Rund 60 Prozent der der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer. Die Zahl, die in einer repräsentativen Umfrage für die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) 2017 ermittelt wurde, lässt aufhorchen. Gründe dafür sieht DLRG-Präsident Achim Haag sowohl im familiären als auch im schulischen Bereich. Bäderschließungen spielen dabei auch eine Rolle.

"Früher war die Liste länger als heute", sagt Thomas Moch, Vorsitzender der DLRG Baar. Die Liste, das sind die Vormerkungen für die Schwimmkurse, die von den Ortsgruppen der DLRG bundesweit angeboten werden. Das Interesse daran habe nicht spürbar abgenommen, sagt Moch. "Früher war die Liste länger. Ich denke das hat auch damit zu tun, dass es früher schlicht mehr Kinder gab", sagt er. Obwohl sich vor einigen Jahren noch mehr für die Kurse anmeldeten, kann sich der Vorsitzende nicht beschweren: "Wir sind regelmäßig ausgebucht, je nachdem auf ein halbes oder sogar ein ganzes Jahr. Diesen Berg schieben wir vor uns her. Die Liste ist schnell voll." Im Winterhalbjahr betreuen zirka 20 ehrenamtliche und meist jugendliche Ausbilder jeden Samstag zwischen 70 und 130 Kinder. Der Schwimmkurs ist für Kinder ab 6 Jahren und findet im Hallenbad Aquari in Hüfingen statt. "Wir sind wirklich stolz darauf, dass wir jugendliche Ausbilder haben, die bereits um 8.30 Uhr im Schwimmbad sind und die Kurse leiten", so der Vorsitzende.

Rückläufig sei die Zahl der Anmeldungen lediglich bei den Kursen für Erwachsene: "Der Bedarf ist dort nicht mehr so hoch", sagt Moch. Nach oben ging es, als die Flüchtlinge kamen, von denen viele nicht schwimmen konnten und entsprechend einen Kurs absolvierten.

Besonders begehrt sind die DLRG-Kurse bei den Eltern, da der Verein dafür garantiert, dass das Kind zum Ende des Kurses auch schwimmen kann. Selbst, wenn das bedeutet, den Kurs mehrfach zu besuchen: "Es gibt auch Teilnehmer, die sind da zwei Jahre dran" erklärt der Vorsitzende. Die Teilnahme koste 40 Euro und sei quasi eine Art Flatrate: "Das geht dann bis zum Seepferdchen. Uns ist wichtig, dass sie schließlich auch schwimmen können." Einzugsgebiet sei dabei das ganze Städtedreieck, teilweise auch darüber hinaus.

Gibt es in benachbarten Städten bereits Probleme mit einem Mangel an Ausbildern, sieht Moch den Verein hier ebenfalls gut aufgestellt: "Wir können da zufrieden sein. Die neuen Ausbilder ziehen wir uns über die Kurse." Wer danach noch dabeibleibt und Mitglied wird, können über verschiedene Kurse selbst zum Riegenführer werden.

Die schlechten Zahlen der Umfrage scheinen auch im kleinen Donaueschinger Ortsteil Hubertshofen nicht zuzutreffen. Trotz der Größe von rund 400 Einwohner gibt es dort ein kleines Freibad und eine eigene DRLG-Ortsgruppe. Der aktuelle Vorsitzende ist David Preis. Der 32-Jährige hat das Schwimmen als Kind auch im Hubertshofener Becken gelernt. Heute gibt er sein Wissen an den Nachwuchs weiter. Die Kurse sind auch hier immer ausgebucht: "Wir nehmen da immer nur zehn Kinder, auf die dann fünf bis sechs Trainer kommen. Diesen Betreuungsschlüssel wollen wir beibehalten. Sicher wäre eine Eins-zu-Eins-Betreuung ideal, das ist allerdings nicht umsetzbar". Anmeldungen merke man sich zwar vor, eine offizielle Warteliste gebe es hier allerdings in der Form nicht: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst."

Ein Kurs dauert in Hubertshofen drei Wochen, mit je vier Unterrichtstagen pro Woche. "Durch den Schwimmkurs generieren wir auch neue Mitglieder. Viele kommen danach zu uns", sagt Preis, der als Vorsitzender auf 89 Mitglieder der Ortsgruppe zurückgreifen kann. "In Hubertshofen haben wir da einen leichten Rückgang."

Auch im kleinen Ortsteil besteht der Anspruch, dass jedes Kind nach dem Kurs schwimmen kann: "Allgemein wird es sicher etwas vernachlässigt, dass Kinder auch das Schwimmen lernen", sagt Preis. Gemessen an der Größe habe Hubertshofen dafür im Verhältnis sehr viele Schwimmer. Die Teilnahme am Kurs kostet hier 50 Euro und schließt ebenfalls mit dem Seepferdchen ab. "Meist öffnet das Schwimmbad hier Ende Juni, das ist wetterabhängig. Entsprechend haben wir für die Kurse auch keine fixen Termine im Jahr", sagt Preis. Unter den Anmeldungen seien Kinder aus dem ganzen Umland dabei: Donaueschingen, Wolterdingen, Bräunlingen.

Umfrage zur Schwimmfähigkeit

Für die DLRG hat das Forsa-Institut 2017 eine repräsentative Umfrage zur Schwimmfähigkeit der Bevölkerung erstellt. Dabei kamen folgende Ergebnisse zutage:

  • Wo das Schwimmen gelernt? Bei den über 60-Jährigen waren es noch 56 Prozent, die in der Grundschulzeit das Schwimmen erlernten, 52 Prozent bei den 45- bis 59-Jährigen, schon nur noch 49 bei den 30- bis 44-Jährigen. Und erschreckend die Zahl bei den jetzt 14- bis 29-jährigen Befragten: Nur noch 36 Prozent lernten das Schwimmen in der Grundschule. Mittlerweile haben rund 25 Prozent der Grundschulen keinen Zugang zu einem Bad.
  • Wie bewerten Sie ihre eigene Schwimmfähigkeit? 14 Prozent der Umfrageteilnehmer bezeichnen sich als sehr gute Schwimmer und 33 Prozent als gute Schwimmer. Für einen durchschnittlichen Schwimmer halten sich 40 Prozent, als schlechten Schwimmer bezeichnen sich 9 Prozent, und 3 Prozent erklären sich zu Nichtschwimmern. Der Anteil der Nichtschwimmer und unsicheren Schwimmer in der Bevölkerung beläuft sich damit auf 52 Prozent. Mehr als die Hälfte der Befragten ist also im Wasser unsicher oder kaum in der Lage, sich selbst zu retten.