Elisabeth Winkelmann-Klingsporn

Strom von Acker, das gibt es auch bald in Aasen. Am westlichen Rand der Donaueschinger Teilortschaft, hinter der Steig im Winkel von B 27 und Autobahnzubringer, entsteht derzeit eine moderne Photovoltaikanlage. Die großflächige Einzäunung ist unübersehbar. Manche Autofahrer halten am Eingangstor gegenüber dem Gedenkstein, der an das schwere Busunglück auf dem Autobahnzubringer erinnert, und lesen die Infotafel, die der Bauherr der Anlage, Next2Sun, hier aufgehängt hat.

Die Anfänge der bifacialen Photovoltaikanlage, die derzeit in Aasen entsteht.
Die Anfänge der bifacialen Photovoltaikanlage, die derzeit in Aasen entsteht. | Bild: Elisabeth Winkelmann-Klingsporn
  • Die Technik: Auf einer Fläche von zwölf Hektar entsteht hier eine moderne Photovoltaikanlage mit einer Leistung von vier Mega-Watt. Richtig interessant ist, was Bauleiter Daniel Kögler dazu erläutert. Durch die senkrechte, vertikale Aufständerung der modernen leistungsfähigen, bifacialen Solarmodule in Ost-West-Richtung werden die Photovoltaikflächen, anders als wie meist üblich in horizontaler Lage, von zwei Seiten intensiv genutzt: Während der Morgenstunden und am Nachmittag, Zeiten außerhalb des mittäglichen Stromüberangebots, zu denen sich auch bessere Preise erzielen ließen. Die Netzbetreiber sind dafür dankbar, sagt Kögler.
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  • Zudem habe das Agri-Photovoltaiksystem mit der senkrechten Aufstellung und der geringen Flächenüberbauung – die Modulzeilen liegen weit auseinander – den Vorteil, dass das Grünland dazwischen noch landwirtschaftlich genutzt werden kann. Zudem gibt es unter den senkrecht aufgestellten rahmenlosen Glas-Glas-Modulen Lebensräume für Insekten, Falter und Kleinsäuger und damit Nahrung für die Vogelwelt. Next2Sun habe diese Konzeption entwickelt und bereits im Saarland ein erstes Projekt realisiert. In Aasen nimmt inzwischen eine zweite deutliche größere sogenannte Agri-Photovoltaikanlage sichtbar Gestalt an.
So sieht es aktuell auf der Baustelle aus.
So sieht es aktuell auf der Baustelle aus. | Bild: Elisabeth Winkelmann-Klingsporn
  • Die Situation in Aasen: Bereits vor zwei Jahren hat der Aasener Ortschaftsrat das Angebot von Next2Sun ausführlich beraten und grünes Licht für das Projekt gegeben. Mit im Boot sind die sechs privaten Eigentümer des Geländes und die Stadt Donaueschingen mit zwei Feldwegen. Anfang 2020 soll die Photovoltaikanlage in Betrieb gehen. Maschinenring-Geschäftsführer Rainer Hall, einer der Eigentümer, die ihre Flächen dem Betreiber der Photovoltaikanlage verpachtet haben, äußert sich „absolut positiv“. Der überbaute Bereich sei keine hochwertige Agarfläche. Vielmehr handele es sich hauptsächlich um Grünland, das bei der Reihenständerung der Solarmodule künftig eingeschränkt genutzt werden könne. Grünfutter und Silage seien praktikabl, aber auch Beweidung, beispielsweise durch den Aasener Schafhalter, sei denkbar. Wegen möglichen Steinschlags käme Heuen aber nicht in Frage.
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  • Agri-Photovoltaik: Die bifacialen Solarzellen haben die Besonderheit, dass Vorder- und Rückseite optisch aktiv sind. Durch das Einlegen der Solarzellen zwischen zwei etwa 2,5 Millimeter starken Glasplatten entsteht ein stabiles Modul im Sandwich-Design mit zwei aktiven Flächen.
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  • Die Größe: Insgesamt werden in Aasen auf 5800 Gestellelementen rund 11.000 bifaciale Solarmodule montiert. Die Leistung liegt bei 4,1 Megawatt peak und der Jahresenergieertrag bei 4600 Megawattstunden. So eine Leistung deckt den Strombedarf von etwa 1200 Haushalten. Das Investitionsvolumen liegt bei 3,2 Millionen Euro und die Inbetriebnahme ist für Anfang 2020 geplant. Der künftige Betreiber der Anlage ist nach schlüsselfertiger Errichtung und Inbetriebnahme die eigens gegründete „Bürgersolarkraftwerke Donaueschingen-Aasen GmbH“. Finanziert wird die Anlage durch die Solverde Bürgerkraftwerke Energiegenossenschaft, über die eine Beteiligung an dem Projekt noch möglich ist.

Der Betreiber

Next2Sun ist ein Start-up-Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, bereits heute absehbare Probleme, welche die Energiewende mit sich bringen wird, zu lösen. „Als langjährige Akteure in der Energiewende und erfahrene Projektentwickler reizt uns die Fülle unterschiedlichster Anwendungsmöglichkeiten und die beinahe globale Anwendbarkeit unseres neuen Konzeptes der bifacialen Solarmodule. Wir sehen die faszinierende Möglichkeit, ein innovatives Konzept als neuen Baustein im erneuerbaren Energiemix der Zukunft zu etablieren“, sagt Christian Meyer vom Next2Sun-Büro in Freiburg.