Alles begann aus einer Bierlaune heraus. Es war der Vatertag im Jahr 1954, als einige wackere Männer des Reit- und Fahrvereins Schwenningen einen Gewaltritt nach Donaueschingen unternahmen. Ihr Ziel: die Traditionsgaststätte Schützen. Die Stimmung war gut, der Alkohol soll nicht gerade in geringen Mengen geflossen sein und zu später Stunde dann die Idee: „Mir könnet ja mal a Reitturnier mache.“

Mit am Tisch saß der damalige Erbprinz Joachim zu Fürstenberg, der nicht zögerte und die Wiese vor dem Schafstall zur Verfügung stellte. Der württembergische Verein übernahm die Verantwortung für die Veranstaltung auf badischem Gelände und ist heute noch die größte Konstante der Donaueschinger Traditionsveranstaltung, die der Stadt neben den Musiktagen die internationale Aufmerksamkeit sichert.

Bangen um die Veranstaltung

Ansonsten ist nicht viel beim Alten geblieben. Klar, alles dreht sich weiterhin um den Reitsport. Doch ansonsten hat sich so ziemlich alles geändert – selbst der Name: War das Reitturnier in seinen Anfängen noch Prinz Karl zu Fürstenberg gewidmet, dem 1952 bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Bruder von Joachim, wird es heute zum Gedächtnis an den 2002 verstorbenen Gründer ausgetragen.

Und das Turnier selbst hat erst seinen ländlichen Charakter durch viel Glamour ersetzt, um sich dann zu einer Sport-Volksfestveranstaltung zu wandeln.

Internationaler Flair zog schnell ein in den Schlosspark, große Namen der Reiterszene gaben sich die Ehre und auch Europameistertitel wurden verliehen, doch mehr als einmal wurde um das Aus der Veranstaltung gebangt. Und das letzte Mal ist noch nicht lange her.

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Fürstenhaus kündigt Vertrag

Mit einem Paukenschlag kündigte das Fürstenhaus am 24. Mai seinen Vertrag mit der Stadt. Vorausgegangen waren Jahre mit Problemen, Streit und unterschiedlichen Meinungen. Aus der Historie heraus hatte sich eine nicht ganz glückliche Dreierkonstellation ergeben: die Stadt, der Turnierveranstalter Escon und das Fürstenhaus.

Und obwohl eigentlich alle drei Parteien stets das gemeinsame Ziel hatten, ein tolles Reitturnier zu veranstalten, war das Wie lange ungeklärt. Viele fürchteten gar das Aus der Veranstaltung, die nicht nur ein Publikumsmagnet ist, sondern auch ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor.

Denn selbst wenn die Veranstaltung im Schlosspark vor den Toren von Donaueschingen stattfindet: Reiter und Besucher geben auch ihr Geld außerhalb aus, so profitiert beispielsweise die Hotellerie und auch die Gastronomie von den Sportlern und den Zehntausenden Besuchern.

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Zwei einschneidende Ereignisse

Und für regionale Unternehmen geht die Bindung oft über das reine Sponsorendasein hinaus, die Veranstaltung wird auch zur Kundenpflege genutzt, schließlich gibt es neben dem Volksfestambiente auch noch einen VIP-Bereich, in den nicht jeder eingeladen wird.

Zwei einschneidende Ereignisse gibt es in der Turnierverantwortung: 1978 wird die Belastung auf mehrere Schultern verteilt. Die Stadt Donaueschingen, das Fürstenhaus und der Reit- und Fahrverein gründen zusammen die Reitturniergesellschaft. Nach der Jahrtausendwende kam es zu finanziellen Problemen und so manch einer hatte schon den Tod der Traditionsveranstaltung vorausgesagt. 2006 trat das Fürstenhaus aus der Organisation zurück und das niedersächsische Escon Marketing übernahm diese Rolle.

Mit dem Dreiergespann Stadt-Fürstenhaus-Escon schien das Reitturnier nicht nur gerettet, sondern erhielt mehr Eventcharakter und entwickelte sich langsam wieder zu einem Publikumsmagneten. Alles schien gut, bis Gewitterwolken nicht nur den Himmel über dem Reitturnier trübten, sondern auch für eine wahre Schlammschlacht im eigentlichen und sogar im übertragenen Sinne sorgten.

Die doppelte Schlammschlacht

2014 sorgte reichlich Regen dafür, dass nicht nur Ross und Reiter mit dem durchnässten Erdreich kämpften, sondern auch die Zuschauer auf den aufgeweichten Wegen und die Autofahrer, die mit ihren Fahrzeugen nicht mehr von den Parkplätzen kamen. Noch Wochen nach dem Turnier waren die Spuren deutlich im Schlosspark zu sehen. In der darauffolgenden Auseinandersetzung ging es hauptsächlich um einen Punkt: Wer zahlt für die Instandsetzung? Weder das Fürstenhaus, das das Gelände unentgeltlich für die Veranstaltung zur Verfügung stellt, noch Escon wollten für die Kosten aufkommen.

Letztendlich sprang die Stadt finanziell ein und man war sich einig, dass der alte Vertrag von 1978 angepasst werden müsste. Letztendlich war der Vertrag auf eine wesentlich kleinere Veranstaltung ausgerichtet. Flächen, die mittlerweile genutzt wurden, wie beispielsweise die äußerst beliebte Brigachdurchfahrt beim Gespannfahren, waren nicht enthalten.

Mit der Einigkeit war es jedoch so eine Sache, ein Vertrag kam letztendlich lange nicht heraus. 2016 eskalierte die Situation nochmals, als die Stadt ein rot-weißes Absperrband quer über den Poloplatz zog, um dem Fürstenhaus seine Grenzen aufzuzeigen. Wieder die Entscheidung, dass man nun den Vertrag überarbeiten müsste. Zwei Jahre zogen ins Land, man traf sich, man verhandelte, nur einig wurde man sich nicht.

Druck von allen Seiten

Letztendlich sah Erbprinz Christian zu Fürstenberg keine andere Möglichkeit mehr, als den Vertrag zu kündigen. Das diesjährige Turnier könne noch stattfinden, für die Zukunft bräuchte es allerdings einen neuen Vertrag. Zuerst schloss der Donaueschinger OB Erik Pauly einen Gang vor Gericht nicht aus, Druck von allen Seiten änderte seine Meinung dann allerdings. Verhandlungen, die sich über Jahre hingezogen haben, konnten mit einem Telefonat und einem Treffen abgeschlossen und das Turnier bis 2033 gesichert werden – nicht zuletzt dank Turnierchef Kaspar Funke, der sich mit Escon finanziell an der Lösung beteiligt hat.

Erst einmal scheint Frieden zu herrschen und die Vorfreude auf die Europameisterschaften im Gespannfahren, die 2019 in Donaueschingen stattfinden und an alte Zeiten mit Spitzensport der obersten Liga anknüpfen sollen.

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