Für viele Kirchgänger ist die Orgelmusik ein unverzichtbarer Bestandteil des Gottesdienstbesuches. Die Musik gehört einfach dazu. Als 1848 der Orgelbauer Martin Braun das Instrument für die Neudinger Kirche baute, ahnte er nicht, welch schwierige Aufgabe er nun den Donaueschinger Stadträten stellen würde. Denn das Instrument, das handwerklich und klanglich in der Tradition der süddeutschen Orgelbauer des Barock und ihrer Hinwendung zur Romantik steht, muss saniert werden.

Stadt hat auch schon bei anderen Orgelsanierungen geholfen

Eigentlich ist das keine Aufgabe für den Gemeinderat, denn handwerklich gibt es entsprechende Fachleute und Eigentümer ist auch nicht die Stadt, sondern die Kirchengemeinde. Auch gibt es keinerlei vertraglichen Verpflichtungen, dass die Stadt der Kirchengemeinde für die Sanierung der Orgel einen Zuschuss gewährt. Doch die Seelsorgeeinheit Donaueschingen möchte die 130 000 Euro, die die Sanierung voraussichtlich kosten würde, nicht allein stemmen. Und da die Stadt ja bereits 1991 der evangelischen Kirchengemeinde bei der Beschaffung einer neuen Kirchenorgel unter die Arme gegriffen hat und auch bei der Sanierung der Orgel in Hubertshofen einen finanziellen Zuschuss gewährt hat, kann man es ja auch mal für die Neudinger Orgel probieren.

Haushaltsituation spielt bei der Entscheidung eine Rolle

Prinzipiell kein Problem: Wäre da nicht die Haushaltssituation, schließlich müssen die Stadträte in den kommenden Wochen ordentlich den Rotstift ansetzen, um aus der langen und teuren Liste an Maßnahmen so viel herauszustreichen, dass nicht alle Ersparnisse aufgebraucht werden und gar die Aufnahme von Schulden notwendig wird. Wäre da nicht die Tatsache, dass weder der Pfarrer noch ein Mitglied des Kirchengemeinderates überhaupt in der Sitzung anwesend war und man Nachfragen klären hätte können oder gar den Eindruck gehabt hätte, dass es der Seelsorgeeinheit wichtig gewesen wäre. Und wäre da nicht dieses Gutachten, dass für reichlich Kopfschütteln sorgte.

Gutachten spricht von beginnender Verwahrlosung

Zwar gibt die Orgel äußerlich kein schlechtes Bild ab. "Im Inneren zeige sich Befall von Holzwurm, extremen Verschmutzungen und deutliche Zeichen unsachgemäßer Wartung und Pflege des betrauten Orgelbauers. Zudem mache sich jetzt bemerkbar, dass der Wartungs- und Pflegevertrag vor einigen Jahren gekündigt wurde, sodass zwischenzeitlich wohl nur noch selten ein tatsächlicher Fachmann der Dinge angenommen habe", fasst die Verwaltung das Gutachten zusammen. Wegen der "beginnenden Verwahrlosung" sei es daher nicht ausreichend, durch minimale Maßnahme eine momentane Verbesserung herbeiführen.

Bund, Denkmalamt und Erzdiözese sollen ebenfalls helfen

"Für die Kirchengemeinde ist das eine gewaltige Herausforderung, deren Bewältigung wir nicht alleine schaffen", heißt es in einem Brief von Pfarrer Erich Loks. Neben der Bitte an die Stadt Donaueschingen, die Sanierung zu unterstützen, werde auch beim Bund, der einen Fonds eingerichtet hat, um erhaltenswerte Orgeln zu fördern, beim Denkmalamt und bei der Erzdiözese Freiburg um Mithilfe gebeten.

Das könnte Sie auch interessieren

Von 10 000 Euro bis kein Zuschuss

  • Peter Rögele (SPD): Keine prozentuale Förderung, sondern maximal 10 000 Euro – aber nur mit einer Bedingung. "Die Seelsorgeeinheit muss auch die Verpflichtung eingehen, dass die Orgel anschließend so betreut wird, dass es nicht zu weiteren Problemen kommt", sagt der SPD-Stadtrat.
  • Konrad Hall (CDU): "Wenn man das so liest, hat man den Eindruck, dass die Orgel schon aufgegeben wurde", sagt der CDU-Fraktionssprecher. Mit 7500 Euro würde seine Fraktion die Sanierung unterstützen.
  • Claudia Weishaar (GUB): "Die Frage ist, ob wir so etwas weiterhin bezuschussen sollten: Wie kann man eine Orgel mit einem solchen historischen Wert einfach vergammeln lassen", fragt sich die GUB-Fraktionssprecherin. Und dann solle die Stadt auch noch bei der Sanierung der Orgel helfen. Für Weishaar in Anbetracht des "unsäglichen Reichtums der Kirche" ein Unding. "Wir kämpfen hier um ein paar Euro für die Schulsozialarbeit und ich sehe unsere Schwerpunkte woanders", sagt Weishaar, die am Liebsten gar keinen Zuschuss gewährt hätte.
  • Michael Blaurock: "Es ist nicht das erste Mal, dass von der Kirchengemeinde bei so etwas niemand anwesend ist. Dabei wäre es eine Frage der Ordnung und des Anstandes", sagt der Grünen-Fraktionssprecher. Fünf Prozent oder maximal 5000 Euro würde seine Fraktion gewähren.
  • Bertolt Wagner (FDP/FW): In Anbetracht der anstehenden Haushaltberatungen und 72 Millionen Investitionen in den kommenden vier Jahren müsste man sich überlegen, welche Prioritäten man setze, wo man hinwolle und was man sich nicht leisten könne. Wenn seine Kinder das Kettcar im Regen stehen lassen würden, würde er ihnen auch keinen Zuschuss gewähren, sondern sie zur Eigenverantwortung erziehen.
  • Irmtraud Wesle (CDU): "Es geht um einen Ortsteil und dort hat die Kirche noch einen Stellenwert und gehört dazu", sagt die Pfohrenerin.
  • Maria Schmitt (CDU) brachte etwas Licht in die Kirchenangelegenheit: "Die Seelsorgeeinheit hat das Problem von der ehemaligen Pfarrei in Neudingen auch nur übernommen.

SPD und CDU scheitern mit ihren Anträgen

Letztendlich war weder der 10 000-Euro-Zuschuss der SPD noch der 7500-Euro-Zuschuss der CDU mehrheitsfähig. Doch der Grünen-Antrag, der sich auf einen Zuschuss in Höhe von fünf Prozent, maximal 6000 Euro belaufen soll, fand die Zustimmung der Mehrheit. Allerdings mit der Bedingung, dass die Orgel nach der Sanierung auch gepflegt wird.