„Sie sind verrückt und was sie hier tun, ist zwecklos.“ Das sind eigentlich nicht die Worte, mit denen man einem Museum zum zehnten Geburtstag gratuliert. Außer man heißt natürlich Tobias Wall, ist Kunsttheoretiker und nutzt die provokante Aussage zugleich als Gesellschaftskritik und macht daraus ein Lob.

Denn in einer Welt, die immer unruhiger, schneller und rastlos werde, das „digitale Tier“ die Menschen vor sich hertreibe und den „Terror der Verfügbarkeit“ betreibe, brauche es solche Menschen, die so verrückt sind, „noch ein Museum“ zu eröffnen und somit Räume der wahren Konzentration und Aufmerksamkeit schaffen.

„Hier muss man ganz bei den Bildern sein und sich damit auseinandersetzen. Ein schneller Blick reicht nicht“, sagt Wall. Hier herrsche die Freiheit, den Geist zu nutzen und zu entwickeln. „Ohne das sind wir nur dumme und wilde Tiere“, so Wall, der aus diesem Grund dankbar ist, dass es Menschen gibt, die verrückt sind und Zweckloses tun.

„Kunst ist legales Hirndoping“, ist sich Architekt Lukas Gäble sicher. Denn die Sammlung Biedermann ist das eine, doch das historische Gebäude kompletiert das Ganze und macht das Art-Plus zu dem, was es ist. Und Gäbele musste einige schlaflose Nächte durchstehen und manchmal sei ihm auch schlecht gewesen: Das Museumsprojekt sei wie eine Schwangerschaft gewesen, doch letztendlich habe er das Kind in sehr gute Hände gegeben.

Und alles passt zusammen: Während der Bauarbeiten, bei denen das Museum auch einen Keller erhielt, fand Gäbele dort eine Quelle – die Donauquelle?!? Da passte es doch, dass die kognitiven und künstlerischen Fähigkeiten des Homo sapiens in einem kulturellen Urknall explodiert wären, als er die Donau erreicht hat. Und es passt auch, dass 2009, als das Museum eröffnet wurde, eine steinzeitliche Flöte und kurz zuvor auch die Venus vom Hohle Fels auf der Schwäbischen Alb entdeckt wurden.

Auch OB Erik Pauly und sein Vorgänger Thorsten Frei, der bei der Eröffnung des Museums im Amt war, betonten die Bedeutung des Museums. „Das Art-Plus strahlt in die Stadt hinein und bringt so auch die Kunst zu den Bürgern“, erklärt Pauly. Die Stadt habe großes Glück, ein solches Museum zu haben. Und auch für das Tourismuskonzept, das auch auf den „anspruchsvollen Kunstliebhaber“ setze, habe das Museum große Bedeutung.

„Es ist nicht nur dem Lokalpatriotismus des Oberbürgermeisters geschuldet, wenn er Donaueschingen als ein Kulturzentrum bezeichnet, das man bei dieser Einwohnerzahl eigentlich gar nicht erwarten würde“, ergänzte der Bundestagsabgeordnete Frei. Hier komme alles zusammen: die Sammlung, die Familie Biedermann, die Museumsleiterin Simone Jung, das Gebäude und der passende Architekt. „So ein Museum könnte auch in Berlin, Paris oder London zu finden sein.“ Aber es ist ein Donaueschinger Museum.
Das Museum Art-Plus
Das Art-Plus wurde am 19. September 2009 eröffnet – damals noch unter dem Namen Museum Biedermann und zeigt zeitgenössische Kunstwerke. In das Museumsgebäude, das in der Vergangenheit viele Nutzungen im kulturellen Bereich hatte und das davor ein Kino war, zog somit wieder neues Leben ein. Seit der Eröffnung haben im Museum Art-Plus, das im Jahre 2015 seinen neuen Namen erhalten hat, 46 internationale Ausstellungen mit 191 Künstlern aus 20 Ländern stattgefunden.