschränkt mit einem Gewicht bis zu 2,5 Kilogramm und einer Reichweite von 16 Kilometern. Allein die rechtlichen Rahmenbedingungen, die zum Thema unbemannte Luftfahrt, noch nicht geklärt sind, bremsen das Vorhaben aus. Gewerbliche genutzte Drohnen dürfen nämlich erst durch eine Genehmigung des Luftfahrt-Bundesamtes in die Höhe steigen. Werden die Pläne Wirklichkeit, wird es möglich sein, dass die Drohne das Paket genau zu dem Zeitpunkt das Paket anliefert, wie sich der Kunde das wünscht und vor allem auch an jeden Ort.
- Paketzustellung per Paketbox: Die Enttäuschung dürfte jedes Mal sowohl für Kunde als auch für Paketzusteller groß sein, wenn das Paket nicht den Empfänger erreicht, weil dieser nicht zuhause ist. Umständliche Lösungen wie die Abholung in einer Filiale oder in der Nachbarschaft sorgen für Unzufriedenheit.
- Paketzustellung über den Kofferraum: Die DHL und der Automobilhersteller Smart kooperieren zukünftig. Das Auto soll bereits ab Herbst zur mobilen Lieferadresse werden. Kunden können sich so ihre Bestellungen direkt in den Kofferraum ihres Autos liefern lassen. Die smartphone-basierte Lösung wird über spezielle Apps möglich. Der Besteller generiert mit Hilfe der Handyapp eine Transaktionsnummer, die er bei der Bestellung angibt. Der Paketzusteller kann anhand dieses Codes und der App das Auto orten und den Kofferraum innerhalb eines bestimmten Zeitraumes anhand des Codes öffnen. (maf)