Emil Kiess und seine wunderbare Kunst: Ein Schwelgen in der Farbe, ein Aufbruch "aus dem Schwarz, das blühen will". Diesen Titel gab der Maler einst einem Werk von 1956 und der gibt nun auch der Ausstellung des Donaueschinger Museums Art Plus den Namen. Gestern eröffneten Simone Jung, Leiterin des Art Plus, und Hausherrin Margit Biedermann die Ausstellung. Ein renommierter Künstler im deutschen Südwesten zeigt sein unermüdliches Schaffen.
Emil Kiess, der auf dem Hüfinger Schächer wohnt und ein Atelier auf der Steig in Donaueschingen hat, freut sich über eine große Zahl von Besuchern, die seine Arbeit schätzen und seine eigene kenntnisreiche Standortbeschreibung mitnehmen können. Für kommenden Donnerstag, 4. April, um 18.30 Uhr stellt er sich dem Künstlergespräch mit Stefan Borchardt, der inzwischen in der Kunsthalle Emden tätig ist.
Kiess hat in gut 70 Jahren ein unglaubliches Schaffens hingelegt. Er hat diverse Aufbrüche und Umbrüche seiner Kunst erlebt und er kann sozusagen hineingreifen in eine große Kiste von Arbeiten, Grafiken, Malereien, Zeichnungen und dreidimensionalen plastischen Arbeiten, die sich im Grunde alle um die Farbe drehen und um die Auseinandersetzung mit Farbe, Gegenstand und Abstraktion. Davon zeugen die zwei Dutzend Arbeiten, die nun noch bis 23. Juni im Art Plus zu sehen sind. Sie zeigen einen Maler, der sich "vom jungen Angeber zum überlegten Arbeiter gewandelt hat": So beschreibt Heike Frommer, Meersburger Galerieleiterin, die selbstironische eigene Einschätzung des Malers Emil Kiess.
Die Arbeiten zeigen den Aufbruch eines Künstlers, der sich über Jahre aus dem Gegenständlichen befreit und zur ungegenständlichen Malerei findet und bei dem sich aus düsteren schwarzen Leinwänden der Nachkriegszeit die Farbe befreit und immer mehr Bahn bricht. Farbe gewinnt an Leuchtkraft und an Dynamik. Kiess durchlebt Krisen, seine Malerei reduziert sich immer und endet in einer Sackgasse. Aber es auch wieder eine Rückbesinnung auf das Gegenständliche und ein Neubeginn: Die Farbe befreit sich.